Innovate or Die!

Marilyns Trendradar

Mit jungen Zielgruppen sollten sich alle Handelsunternehmen auseinandersetzen. Die Generation Z wird bald die größte Kaufkraft haben. ©pixabay

Autorin: Marilyn Repp
GALERIA, GÖRTZ, RENO, Peek&Cloppenburg. Der Handel erlebt eine Insolvenzwelle. Das hat mit vielen Faktoren zu tun: Wir befinden uns in einer Zeit der Krisen. Aber lassen wir uns nicht darüber hinwegtäuschen – viele Handelsunternehmen beschäftigen sich nicht ausreichend mit der Zukunft.

WERBUNG

Diese drei Umstände prägen die Umgebung des Handels:

  1. Die Bedürfnisse junger Zielgruppen ändern sich täglich.
  2. Die Digitalisierung wird jeden Tag schneller.
  3. Gerade der stationäre Einzelhandel ist immer weniger Versorger, sondern immer mehr Erlebnisbietender.

Was der Handel braucht, um zukunftsfit zu werden und es auch zu bleiben, sind Speedboote. Innovations-Speedboote. Das bedeutet konkret: Innovationseinheiten oder Mitarbeitende, die sich leidenschaftlich mit neuen Technologien, jungen Zielgruppen und Trends beschäftigen. Und das Commitment der Unternehmensführung, ständig Neues auszuprobieren und diesen Innovationseinheiten Freiräume zu geben. Scheinbar komplett abwegige Projekte könnten ein tragfähiges zukünftiges Geschäftsmodell liefern. Wer weiß das heute schon?

Und natürlich kostet das auch Geld. Aber Unternehmerinnen und Unternehmer wissen am besten, was das Wort Investition bedeutet. Es geht um Mittel, Freiräume und vor allem um den richtigen Spirit im Unternehmen. Statt erst mal mit Ablehnung gegenüber neuen Ideen zu reagieren, muss Führung und Belegschaft ein Ja-Mindset zu eigen sein. Ja zum Testen, zum Ausprobieren, Ja zu neuer Software, Ja zu verrückten Projekten, Ja zum Neuen. Nur so kann der Handel den immer schneller auftauchenden Herausforderungen und vor allem den immer neuen Bedürfnissen der Kundschaft entgegentreten.

WERBUNG

Humorlosigkeit eines Warenhauskonzerns

Dazu fällt mir eine Anekdote aus dem Jahr 2020 ein. Ich folge bei Instagram einem Meme-Kanal namens Galerie Arschgeweih. Dieser Kanal mit über 500.000 Followern ist eine Ode an Trash und C-Promis der 2000er: Kader Loth, Jeanette Biedermann, die No Angels. Ich fühle mich bei den Postings in meine Jugend zurückversetzt und muss oft lachen oder zumindest schmunzeln. Der Kanal hieß bis Mitte 2020 „Galeria Arschgeweih“. Dann kam der Post: „Ein großer Warenhauskonzern schickte uns einen Brief mit einer Unterlassungsklage.“ In diesem Brief stand, der gute Ruf und das Image der Marke würden erheblich unter diesem Meme-Kanal und seinem Namen leiden. Es wurde mit 250.000 Euro Strafe gedroht. Diesen Post haben circa 500.000 junge Menschen um die 30 Jahre gesehen. Welche Botschaft hinterlässt das bei diesen Leuten? Ist das der Spirit, mit dem man Internethumor begegnen sollte? Die Botschaft lautete hier: Wir haben keinen Humor und zwingen euch zu einem Namenswechsel.

Ich hätte es anders gemacht. Wie wäre dieser Deal gewesen: Galerie Arschgeweih postet innerhalb eines Jahres fünf abgestimmte Beiträge im Sinne von GALERIA Karstadt Kaufhof. Dafür kann der Kanal den Namen behalten. Dieser Deal wird öffentlichkeitswirksam in den Medien begleitet. Die Botschaft: Wir haben eine gute Portion Selbsthumor und finden Internet-Memes cool. Wir sind auf der Höhe der Zeit und verstehen den Humor junger Leute.

Mit jungen Zielgruppen sollten sich alle Handelsunternehmen auseinandersetzen. Die Generation Z wird bald die größte Kaufkraft haben. Diese Menschen sind mit Gaming und Kryptowährungen aufgewachsen – ihre Bedürfnisse sind anders als die der Generationen zuvor. Damit sollten sich Unternehmen befassen – besser heute als morgen.

Marilyn Repp ©HDE

Zur Person

Raus aus der Komfortzone, rein in die Zukunft! Das ist Marilyn Repps Botschaft an mittelständische Unternehmen. Beim Handelsverband Deutschland ist sie stellvertretende Geschäftsführerin vom Mittelstand-Digital Zentrum Handel und unterstützt dort den Handel bei der digitalen Transformation. In ihrem Podcast „Zukunft des Einkaufens“ scannt sie die neuesten Trends und Innovationen der Branche. Marilyn Repp ist außerdem eine gefragte Speakerin und Autorin rund um das Thema Metaverse und Web3 im Handel.