Autorin: Yvonne Heinen-Foudeh
Der McKinsey’s Report „The State of Fashion 2023“ bestätigt uns anhand signifikanter Befragungsergebnisse, was wir alle empirisch bereits wussten: Der Kostenfokus hat zum Jahresauftakt ein neues Hoch erreicht – auch für die Modebranche. Jede Entscheidung zu Investitionen und Betriebsausgaben befindet sich auf dem Prüfstand. Schneller Rückfluss finanzieller Aufwendungen, lautet die Erwartungshaltung – für alle Arten von Ausgaben – und insbesondere für Investitionen. Damit steht zu befürchten, dass herausfordernde mittel- und langfristige Themen verschoben werden – wieder einmal.
Wohl verstanden: Die Absorption weiter steigender Kosten kann keine Option sein, insbesondere nicht am Ende der Kette – im Einzelhandel. Dennoch melden wir Bedenken an: Ob das Durchreichen von Mehrkosten hin zum Endverbraucher mit Preissteigerungen von 10 oder gar 15 Prozent bei Handelsmarken funktionieren kann, wie erste Bekleidungsketten in den Ländern der EU, aber beispielsweise auch in UK diese planen. Die allein selig machende Lösung kann dies nicht sein: in Zeiten, in denen Verbraucher ihre nicht lebensnotwendigen Ausgaben erheblich einschränken.
Denn – die inflationäre Kostenentwicklung trifft längst nicht nur Haushalte in prekären Verhältnissen, sondern mehr und mehr auch den Mittelstand in den meisten Volkswirtschaften. Umorientierung von mehr Verbrauchern hin zu Discounter-Ware, zu wiederverkaufter Bekleidung, zu rein bedarfsorientiertem Kleiderkauf ist da noch das kleinere Risiko. Zuwarten auf die zuverlässig eintretenden Rotstiftaktionen zum Saisonende, wenn der Lagerdruck wächst – diese antrainierte Strategie üben Smart Shopper auch so schon bis zum Exzess aus. Konsumverzicht, weiteres Zurückfallen auf die hinteren Begehrlichkeitsränge angesichts übervoller Kleiderschränke und im Wettbewerb mit anderen Konsumgütern (Wohnen/Einrichtung, Unterhaltungselektronik, Reisen/Urlaub et cetera) gilt es fraglos zu vermeiden.
Wandel zur TechFashion-Branche unabdingbar
Der Ruf nach dem richtigen Produkt zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und zum richtigen Preis ist so alt wie die Branche. Anno 2023 allerdings ermöglicht Technologie die Kreation und Produktion trend-, nachfrage- und preisgerechter Produkte. Fraglos ist es heute allem voran der kompetente Einsatz von Technologie, der darüber entscheidet, wie die Bekleidungsbranche Hindernisse überwindet und die anstehenden Herausforderungen meistert.
Prioritäten zu setzen, die Entscheidung für die richtigen Investitionen – in Zeiten negativer wirtschaftlicher Vorzeichen fraglos ein schwieriges Unterfangen: IT und OT (Operation Technology), zunehmend KI-gestützt zur Optimierung von Kundenbeziehungen, des Lager- und Warenbestandes sowie zur Stabilisierung der Supply Chain, weisen den vorrangigen Weg zur Zukunftssicherung von Unternehmen. Jetzt heißt es, unmittelbaren, kurzfristigen Herausforderungen zu begegnen und gleichzeitig der langfristigen Unternehmensstrategie zu folgen. Dazu braucht es aufseiten der handelnden Personen eine große Portion Agilität, kombiniert mit individuellen, auf die eigenen Möglichkeiten abgestimmten Strategien, Mut – einen krisenfesten Geist seitens der Unternehmer und Unternehmerinnen – wie eh und je halt.