Autor: Andreas GrüterSteigende Mieten, steigende Energie- und Lebensmittelpreise – die anhaltend hohe Inflation sorgt längst dafür, dass auch in Haushalten mit mittlerem Einkommen der Euro zweimal umgedreht wird, bevor er über die Ladentheke in die Kassen der Modegeschäfte wandert. Doch wie sieht es bei den 14,1 Millionen Menschen aus (Stand 2021), die an oder unter der Armutsgrenze von 781 Euro netto im Monat leben oder mit der aktuellen Grundsicherung von 502 Euro (für Alleinstehende) ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen? Nach unserem ersten „Schmalhans shoppt“-Selbstversuch vom Mai 2018 haben wir den Bürgergeldsatz für Bekleidung und Schuhe in Höhe von derzeit monatlich 41,65 Euro erneut einem Reality-Check unterzogen.
Mit der Aufgabenstellung „Einkauf eines kompletten Sommeroutfits 2023 mit dem Bürgergeldsatz-Budget für Bekleidung und Schuhe von drei Monaten, in Summe 124,95 Euro“ haben wir uns bei vertikalen Händlern und Onlineshops auf die Suche nach Hemden, Shorts, Chinos, Polos und Schuhen gemacht. Ultra-Fast-Fashion-Anbieter wie SHEIN ließen wir dabei bewusst außen vor.
H&M
Erster Stopp unseres Shopping-Marathons: eine H&M-Filiale. Bei den Schweden haben die Preise in den vergangenen Saisons merklich angezogen. Dennoch wurden wir hier fündig: Für das Langarm-Oxfordhemd im Regular Fit mit Button-down-Kragen bezahlten wir 20,99 Euro und für das gestreifte Poloshirt aus Frottee 24,99 Euro. Passend dazu: eine Skinny-Fit-Chino aus stretchigem Baumwoll-Twill für 29,99 Euro sowie lässige Regular-Fit-Cargo-Shorts für 30,99 Euro. An die Füße kommen Espadrilles für 17,99 Euro. In Summe machen wir eine Punktlandung bei genau 124,95 Euro.
ZARA
Danach ging es zu ZARA. Auch die Spanier haben im vergangenen Jahr ihre Preise deutlich erhöht. Um alle Pieces auf unserer Liste in den Einkaufskorb zu bekommen, ohne das Budget zu sprengen, haben wir einen Trick angewandt. Das Regular-Fit-Oxfordhemd mit Stehkragen für 25,95 Euro und die leichten Bermudashorts aus Leinen und Baumwolle mit Tunnelzug für 39,95 Euro kauften wir in einer Filiale, während wir die Chino mit Bundfalten (19,99 Euro), das Poloshirt mit merzerisiertem Finish (12,99 Euro) und die Sneaker (25,99 Euro) in der Special-Prices-Rubrik des Onlineshops fanden. Unterm Strich kamen wir so auf einen Einkaufspreis von 124,87 Euro.
C&A
Die dritte Etappe führte uns zu C&A, und auch hier wurden wir fündig. Als Oberteile wählten wir ein schlichtes Kurzarmhemd mit Längsstreifen für 19,99 Euro und ein klassisches Poloshirt mit Querstreifen für ebenfalls 19,99 Euro. Dazu: Shorts in Chino-Optik für 19,99 Euro und eine Cordjeans für 39,99 Euro. In Sachen Footwear sah es bei C&A leider nicht so gut aus. Unsere Sandalen aus Lederimitat (24,99 Euro) sind bei trockenem Wetter eine gute Wahl, lassen aber bei Regen sujetbedingt zu wünschen übrig. Mit 124,95 Euro auf der Rechnung blieben wir auch hier in unserem Budget.
Zalando
Höchste Zeit, auch online auf modische Trüffeljagd zu gehen. Bei Zalando bestellten wir ein Button-down-Hemd mit Minimalmuster von TOM TAILOR (20,99 Euro), Shorts von Threadbare (29,99 Euro), Slim-Fit-Chinos von Pier One (32,99 Euro) sowie ein klassisch-schlichtes Poloshirt, ebenfalls von Pier One (17,99 Euro). Weiße Sneakers von Pier One, die von 24,99 auf 20,09 Euro reduziert wurden, runden das sommerliche Outfit ab. In Summe wurden hier 122,05 Euro von unserem Konto abgebucht.
Micolet
Der spanische Onlinehändler Micolet ist auf Secondhand-Ware spezialisiert. Das hat für den Konsumenten zwar den Vorteil, Markenware zu einem günstigeren Preis zu bekommen. Allerdings sind – wie das bei Secondhand so ist – die Pieces of choice nur einmal und dann nicht unbedingt in der gesuchten Farbe oder Größe erhältlich. Bei einem Blick ins aktuelle Sortiment wurden wir dennoch fündig. Neben einem Langarmhemd mit Längsstreifen von Tommy Hilfiger (25,99 Euro) und einem Polo von Cerruti 1981 (12,00 Euro) bestellten wir auch Shorts von Emidio Tucci (17,49 Euro), eine Chino von Selected für 30,49 Euro und Sneaker von St. Maarten für 23,99 Euro. Mit 109,96 Euro blieben wir hier deutlich in unserem Budget.
Fazit: Mit dem Bürgergeld lässt sich durchaus ein lässiges Sommeroutfit zusammenstellen. Um den Look abwechslungsreich zu gestalten, sollte der Kleiderschrank allerdings schon gut gefüllt sein.