Autor: Markus Oess„Mehr geht nicht“, sagt Manuel Serrão, der die portugiesische Sourcingmesse modtissimo organisiert. Er meint damit, dass die Messe eigentlich von der Qualität her den Gipfel erreicht hat, aber immer noch einige wenige Aussteller vertrösten muss, die eigentlich auf die Messe gehören. Eine weitere Halle dazuzupacken, würde auf der anderen Seite die Qualität der Messe verwässern. Fest steht: Portugal ist lange kein Geheimtipp mehr, wenn es um Nachhaltigkeit, Qualität und Funktion geht. Das Land hat sich als Produktionsstandort positioniert.
Zunächst die Chronistenpflicht: Die Macher der portugiesischen Sourcingmesse modtissimo (13. und 14. September) im Exponor blicken zufrieden auf die 60+2-Ausgabe der Messe in Porto. Das Ergebnis sei sehr positiv, was sich auch an den zahlreichen Einkäufern zeige, die die älteste Textilmesse der Iberischen Halbinsel besuchten. Die Messe zählte 5.089 portugiesische Buyer. Aus dem Ausland kamen 510 Fachbesucher. Ein Plus von gut 10 Prozent. „Gleich am ersten Tag verzeichneten wir einen Besucherzuwachs von 20 Prozent im Vergleich zur letzten September-Ausgabe. Mehr als zwölf Nationalitäten besuchten die Messe, um die portugiesischen Unternehmen zu treffen, von europäischen Ländern bis hin zu japanischen, amerikanischen, israelischen oder kanadischen Käufern“, sagt Manuel Serrão, CEO der Associação Selectiva Moda, die für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich zeichnet. 260 Aussteller präsentierten rund 300 Kollektionen. Damit war die Messe ausgebucht.
Gekommen waren auch die Staatssekretäre für Wirtschaft und Internationalisierung. „Wir hatten lange keinen Besuch von Regierungsmitgliedern erhalten und jetzt bekamen wir zwei. Es zeigt, dass die Regierung den Sektor unterstützt“, sagt Serrão. „Der portugiesische Textilsektor hat es geschafft, die europäischen Markttrends zu antizipieren, und ist daher besser in der Lage, einen hohen Exportfluss im Jahr 2023 aufrechtzuerhalten“, meint Bernardo Ivo Cruz, Staatssekretär für Internationalisierung. Sein Amtskollege Pedro Cilínio, Staatssekretär für Wirtschaft, ergänzt: „Ungeachtet der negativen konjunkturellen Schwankungen wussten Textiliten, wie sie Märkte erhalten und sich an der richtigen Stelle positionieren – die Wette auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft und damit auf die Steigerung der Wertschöpfung.“
Wir haben mit Serrão vor Ort gesprochen. Für ihn ist klar: Die Messe stößt im doppelten Sinne an ihre Grenzen. Auf der einen Seite sind nahezu alle relevanten Firmen auf der Messe und nur eine Handvoll müssten noch untergebracht werden, auf der anderen Seite würde die Qualität der Messe leiden, nähme die Messe nun ohne Prüfung Aussteller auf. Drei Firmen stünden noch auf der Warteliste, sagt Serrão. Er suche nach Lösungen. Gut 15 Prozent mehr internationale Einkäufer seien nach Porto gekommen. Um die Einkäufer, speziell auch aus dem asiatischen Raum, kümmert sich der Veranstalter mit einem besonderen Programm. Wird es wieder ein neues Partnerland geben? Möglicherweise sei Belgien ein Kandidat, antwortet Serrão. Im Augenblick sei die globale Situation nicht einfach, aber er hoffe, dass sich 2024 Besserung einstelle. Serrão strahlt Zuversicht aus. Das war vor dem Angriff der Hamas auf Israel; ein weiterer Konfliktherd, der einen international verheerenden Flächenbrand auslösen könnte.
iTechStyle Showcase
Der in Zusammenarbeit mit citeve organisierte iTechStyle Showcase zeigte die Innovationen der Branche. Der iTechStyle Green Circle war mit 52 Koordinaten, die mit Produkten von fast einem halben Hundert portugiesischen Unternehmen entwickelt wurden, die größte Ausstellung überhaupt. Das Forum konzentrierte sich stark auf biobasierte Materialien und natürliche Prozesse und wurde zum ersten Mal präsentiert. „Wir hatten einen guten ersten Tag“, sagt Cristina Castro gegenüber FT. Sie kümmert sich um die internationalen Messeauftritte der citeve. Nachhaltigkeit ist ein Zukunftsthema, keine Frage, umso bedeutsamer ordnet sie ihre Botschaft ein: „Was Recycling angeht, konnten wir den Loop schließen! Eine gute Nachricht. Unsere Showcases finden natürlich Resonanz, wichtiger ist, sie sind gelebte Praxis.“ Allerdings warnt die Managerin vor den Herausforderungen der Zukunft, von Umweltbelastungen über den Klimawandel bis hin zu den geopolitischen Konflikten. Dennoch will sie sich nicht von den Kernbotschaften abbringen lassen. Insgesamt bewege sich die Branche in die richtige Richtung.
Vonseiten der Aussteller gab es jedenfalls Zustimmung. „Ich habe in den letzten Jahren volle Messen erlebt und frage mich, ob dieser Pavillon nicht schon etwas zu klein ist. Wie Sie sehen, sind alle Plätze voll“, sagt João Castro, Louropel. „Jede Ausgabe von modtissimo überrascht uns mit der Quantität/Qualität der nationalen und internationalen Besucher. Diese Besucher ermöglichen es uns, unsere Kundenkette zu erweitern“, ergänzt Patricia Silvia, MMRA.
Schaubilder