Bekleidung und Konsumgüter: Auftragsrückgang

©pixabay

Asien

Die Lieferketten-Experten des Bochumer Softwarehauses Setlog sehen seit einigen Monaten, dass Händler weniger Produktionsaufträge als im Vorjahr bei ihren Lieferanten platzieren. Im Schnitt sanken die Stückzahlbestellungen um 18 Prozent. Immerhin: Die trüben Umsatzaussichten werden durch niedrige Transportkosten etwas aufgehellt. Die Frachtraten für Seefrachtcontainer aus Fernost sind auf ein stabiles niedriges Niveau gefallen. So kostet der Transport eines 40-Fuß-Standard-Containers aus Asien an die Nordseehäfen je nach Relation unter 1.200 US-Dollar. Zum Vergleich: Während der Corona-Pandemie mussten Importeure bis zu 16.000 US-Dollar für den Transport einer Stahlbox bezahlen, auf dem Spotmarkt sogar bis zu 20.000 US-Dollar.

WERBUNG

Setlog zufolge gibt es aber auch einige Firmen, die bis zu 15 Prozent mehr Ware als im Vorjahr bei ihren Lieferanten, die zum Großteil in Fernost sitzen, bestellten. Umgekehrt gibt es auch Ausreißer nach unten, die bis zu 35 Prozent geringere Bestellvolumen platzieren. Das lässt sich aus einer Analyse von 80 Setlog-Kunden und Brands vom 3. August ablesen. Untersucht wurden die Stückzahlbestellungen in den Zeiträumen von 1. Januar bis 30. September der Jahre 2022 und 2023.

Setlog wertete auch die geographischen Veränderungen bei den Fashion-Importen aus: In Bangladesch werden beispielsweise annähernd die gleichen Stückzahlen bestellt wie im Vorjahreszeitraum. Lieferanten in Vietnam produzieren 2023 sogar etwas mehr. Verlierer ist China: Die Unternehmen ordern rund 3,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. „Die geopolitische Situation trägt dazu bei, dass Lieferanten in China tendenziell weniger Aufträge bekommen. Dagegen profitieren Zulieferer in Vietnam oder auch Indien“, sagt Setlog-Vorstand Ralf Düster. Düster denkt nicht, dass sich die Lage der Unternehmen hierzulande schlagartig ändern wird. „Die hohe Inflation, steigende Zinsen und die zuletzt schlechten Wirtschaftsprognosen des Internationalen Währungsfonds IWF lassen die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht in Einkaufseuphorie verfallen“, sagt er.

WERBUNG

Die Ergebnisse vieler Importeure von Bekleidung, Spielwaren, Computern und so weiter werden im zweiten Halbjahr dieses Jahres nicht nur durch eine geringere Nachfrage geschmälert, sondern auch durch höhere Preise im Einkauf. Bereits im Vorjahr beobachtete Setlog eine Verteuerung um 8 bis 15 Prozent in Asien und Südosteuropa inklusive der Türkei.

Dass die höheren Einkaufspreise für Produkte aus Fernost zu einer Welle von Produktionsverlagerungen von Fashion oder Haushaltsgeräten von Fernost nach Deutschland oder seine Nachbarländer führt, schließt Düster aus. „Die Produktions- und Lohnkosten sind in Deutschland und Europa noch höher als vor dem Krieg in der Ukraine. Ein Re- und Nearshoring ist für diese Branchen nicht zu erkennen“, sagt Düster. Selbst Länder wie die Türkei, wo im Vergleich zu Deutschland günstiger produziert werden kann, hätten zumindest im Fashion-Bereich keine großen Zuwächse zu verzeichnen.

Die Entspannungen im Seefrachtmarkt haben für Importeure noch einen weiteren Vorteil: Sie können kurzfristiger als noch zu Corona-Zeiten ihre Bestellungen verändern. Denn verglichen mit den Jahren 2021 und 2022 werden die Container aus Fernost im Schnitt acht Tage früher an die Nordseehäfen transportiert. Auch gibt es deutlich pünktlichere Lieferungen durch verbesserte Planung. Durchschnittlich müssen die Unternehmen mit einer Laufzeit von 35,4 Tagen rechnen. Im Vergleich zur Zeit vor der Covid-19-Pandemie ist durchaus noch Luft nach oben. 2019 betrug die Transportzeit 31 Tage. Auch der Nachlauf, also die Transportzeit der Container von den Häfen zu den Lagern auf Schiene oder Straße, hat sich verbessert. Er ging von durchschnittlich acht Tagen auf 5,7 Tage zurück.