Autor: Markus OessWie sieht man die Zukunft der Warenhäuser in der Düsseldorfer Zentrale, nachdem im März dieses Jahres ein Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt werden musste? „In unseren Häusern haben wir seit 122 Jahren ausgezeichnete Mitarbeiter:innen, die unseren Kund:innen eine qualitativ hochwertige Beratung, ein familiäres Umfeld und ein einzigartiges Einkaufserlebnis ermöglichen. In unseren Ateliers können Änderungswünsche problemlos umgesetzt werden. Kund:innen finden durch unsere Serviceleistungen das perfekte Outfit für jede Gelegenheit“, wirbt das Unternehmen mit Tradition, Service und moderneren, an die Kunden angepassten Angeboten. Wie Düsseldorf sein Selbstverständnis kommuniziert.
„Das Verfahren läuft aktuell planmäßig. Die Gläubigerversammlung hat dem Restrukturierungskurs zugestimmt, als Nächstes steht Ende August die Bestätigung des Insolvenzplans bevor. Der Plan sieht eine weitgehende Beschäftigungssicherung und Standortgarantie für die Peek & Cloppenburg-Gruppe Düsseldorf in Deutschland vor. Eine Investorenvereinbarung mit der Hauptgesellschafterin als Basis für den Sanierungsplan ist bereits unterzeichnet“, antwortet das Unternehmen auf FT-Anfrage.
Rückblick: Im März dieses Jahres hatte die Modekette beim zuständigen Amtsgericht in Düsseldorf überraschend einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt. Dieses solle helfen, den „krisenbedingt angestoßenen Restrukturierungsprozess des Unternehmens zu beschleunigen“, teilte das Unternehmen seinerzeit mit. Alle 67 Verkaufshäuser in Deutschland sowie der Online-Shop sollten ohne Einschränkung geöffnet bleiben. Im weiteren Verlauf wurden für die Mitarbeitenden erfolgreich Insolvenzgeld beantragt, die Neuorganisation der Zentrale inklusive Stellenreduktion umgesetzt und weitere Schritte zur Restrukturierung vorgenommen. Nach den drei Monaten im Schutzschirmverfahren bestätigte das zuständige Amtsgericht in Düsseldorf den Restrukturierungskurs Anfang Juni. Rund 350 von insgesamt über 1.500 Arbeitsplätzen in den Düsseldorfer Zentralbereichen sollen wegfallen. Auf der Fläche ist kein Stellenabbau geplant. „Das Ziel ist unverändert, die Verfahren der Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, sowie der Einkaufsgesellschaft Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG vor Jahresende abzuschließen“, heißt es weiter aus dem Headquarter.
Aber ist ein Geschäftsmodell, wie es P&C Süd als filialisierter, nicht vertikal integrierter Großflächenanbieter verfolgt, weiterhin tragfähig? „Grundsätzlich ja. Aber auch hier gilt es, die Präferenzen der Kundinnen und Kunden ins Visier zu nehmen und Hand in Hand mit ihnen den Wandel zu bewältigen“, antwortete Stephan Fetsch, Head of Retail und Head of Consumer Goods bei KPMG, Köln, im April dieses Jahres im FT-Interview. Online bleibe ein wichtiges Thema, das in den kommenden Jahren quer über alle Kundengruppen hinweg weiter an Bedeutung gewinnen werde. „Wir sind noch nicht am Ende der Verlagerung von der Fläche in die Welt des E-Commerce angelangt – ganz im Gegenteil. Mit dem Metaverse ist zu erwarten, dass die Fläche unverändert unter Druck bleibt; hier jedoch nicht nur durch ortsungebundenen Handel, sondern auch durch den Verkauf von rein digitalen textilen Produkten und Accessoires“, sagt Fetsch weiter. Das Problem für P&C: Genau hier findet sich einer der Gründe für die Schieflage.
Die Düsseldorfer führten gleich mehrere Gründe an: Die Folgen der COVID-19-Pandemie hätten zu einem massiven Umsatzeinbruch geführt und so die Liquidität des Unternehmens belastet. „Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht“, sagte Steffen Schüller, seit Juni 2022 Geschäftsführer bei der Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf. Dazu komme die Konsumzurückhaltung durch den Ukrainekrieg seit Februar 2022. Lieferengpässe, erhöhte Energie-, Lohn- und Sourcing-Kosten, steigende Zinsen und die leichte Rezession haben die wirtschaftliche Situation der Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, zum Ende des vergangenen Jahres hin weiter belastet und auch der milde Winter habe keine weiteren Kaufanreize ausgelöst.
