Autorin: Tays Jennifer Köper-KelemenRahul Mishra ist der erste indische Designer, der auf der Pariser Haute Couture Week seine Kreationen zeigte. Zur Saison Herbst/Winter 2023 ließ er die Models mit aufwendig bestickten Entwürfen über den Catwalk schreiten. Mit seiner Marke setzt er sich für Slow Fashion ein sowie die Erhaltung von traditionellem, indischem Kunsthandwerk.
Rahul Mishra. Der Designer, der als erster indischer Kreativer die Pariser Haute Couture Week eroberte. Zur Saison Herbst/Winter 2023 zeigte er auf dem Laufsteg der hohen Schneiderkunst seine bis dahin bereits viel beachteten Entwürfe. Es waren aufwendig bestickte Kleider zu sehen, die mitunter mit kunstvollen Tier- und Pflanzenmotiven Aufmerksamkeit auf sich zogen. Pailletten, Glanz und Transparenz schafften als stilprägende Elemente bewegte, vielschichtige Eindrücke. Die gesamte Kollektion präsentierte sich unter dem Leitfaden „We, the people“. Denn: Die Bedeutung von Menschen stellt für die Marke mit zwei Flagship Stores in New Delhi und Mumbai einen wichtigen Ankerpunkt im Produktionsprozess dar. Mishra unterstützt Gedanken um Slow Fashion und Nachhaltigkeit. Seine Mode möchte er als Instrument nutzen, um die lokale Handwerksgemeinschaft in Indien zu stärken. Die bereits verstorbene Franca Sozzani, ehemalige Chefredakteurin der italienischen Vogue, soll Mishra einst dafür gelobt haben, dass er „die besten und die eigenartigsten Merkmale seines Landes hervorhebt“.
Das Designhaus orientiert sich an der „Philosophie der drei E“ – Environment, Employment und Empowerment. Es ist erklärtes Ziel, Luxus nicht nur aus dem Blickwinkel des Konsums zu betrachten, sondern auch den Aspekt der Mitbestimmung und lokalen Beteiligung zu berücksichtigen. So sind sämtliche Entwürfe in indischen Ateliers entstanden.
Die Fertigstellung eines Haute-Couture-Designs erforderte im Durchschnitt, je nach Silhouette, etwa 3.000 Stunden. Die Kunsthandwerker will Mishra entsprechend in den Mittelpunkt seiner Erzählungen rücken. Er sieht diese als Schnittstelle an, an der künstlerischer Ausdruck auf handwerkliches Können und technisches Know-how trifft. Sie haben seinem Empfinden nach die einzigartige Fähigkeit, Fantasie in Realität umzusetzen. Das Atelier wird in diesem Zusammenhang als komplexer Organismus verstanden, in dem jedes Organ auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet. Und der Beitrag der Gemeinschaft soll eine angemessene Wertschätzung erfahren. Dabei fördert man die kulturelle Erhaltung von traditionellem Handwerk auch über die Unterstützung von Remigration – von der Arbeit in dicht besiedelten Sub-Factories großer Städte bis hin zur Beschäftigung in kleinen Gemeinden indischer Dörfer.