Autorin: Cordelia AlbertFür alle, die Oscarverleihungen, Filmgeschichte und glamouröse Eventmode lieben, ist dieser prächtige, mehr als 2,5 Kilogramm schwere Bildband eine wahre Fundgrube. Akribisch recherchiert, reich bebildert und unterhaltsam geschrieben, werden fast 100 Jahre Cinema lebendig.
„And the Oscar goes to …“: Vor Kurzem erst hörte man diesen Satz wieder bei der 95. Oscarverleihung in Los Angeles. Filme, Schauspielerinnen und Schauspieler – vor allem aber auch ihre Garderobe standen im Mittelpunkt des Interesses.
Für alle, die Oscars, Filmgeschichte oder glamouröse Eventmode lieben – vielleicht sogar alles zusammen –, ist dieses Buch ein Must-have, denn all das findet sich in dem prächtigen, mehr als 2,5 Kilogramm schweren Bildband wieder. Dafür erweckt die australische Modejournalistin, Stylistin und Designerin Dijanna Mulhearn auf 480 Seiten die fast 100-jährige (modische) Geschichte der Oscarverleihungen zum Leben. Jahr für Jahr, beginnend beim ersten Academy Award 1929, bis hin zur letztjährigen Verleihung 2022 führt die Autorin akribisch das Datum, den Veranstaltungsort sowie beste Hauptdarstellerin, besten Hauptdarsteller und besten Film, ab 1949 auch bestes Kostüm-Design auf.
Diese Fakten werden mit ausführlichem und sehr unterhaltsamem Hintergrundwissen über die Schauspielerinnen und Schauspieler, die Filmbrache, die modische Entwicklung und das gesellschaftliche und politische Klima der jeweiligen Zeit ergänzt und mit jeder Menge Anekdoten angereichert, wie zum Beispiel der über die Schauspielerin Luise Rainer, die 1937 nicht erwartet hatte zu gewinnen und dann spontan im Nachthemd mit darübergezogenem Pelz erschien und ihren Oscar in Empfang nahm.
Kompendium der Filmgeschichte und der Mode
Zusammen mit den zahlreichen Fotos ist so ein umfassendes Kompendium der Filmgeschichte, der Oscarverleihungen, der Mode, aber auch des Zeitgeistes entstanden. Als Leserin beziehungsweise Leser folgt man der Veränderung des Frauentyps ebenso wie der der Abendmode, die bereits relativ früh auch für symbolische Zwecke eingesetzt wurde, in den 1960er-Jahren oft für Protest stand und seit den 2000er-Jahren auch den Männern endlich modischen Spielraum ließ und außergewöhnliche Outfits als Ausdruck der Individualität mit sich brachte. Die Autorin beleuchtet ebenso das Aufkommen von Stylisten, die Kommerzialisierung des roten Teppichs und den Einfluss der Mode auf Hollywood.
Daneben wird im Buch auch die gesellschaftliche Entwicklung aufgezeigt: 1940 beispielsweise war Hattie McDaniel die erste Afroamerikanerin, die einen Oscar erhielt, aber das Hotel „für Weiße“ nur durch einen Nebeneingang betreten und nicht mit den anderen Schauspielern an einem Tisch sitzen durfte. Auch über eine „modische Instanz“ wird berichtet, die die Schicklichkeit der Kleidung überwachte, aber in den 1960er-Jahren, als es eher darum ging, soziale Statements zu setzen, immer mehr übergangen wurde.
Neben alten und neuen Stars, bekannten Designern und Marken sowie berühmten Outfits, die Modegeschichte schrieben oder ihre Trägerin weltweit bekannt machten, kann man sich auf ein sehr persönliches Vorwort von Cate Blanchett und eine Einführung von Giorgio Armani freuen. Noch eine Anmerkung: Die Begeisterung für dieses Buch lässt sich leider nicht durch die abgebildeten Fotos widerspiegeln, da hier nur ein ganz kleiner Bruchteil der tollen Bilder des Buches wiedergegeben werden konnte. Am besten, Sie schauen sich den Bildband selbst einmal an und blättern durch die Seiten mit den vielen tollen Fotos – und tauchen ein in fast 100 Jahre Film- und Modegeschichte.
Dijanna Mulhearn: Oscars – Glamour auf dem roten Teppich: Eine Fashiongeschichte der Academy Awards; mit einem Vorwort von Cate Blanchett und einer Einführung von Giorgio Armani.
Prestel Verlag, München, 1. Auflage 2023. 480 Seiten, 820 Farbabbildungen, 59 Euro.
ISBN 978-3-7913-8934-9