Autor: Alexander LanghorstIn den vergangenen Jahren hat sich der Blick der Investoren immer stärker auch auf den indischen Subkontinent als mögliches interessantes Investitionsziel verschoben. Neben den in den letzten Jahren stärker in den Fokus rückenden geopolitischen Risiken und der Null-Covid-Strategie in China spricht auch der Umstand, dass Indien inzwischen das bevölkerungsreichste Land der Erde ist, für den Standort. Zudem verfügt Indien im Vergleich etwa zu China noch über weiteres Wachstums- und Aufholpotenzial, sodass sich hier für den Investor in den kommenden Jahren durchaus noch attraktive Chancen ergeben können.
Beim Blick auf mögliche Investitionstargets sollte der europäische Investor in einem so fernen Zielmarkt seinen Fokus jedoch auf etablierte und seit Jahren erfolgreich am Markt tätige Unternehmen legen. Wenngleich diese vielleicht nicht so große Chancen wie ein innovatives und wachstumsstarkes junges Unternehmen besitzen, ist auf der anderen Seite das Risiko hier auch entsprechend geringer. Angesichts der weiterhin intakten Wachstumsaussichten auf dem Subkontinent sollte sich ein eher konservativer Investmentansatz hier jedoch nicht nachteilig auswirken.
Die im Jahre 1958 im indischen Mumbai gegründete Reliance Industries Limited firmierte bei Gründung noch unter dem Namen Reliance Commercial Corporation, änderte ihre Firmierung im Jahre 1966 in Reliance Textiles and Engineers und firmiert seit 1973 unter dem noch heute gebräuchlichen Namen. Seit dem Jahre 1977 wird die Aktie an der Börse gehandelt. Heute ist Reliance Industries nicht nur das größte börsennotierte Unternehmen Indiens bezogen auf die Marktkapitalisierung, sondern gehört seit 2023 auch zu den Fortune-500-Unternehmen weltweit und ist dort unter den 100 größten Konzernen zu finden.
Typisch für Unternehmen aus Schwellenländern – insbesondere bei der inzwischen erreichten Größenordnung des Konzerns –, handelt es sich um ein Konglomerat, das in einer Vielzahl von verschiedenen Wirtschaftszweigen aktiv ist. Schwerpunkte bilden die Bereiche Petrochemie und Textilien. Der Bereich Petrochemie ist auch das wichtigste Segment im Gesamtkonzern. Darüber hinaus ist Reliance auch noch in den Bereichen Energie, Gas, Telekommunikation und Massenmedien tätig.
Die Tochtergesellschaft Reliance Retail, ebenfalls mit dem Hauptsitz in Mumbai, wurde im Jahr 2006 gegründet und ist das derzeit größte Handelsunternehmen auf dem indischen Subkontinent mit insgesamt über 18.000 Standorten in 7.000 Städten und mehr als 245.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Filialen bieten Lebensmittel, Bekleidung, Schuhe, Spielwaren, Haushaltswaren, elektrische Geräte sowie landwirtschaftliche Geräte und Betriebsmittel. Am Markt tritt Reliance mit mehr als 45 verschiedenen Marken und Labels auf, im März 2023 erfolgte zum Beispiel die komplette Übernahme von Metro Cash & Carry India zu einem Kaufpreis von 360 Millionen US-Dollar. Zudem ist Reliance Retail auch der größte Fashion- und Lifestyle-Anbieter auf dem dortigen Markt.
Die Tochtergesellschaft Reliance Retail, ebenfalls mit dem Hauptsitz in Mumbai, wurde im Jahr 2006 gegründet und ist das derzeit größte Handelsunternehmen auf dem indischen Subkontinent mit insgesamt über 18.000 Standorten in 7.000 Städten und mehr als 245.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Auch aus Sicht von internationalen Investoren ist die Retail-Sparte des Konzerns eine interessante Investmentchance auf dem Subkontinent und ermöglicht eine Partizipation an den bestehenden Wachstumschancen. So werden inzwischen 4,32 Prozent der Anteile von Reliance Retail von verschiedenen Private-Equity-Unternehmen gehalten. Zuletzt erwarb im August 2023 die Qatar Investment Authority einen Anteil von 0,99 Prozent der Handelssparte zu einem Preis von 1 Milliarde US-Dollar, womit Reliance Retail eine Bewertung von 100 Milliarden US-Dollar zugestanden wird. Dies entspricht gut 53 Prozent der aktuellen Marktkapitalisierung des Gesamtkonzerns.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 (31. März) erzielte Reliance Industries Umsatzerlöse in Höhe von umgerechnet 109,06 (93,7) Milliarden US-Dollar bei einem operativen Ergebnis (EBIT) von 13,0 (11,1) Milliarden US-Dollar und einem Ergebnis nach Steuern von 8,3 (8,14) Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie (unverwässert) von 2,45 US-Dollar nach 2,43 US-Dollar im Vorjahr. Die Anteilseigner erhalten eine Dividende von 0,18 nach 0,17 US-Dollar im Vorjahr.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet GSC Research in Anlehnung an die Guidance des Managements mit einem Umsatzwachstum im Bereich von etwa 7 Prozent auf umgerechnet rund 116 Milliarden US-Dollar, bei einem auf etwa 14,3 Milliarden Euro verbesserten EBIT und einem Ergebnis je Reliance-Aktie von etwa 2,67 US-Dollar. Im Folgejahr ist mit ähnlichen Zuwachsraten zu rechnen, unterstellt, dass die weltweite Konjunktur im Allgemeinen und die indische im Speziellen nicht unerwartet schwächelt. Insbesondere für längerfristig ausgerichtete Investoren bietet die Reliance-Industries-Aktie die Chance, von den Wachstumsperspektiven auf dem indischen Subkontinent zu profitieren. Durch die breite Aufstellung in einer Vielzahl von Segmenten und Branchen sollte sich diese Spekulation auch erfolgreich umsetzen lassen. Den fairen Wert der Aktie sieht GSC Research im Bereich von etwa 63 Euro, sodass sich auf dem aktuellen Niveau eine durchaus interessante (Nach-) Kaufgelegenheit eröffnet. Investoren sollten jedoch in jedem Fall auch mögliche Risiken aus Wechselkursschwankungen zwischen der indischen Rupie und dem Euro bei ihren Anlagedispositionen im Blick behalten.
