„Salon de travail“

MAN / WOMAN Paris

Erklärtes Ziel bleibt ein „Salon de Travail“, auf dem auch geschrieben wird. Die handverlesene Exklusivität ist ein Gütesiegel. ©Aline Dassel auf pixabay
Autor: Winfried Rollmann

Während der Paris Fashion Week Men fand an der Place Vendôme wieder die MAN/WOMAN Shows statt. Eine kleine, feine Messe, die internationalen Ausstellern mit pointierten Konzepten eine perfekte Plattform gibt. 

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Antoine Floch, der Messemacher, will das Format bewusst klein und besonders halten. Brands aus den USA, Japan und Korea sind neben profilierten Europäern vertreten. Floch glaubt nicht mehr an große Messen und seine Skepsis wurzelt in der eigenen Erfahrung: In den Zeiten, in denen MAN/WOMAN deutlich größer war, ging der Community-Gedanke verloren. In einer Ausstellerzahl von 75 bis 80 Marken sieht er eine kompakte, überschaubare Größe, die es Brands und Einkäufern erlaubt, gut zueinanderzufinden. Flochs erklärtes Ziel bleibt ein „Salon de travail“, auf dem auch geschrieben wird. Das rege Treiben im Pavillon Vendôme gibt ihm recht. Die handverlesene Exklusivität ist ein Gütesiegel.

Gitta und Peter Plotnicki von Merz b. Schwanen können das bestätigen. Für sie ist es die wichtigste Messe. Ihre Präsenz auf der New Yorker Edition von MAN/WOMAN hat beispielsweise zum Hype um das loopwheeled white T-Shirt geführt. Es wurde in der hippen Disney-Serie „The Bear“ vom Hauptdarsteller getragen. Als C. Spirakis in den Medien offenbarte, wo das T-Shirt her ist, brach bei Merz b. Schwanen der Onlineshop wegen Überlastung zusammen. Die von Anfang an nachhaltige schwäbische Brand wird immer mehr zum Komplettanbieter. Die neuen Overshirts und Hosen erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

Das Label APPLIED ART FORMS aus den Niederlanden ist ein Beispiel für spektakuläre Produktentwicklung. Ihr Fallschirmspringer-Parka aus japanischer Seide und einem Frottee aus Wool/Cotton ist einem historischen Original von 1953 nachempfunden. Die verwendeten Stoffe kommen im Grunde alle aus Japan. Entwicklung und arty Finishes finden in Holland statt. Das exklusive Label hat den Coldplay-Bassisten Guy Berryman mit im Boot und ist bei Dover Street Market, MR PORTER oder ANDREAS MURKUDIS vertreten.

Spektakulär schöne T-Shirts und Hoodies gibt es bei KANEMASA, einer gediegenen Manufaktur, beheimatet in Japan. Auf eigens entwickelten Maschinen werden ultrafeine, unvergleichliche Cotton-Jerseys gestrickt – T-Shirt-Couture für Kenner.

Authentische französische Arbeitskleidung von VETRA seit 1927 und organic Ringelstrick von Orcival seit 1939 sind mittlerweile gefragte Artikel bei modischen Ausstattern. Die Leinenjacken von VETRA haben es auch in den gehobenen Handel in der DACH-Region geschafft. Ihr Erkennungszeichen bleibt das 100-Prozent-Made-in-France.

Maison Labiche schafft es über wie mit der Hand bestickte Shirts und ein Côte-d’Azur-Feeling, französisches Savoir-vivre einzufangen – eine unwiderstehliche Mischung. Farben und Motive sind seaside-frisch und erzählen von mediterraner Mythologie.

MonoStereo aus L. A. wandelt auf den Spuren der Hippies und überzeugt mit sonnengebadeter unplugged Fantasie. Outfits mit „Burning Man“-Festival-Flair. 

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Vintage Heavy oder Samuel Zelig, ebenfalls L. A., kreieren mit Stick und Print ihre eigenen Wide-West-Stilwelten. Sie haben das Zeug zu ganz speziellen Unikaten im Sortiment.

Wythe geht auf die Suche nach real American authentics. Peter Middleton will die Seele der Oxford Shirts, wie sie Miles Davis getragen hat, einfangen oder mit Perlmuttdruckknöpfen an einem Jeanshemd à la James Dean überzeugen. Dieser Traum eines verlorenen Amerikas wurde zum Label Wythe.

Easymoc liefern in den States gefertigte Mokassins auf Vibram-Sohlen dazu. Tradition mit der Technologie von heute.

Die Japaner von Aloha Blossom kreieren faszinierend neue Hawaii-Prints, die ganz und gar nichts mit Hibiskusblüten und Surfern im Sinn haben. Die originellen Motive auf fließenden Stoffen sind echte Fashion-Highlights.

NATAL DESIGN ist ein weiterer erfrischender Design-Ansatz aus Japan. Mit ihren Produkten möchten sie Kunden auf Happiness und Fun einstimmen. Eine eigenwillige, lebensbejahende Botschaft, die sich in funky Badeshorts, Frottee-Hoodies oder perfekter Biker-Rainwear ausdrückt.

Die kleine Auswahl zeigt die Lebendigkeit des Fashion-Biotops MAN/WOMAN. Für Einzelhändler, die mehr wollen als die allgegenwärtigen Standards, die ihre Angebote mit echten Besonderheiten bereichern möchten und die Einzigartigkeit suchen, ist MAN/WOMAN eine echte Fundgrube. Deutsche Händler sind im internationalen Kundenportfolio bisher noch deutlich unterrepräsentiert.