Black Beauty

Was uns lieb und teuer ist

Autor: Maximilian Fuchs
In der Rubrik „Was uns lieb und teuer ist“ erzählen unsere Redakteure die Geschichten hinter Fashion Pieces, die einen besonderen Platz in ihren Kleiderschränken gefunden haben. In dieser Ausgabe berichtet Maximilian Fuchs von einem Mantel, der über Umwege zu ihm gelangte und zum persönlichen Lieblingsstück avancierte.

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Ich bin kein großer Freund davon, Bekleidung online einzukaufen. Klar, das mag bequem und funktional sein, doch ist es für mich nur das halbe Erlebnis. Persönlich mag ich kleine Fachgeschäfte; Händlerinnen und Händler, die sich mit Passion und guter Hand durch die Order manövrieren, um ihren Kunden am Ende eine kuratierte Auswahl zu präsentieren. Die mit persönlicher Beratung dafür sorgen, dass die neue Bekleidung als guter und überlegter Kauf im heimischen Kleiderschrank landet. Daneben haben Vintage-Läden für mich einen besonderen Reiz. Ich liebe es, wenn ich im Urlaub oder beruflich unterwegs bin und die Zeit es zulässt, in den kleinen Läden zu stöbern. Jedes dieser Kleidungsstücke erzählt eine Geschichte und manchmal sind es wahre Schätze, die einem durch Zufall begegnen. So auch in diesem Fall, denn eines meiner Lieblingsteile fand seinen Weg Anfang des Jahres 2020 zu mir, kurz bevor uns die COVID-19-Pandemie in einen kollektiven Schockzustand versetzte.

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Die Freude über das schöne Stück wurde nochmals gesteigert beim Blick auf das Etikett. Für einen verhältnismäßig kleinen dreistelligen Betrag hatte ich einen Mantel aus der Versace Collection ergattert, also nach einem Originalentwurf von Gianni Versace.

Ich war damals in Südfrankreich unterwegs und überrascht, wie viel Schönheit die französische Atlantikküste zu bieten hat. Nicht nur kulinarisch und landschaftlich, auch modisch ist die Region Nouvelle-Aquitaine durchaus spannend. Vor allem Bordeaux bietet einige Vintage-Läden, die man sich anschauen sollte. So war ich also unterwegs in einem dieser kleinen Shops und dort sah ich ihn, ohne anfangs zu wissen, welches Juwel ich gefunden hatte: ein knielanger schwarzer Mantel, schlicht und zeitlos, gefertigt aus einem Canvas-Leder-Mix. Gesehen und sofort anprobiert, war auch der zweite Eindruck ein guter, denn die Passform war geradezu perfekt, als wäre er für mich geschneidert. Die Freude über das schöne Stück wurde nochmals gesteigert beim Blick auf das Etikett. Für einen verhältnismäßig kleinen dreistelligen Betrag hatte ich einen Mantel aus der Versace Collection ergattert, also nach einem Originalentwurf von Gianni Versace. Dieser Designer hat, seit ich mich mit Mode beschäftige, immer eine besondere Faszination auf mich ausgeübt. Seine Partys und sein Lifestyle waren legendär, seine Handschrift als Modeschöpfer hat die Männermode nachhaltig beeinflusst. Signor Versace war ein Großer seiner Zunft, der den Zenit seines Schaffens in einer Epoche hatte, in der ich selbst noch recht wenig mit Mode anfangen konnte (damals war ich ungefähr zehn Jahre alt). Seine Werke überdauern und inspirieren bis heute; auch wenn seine Schwester Donatella das Erbe des Hauses fortführt – den Grundstein der Casa Versace legte Gianni. In seiner Autobiografie bezeichnet beispielsweise Eric Clapton Gianni Versace als den besten Modemacher und Rockschneider der Welt. In seiner Vorstellung männlicher Schönheit war Versace inspiriert von der griechisch-römischen Klassik, wie er in seinem Buch „Mann ohne Krawatte“ aus dem Jahr 1995 erläutert. So ist es auch kein Wunder, dass das weltbekannte Medusa-Emblem heute für die Marke steht. Selbst ohne Schriftzug kann das Bildzeichen im modischen Kontext ganz klar Versace zugeordnet werden. Auf meinem Vintage-Mantel hingegen fehlt die Medusa, es ist nur typografisch „Gianni Versace“ zu lesen. Ein Entwurf aus alten Tagen, der noch 30 Jahre später begeistert und zeitlos fast jedes Outfit zu komplettieren vermag.