Autor: Maximilian FuchsSeit 1997 zählt die internationale Fachmesse für Naturtextilien (INNATEX) zu den wichtigsten Anlaufstellen für ethische Mode. Vom 29. bis 31. Juli 2023 findet die 52. Edition in Hofheim-Wallau bei Frankfurt am Main statt. Als Leitthema steht „NOW“ im Mittelpunkt, was auf die Dringlichkeit des nachhaltigen Wandels hinweist. Wir haben mit Projektleiter Alexander Hitzel über die Messe, den digitalen Wandel und spannende Brands gesprochen.
FT: Herr Hitzel, was wird es zur Messeausgabe 52 an Neuigkeiten geben, was bleibt bestehen?
Alexander Hitzel: „Wir haben eine neue Kooperation mit den Fashion Changers aus Berlin geschlossen, die erstmals die Messe bereichern wird. Am ersten der drei Messetage, dem 29. Juli 2023, werden die engagierten Gründerinnen und Autorinnen Vreni Jäckle und Nina Lorenzen zwei Lounge Talks moderieren. Ein Thema haben wir bereits beschlossen, nämlich das der Größeninklusion. Die INNATEX versteht sich als Plattform für die Vielfalt, weshalb wir Diversitätsfragen als wichtig erachten. Andere, bereits sehr konstruktive Partnerschaften führen wir weiter. Darunter die mit Mirjam Smend von der Endverbraucher-Messe GREENSTYLE Munich und dem Magazin PUREVIU. Smend wird ebenfalls zwei Lounge Talks sowie ein Experten-Panel mitgestalten und moderieren. In die Lounge Talks werden wir die DESIGN DISCOVERIES einbinden, da auch diese Geschichten inspirieren.
All das wird in der Community Lounge im Obergeschoss passieren. Hierbei handelt es sich um eine Sonderfläche, die bereits bei der letzten INNATEX gut angenommen wurde und als weiteres Highlight die Präsentation der DESIGN DISCOVERIES integriert. Für die Förderaktion haben sich wieder spannende Labels beworben mit frischen Looks, interessanten Materialien von Hanf bis Kaktus sowie zirkulären Ansätzen. Derzeit stimmen wir uns außerdem über eine weitere Sonderfläche ab, haben darüber aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Die INNATEX ist und bleibt eine Business-Messe mit dem Fokus auf konzentriertes Arbeiten und Ordern bei mehr als 220 Labels. Da will ein zu umfangreiches Programm vermieden werden. Und natürlich freuen sich alle auf die legendäre Sommerparty am Sonntagabend.“
Welche Brand-Highlights gibt es bei der Menswear zu nennen?
„Tatsächlich beobachten wir, dass das Angebot auch für Männer wächst. Begonnen bei Strick und Naturtextilien (beispielsweise APU KUNTUR und HempAge), lässt sich Menswear in erster Linie bei den Outdoor- und Streetwear-Labels (ENGEL SPORTS, KnowledgeCotton Apparel, KOMODO, recolution, MAZINE) sowie Denim-Brands (derbe, FEUERVOGL, KUYICHI) finden. Doch mittlerweile liefert Green Fashion mehr und mehr klassischere Styles mit Hemden, Polos, Basics, Trousers und sogar Business Casual (About Companions, JOHNNYLOVE, UVR, KLITMØLLER COLLECTIVE). Übrigens bietet das Portfolio der INNATEX neben HAKA auch Accessoires, also Taschen, Sneakers und Schuhe, Socken und Wäsche für die männlichen Konsumenten.“
Metaverse, Augmented Reality und mehr: Die Digitalisierung erfasst auch das Messewesen immer mehr und bestehende Formate werden hinterfragt. Wie gehen Sie mit dieser Entwicklung um?
„Digitalisierung ist ein Thema, das seit vielen Jahren im Messewesen schwer diskutiert wird. Auch wir als die veranstaltende MUVEO GmbH sehen uns mit der Frage konfrontiert: Werden Messen durch die Digitalisierung irgendwann einmal obsolet, weil sich alles ins Internet verlagert? Derzeit beantworten wir diese Frage noch mit einem Nein. Mit Beginn der Pandemie war das Thema Digitalisierung von heute auf morgen allgegenwärtig, was auch uns dazu bewog, zumindest hybride Ansätze zu bedenken. Doch der Rundblick auf das Umfeld zeigte, dass digitale Messen nicht den gewünschten Erfolg hatten. Sicher liegt das teilweise daran, dass manche Konzepte noch etwas ungelenk, wenig intuitiv und unpersönlich wirken. Die Kosten-Nutzen-Rechnung geht noch nicht auf. Gerade beim Modesektor kommen aber noch industriespezifische Aspekte hinzu: Textilien brauchen das haptische Erlebnis. Qualitäten, Texturen und Farbechtheit wollen sinnlich geprüft werden. Das funktioniert nicht über Fotos oder eine andere Form der digitalen Darstellung. Die Einkäuferinnen und Einkäufer können sich vor Ort einen Überblick verschaffen und Produkte von verschiedenen Labels direkt vergleichen. Deshalb verlagern wir ausgewählte Messe-Inhalte wie Interviews und Themen maximal im Nachgang ins Internet und kommunizieren ausgewählte Looks übers Jahr hinweg online. Aber für die Order und den ersten Eindruck ist die analoge Form der Messe das richtige Format.“
Zwar wird Green Fashion vermehrt nachgefragt, dennoch handelt es sich noch immer um eine Nische. Wie machen Sie konventionelle Händlerinnen und Händler auf die INNATEX und „grüne Mode“ aufmerksam?
„Da setzen wir natürlich unterschiedliche Maßnahmen um. Im Vorfeld kommunizieren wir auf mehreren Kanälen über Kampagnen und Pressearbeit, online sowie offline. Zudem arbeiten wir mit dem hessischen Handelsverband zusammen, der ein sehr großes Netzwerk am Wirtschaftsstandort Hessen sowie darüber hinaus pflegt. Mit dem Partner sprechen wir die konventionelle Händlerschaft stufenweise vor der Messe an. Aber auch für die Messe selbst konzipieren wir das schon oben erwähnte Expert Panel derart, dass es auch gezielt aktuelle Themen des Handels spiegelt und Lösungen liefert. Auf der INNATEX können Händlerinnen und Händler in Ruhe und vertrauensvoll arbeiten, recherchieren, sich vernetzen. Die Vielfalt an Marken und Looks für alle Generationen und Geschmäcker ist unvergleichbar. Man kann sozusagen gar nicht leer ausgehen.“