Autor: Andreas GrüterWährend Stoffe und Produktion made in India international seit jeher einen hohen Stellenwert genießen, sind zeitgenössische indische Fashionlabels in westlichen Boutiquen nach wie vor absolute Mangelware. Zu Unrecht, wie ein Blick in die facettenreiche Modelandschaft des Subkontinents zeigt. Welche stilistischen Raffinessen wir jenseits von Sari und Dhoti entdeckt haben? Lesen Sie selbst.
Almost Gods
Schwer beeindruckt von den Möglichkeiten der modischen Demokratisierungskraft der Streetwear- und Sneakerkultur, die er während seines Studiums in den USA kennengelernt hatte, gründete Dhruv Khurana nach seiner Rückkehr ins heimische Neu-Delhi mit Almost Gods kurzerhand sein eigenes Streetfashion-Label. Das Ziel: Schulter an Schulter mit den Besten der Modewelt zu stehen und dabei die eigene südasiatische Identität als Markenzeichen zu etablieren. Die Zutaten: eine verspielte und oftmals farbenprächtige Kombination aus indischer Handwerkskunst, opulenten Schnitten und Detailarbeiten sowie einer zeitgenössischen Ästhetik, die sich sowohl an das heimische als auch an ein internationales Publikum richtet. Ein Ansatz, der das Label nicht nur in die Hot-Shot-Rubriken renommierter Modepublikationen katapultierte, sondern die Herren-, Damen- und Unisex-Entwürfe auch auf diverse internationale Laufstege brachte, darunter die London Fashion Week.
HUEMN
Fashion, Art, Politics – HUEMN (gesprochen: Human) treibt sich auf vielen gesellschaftlichen Spielwiesen herum. 2012 von Pranav Mishra, neben seinem Job als HUEMN-CEO auch ein bekannter indischer Dichter, und Shyma Shetty, ihres Zeichens Designerin, Illustratorin und Autorin, in Neu-Delhi gegründet, setzt das Label mit seinen umfangreichen Kollektionen auf extravagant gestaltete und handgefertigte Unisex-Styles, die nicht nur immer wieder Genderfragen aufwerfen und bewusst nicht beantworten, sondern gerne auch ein gutes Stück weit über das Format „Fashion“ hinausgehen. So lotet man mit den Capsule Collections des HUEMN Projects etwa die Verbindung zwischen Mode und Literatur oder Wissenschaft aus, experimentiert mit provokanten Schnitten und Prints an neuen Formgebungen oder arbeitet mit dem US-amerikanischen Fotografen Mark Hanauer am gemeinsamen Kunstprojekt HUEMN Stories. Vielfach für seine Arbeit ausgezeichnet hat das Duo seine Entwürfe bereits auf der Mailänder Modewoche vorgestellt und mit Brands wie Reebok, Swarovski, PUMA und Pepsi Kollabo-Pieces auf den Markt gebracht.
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KGL
Hochwertige Stoffqualitäten treffen auf raffinierte Schneiderkunst, lässiger Luxus auf fantasievollen Streetstyle und über allem schwebt der Geist absoluter stilistischer Freiheit – KGL verkörpert wie kaum ein anderes Label die Aufbruchsstimmung der neuen indischen Designergeneration. 2014 von der damals gerade 25-jährigen Kanika Goyal in Neu-Delhi gegründet, schaffte es der Brand nicht nur auf Anhieb in die üblichen branchenrelevanten Rankings von Forbes und Co. sowie in die Features diverser internationaler Modegazetten, sondern sorgte mit seinen Womenswear- and Menswear-Entwürfen auch schon früh auf den Catwalks der New Yorker und Pariser Fashion Weeks für Furore. Heute ist KGL mit Händlern in den USA, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien, Japan und Europa auf allen relevanten Modemärkten vertreten und kann diverse Kollaborationen mit Marken wie adidas Originals oder Absolut vorweisen, ebenso eine illustre Fanbase, darunter Musiker, DJs und Schauspieler wie M. I. A., DJ Snake, Manuel Turizo und Deepika Padukone.
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