Überdies habe die Online-Strategie nicht den gewünschten Erfolg gehabt, so das Unternehmen weiter. Um sich dem durch die COVID-19-Pandemie veränderten Kaufverhalten anzupassen, hatte P&C seit dem Jahr 2021 die Online-Aktivitäten stark ausgeweitet und „erhebliche Investitionen in Personal-, Sachmittel und Marketing in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags“ getätigt. Nur der erhoffte Erfolg stellte sich offenbar nicht ein. „Wir halten unverändert an unserer Multibrand-Omnichannel-Strategie fest. Unser Fokus liegt jetzt klar auf unserem Kerngeschäft im stationären Einzelhandel und damit bei unseren Stores. Der Online-Bereich ist nach wie vor wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells, hier werden wir jedoch zurückhaltender agieren als noch in den Jahren zuvor“, sagte Thomas Freude, seit Jahresbeginn P&C-Geschäftsführer, im März.
„Wir planen als P&C-Gruppe dieses Jahr noch die Eröffnung eines ANSON’S-Haus in Regensburg sowie insgesamt fünf neue Standorte der P&C KG, Wien in Osteuropa“
Laut Aussagen der Düsseldorfer habe es vor allem in den ersten Tagen nach Bekanntwerden der Schieflage eine große Unterstützung durch die Kundinnen und Kunden gegeben. Das Management sei darin bestärkt worden, alle Standorte zu erhalten und keine Schließungen vorzunehmen. Tatsächlich hat P&C Süd in diesem Jahr den Conscious Fashion Store in Berlin sowie ein neues Haus in Bonn eröffnet. „Damit sind wir sehr zufrieden und konnten wichtige Projekte auf dem deutschen Markt abschließen. Wir planen als P&C-Gruppe dieses Jahr noch die Eröffnung eines ANSON’S-Haus in Regensburg sowie insgesamt fünf neue Standorte der P&C KG, Wien in Osteuropa“, kündigen die Düsseldorfer an.
Aber wie lautet das eigene Verständnis der Warenhäuser in den Stadtzentren? Was muss verändert werden, um das eigene Überleben zu sichern und auch gegenüber der Konkurrenz zu bestehen. Keine einfache Frage, denn Veränderungen kosten eben Zeit, zuweilen viel Zeit, und sie kosten erst mal Geld, bevor sie welches bringen. „Unsere Häuser sind in vielen Städten und Gemeinden ein wichtiger Anlaufpunkt für Kund:innen. Der stationäre Handel zieht die Besucher:innen in die Innenstädte und leistet seinen Beitrag für ein lebenswertes Umfeld. Dazu sind wir auch mit der lokalen Wirtschaft und Politik in stetigem Austausch, um die Innenstädte auch in Zukunft attraktiv zu gestalten. Als Multimarken-Modehändler bieten wir unseren Kund:innen omnichannel eine kuratierte Auswahl an Modetrends aus Premium-Labels, angesagten jungen Marken und innovativen Exklusivmarken“, antwortet Düsseldorf und verweist auf die jüngsten Neueröffnungen.
„Mit dem kürzlich eröffneten Verkaufshaus in Bonn präsentieren wir das moderne P&C– Konzept. Dies beinhaltet zum Beispiel IVYS Coffee, hier bieten wir Kaffee aus biologischem Anbau und eigener Röstung an und laden dazu ein, mit warmen und kalten Snacks und Kuchen die Shoppingpause zu genießen. In den kommenden Monaten soll auch das Weltstadthaus Düsseldorf durch einen weiteren Standort von IVYS Coffee bereichert werden. Mit dem Conscious Fashion Store in Berlin haben wir außerdem Raum für Neues und Nachhaltigeres geschaffen. Learnings aus diesem neuen Store sollen in Zukunft auf weitere Verkaufshäuser übertragen werden.“ Auf mögliche Learnings aus dem profitablen Geschäft in Österreich und CEE (Osteuropa), um das sich die eigenständige Peek & Cloppenburg KG, Wien, kümmert, ging das Unternehmen nicht ein.