Autorin: Tays Jennifer Köper-KelemenDer Leerstand von Geschäftsimmobilien ist angesichts von Online-Shopping, großen Malls und Outlets in vielen deutschen Innenstädten ein wachsendes Problem. Die Fashion Community des VDMD, Verband Deutscher Mode- und Textil-Designer, hat über eine Pop-up-Initiative nun leer stehende Läden in der Würzburger City neu belebt.
Die Fashion Community des VDMD, Verband Deutscher Mode- und Textil-Designer, hat in der Würzburger Innenstadt eine Pop-up-Initiative gegen den Leerstand ergriffen. Vom 14. bis zum 16. September 2023 haben sich parallel zum Stadtfest fünf Designer in leer stehenden Geschäften mit ihren Kreationen und Entwürfen präsentiert. Hinter der Aktion steht die Intention, die City mit kulturellen Angeboten aus den Bereichen Kunst und Design lebendig zu halten, neue Anreize zu schaffen.
Im Fokus der Präsentationen standen nachhaltige Modekollektionen sowie virtuelle Avatar-Shows. Letztere sind das Werk von Kaja Fröhlich-Buntsel. Die Kreative erklärt zu ihrer Arbeit: „Als Gewandmeisterin und Kostümbildnerin am Stadttheater Fürth habe ich mich seit einigen Jahren leidenschaftlich auf die Gestaltung hochwertiger Ausstattungen für Avatare mit digitalen 3–D-Kostümen fokussiert. Die langjährige Tätigkeit am Stadttheater Fürth hat mich dabei mit zahlreichen Eigenproduktionen im Bereich Schauspiel und Musical betraut. Es ist mir ein Herzensanliegen, die hochbrisanten Debatten über Nachhaltigkeit und Ressourcenmanagement in der Modewelt voranzutreiben und die Möglichkeiten der 3–D-Kostümerstellung weiter auszubauen.“
Die Designerin Sophia Schneider-Esleben zeigte mit ihrem Label SSE slow · smart · eco Transformationen von Kunst in Mode. Mit ihren Entwürfen lässt Schneider-Esleben die Aquarelle und Zeichnungen ihres Großvaters Paul Schneider-Esleben wieder aufleben, der als einer der prominentesten deutschen Architekten der Nachkriegszeit gilt. Die Werke kommen in Deutschland als Druck auf Biobaumwolle, in Polen auf Bambus-Textilien. Zudem sind Biofarben für die Kollektionen eingesetzt.
Hinter der Aktion steht die Intention, die City mit kulturellen Angeboten aus den Bereichen Kunst und Design lebendig zu halten, neue Anreize zu schaffen.
Susanne Dienst-Lang stellte mit ihrem Label COWBAND handgemachte Lederarmbänder vor. Es handelt sich dabei um Upcycling-Modelle, eine kleine deutsche Ledermanufaktur beliefert die Designerin mit Restmaterialien. Es gehen 3 Euro pro verkauftem Armband an die Kinderfonds-Stiftung „Free the Children“, die indischen Kinderarbeitern den Schulbesuch ermöglicht.
Mit dem Brand Alpin Lodge präsentierte die Gründerin Tina Noack Kollektionsteile aus Loden. Die passionierte Skifahrerin und Software-Ingenieurin versteht das wasserabweisende, temperaturausgleichende und winddichte Material nicht nur als Basis für traditionelle Trachten, sondern auch für zeitgemäße Mode. Dazu schafft sie lässig-elegante Kombinationen aus Loden und Leder, inspiriert vom Lifestyle der US-Metropole Chicago.
Frei nach dem Motto „Kleidung ist genähte Architektur für den Körper“ bot Anke Frese-Brammer mit ihrer Marke p(lace) art Kleidung und Accessoires dar, die reale oder überarbeitete Fotomotive als Digitaldruck zum Besten geben. Die gelernte Architektin fängt ihre Bilder und Mustervorlagen eigens mit der Kamera ein. Zudem erarbeitet sie über Papier- und Stoffcollagen ihre Entwürfe, schafft eigenwillige Kompositionen und surreale Welten.www.vdmd.de
„Nicht nur der reine Verkauf zählt!“
Gerd Ritzau, VDMD-Beauftragter für Social Media und IT, hat FASHION TODAY Auskunft über das Konzept sowie das Feedback auf die Aktion gegeben.
FT: Ist es das erste Mal, dass Sie eine derartige Kooperation mit Designern ins Leben rufen?
Gerd Ritzau: „Es war nicht die erste Kooperation dieser Art. Es ist erklärtes Ziel aufzuzeigen, dass es sinnvoller ist, in einem Geschäft beraten zu werden, als alles online zu kaufen, um so den Einzelhandel vor Ort wieder zu stärken.“
Nach welchen Kriterien haben Sie die teilnehmenden Designer ausgewählt?
„Die Kriterien, nach denen Designer und Labels ausgewählt wurden, sind Nachhaltigkeit in der Produktion, Materialbeschaffung und Vertrieb der Produkte. Da Designerinnen und Designer sich in ihrem Metier auskennen, können diese nicht nur verkaufen, sondern auch Kundinnen und Kunden vor Ort darin beraten, was zu ihrem Typ passt. Es soll dem schwächelnden Einzelhandel so vor Augen geführt werden, dass nicht nur der reine Verkauf zählt, um Kundinnen und Kunden zu gewinnen und zu halten. Diese suchen auch ein persönliches Gespräch sowie Beratung.“
Wie war das Feedback auf das Event?
„Das Event wurde sehr gut aufgenommen. Viele Kundinnen und Kunden, die wir begrüßen durften, haben ihr Bedauern darüber geäußert, dass der Leerstand nur für drei Tage belegt war. Sie wünschen sich, dass es derartige Initiativen etwas länger und öfter gibt. Entsprechend sind nunmehr weitere Aktionen dieser Art geplant. Das nächste große Event findet im Frühjahr 2024 statt.“