Verbesserung
Dank des Wegfalls der europaweiten Corona-Maßnahmen und den damit verbundenen Beschränkungen des Einzelhandels konnte die Ahlers AG für das zurückliegende Geschäftsjahr 2021/22 einen kräftigen Zuwachs des Konzernumsatzes von 19,9 Prozent auf 170,9 Millionen Euro melden. Im ersten Halbjahr sprangen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr sogar um 44 Prozent. Trotz der Kaufzurückhaltung angesichts des Russland-Ukraine- Krieges, hoher Inflation und der Energiekrise kletterten die Umsätze im dritten und vierten Quartal immer noch um 11 beziehungsweise 7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Heimatmarkt war die Entwicklung mit 21 Prozent Mehrumsatz deutlich besser als der Markt (9 Prozent). In den internationalen Märkten lag das Umsatzplus ebenfalls über der Branchenentwicklung. In Osteuropa wuchs der Umsatz um 32 Prozent und in Westeuropa um 8 Prozent. „Im letzten Jahr fand die Bilanz- Pressekonferenz am 23. Februar statt. Wir gingen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass die corona-bedingten Lockdowns und sonstigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie weitestgehend überstanden seien und sich das Geschäft normalisieren beziehungsweise von gewissen Nachholeffekten sogar eher profitieren würde. Nur einen Tag später, am 24. Februar 2023, sollte die Welt sich abermals fundamental verändern. Mit dem Krieg in der Ukraine kamen die Energiekrise, die steigende Inflation und die Angst vor einer weiteren Eskalation des Konfliktes, was schließlich zu einem massiven Einbruch des Konsumklimas führte“, sagt Vorstands-Chefin Dr. Stella Ahlers bei Vorlage der Bilanz und zeigt sich angesichts dessen mit den erreichten Kennzahlen zufrieden.
Zusammengenommen stiegen die betrieblichen Aufwendungen inklusive reduzierter Abschreibungen um 7,8 Prozent auf 88 Millionen Euro und damit unterproportional zum Umsatz. Das EBITDA vor Sondereffekten des Berichtsjahres lag mit -0,6 Millionen Euro nahe am Break Even (Vorjahr -5,7 Millionen Euro). Der Verlust auf Ebene des EBIT vor Sondereffekten ging von -13,8 Millionen Euro auf -7,6 Millionen Euro zurück. Im Geschäftsjahr 2021/22 gab es insgesamt Sondereffekte in Höhe von netto 1,3 Millionen Euro. Dieser Wert beinhaltet die staatliche Überbrückungshilfe IV (2,5 Millionen Euro), Erträge aus gebotenen Wertaufholungen (2,6 Mio. EUR) sowie Erträge aus der Veräußerung von Kunstgegenständen, insgesamt 5,3 Millionen Euro. Gegenläufig wirkten unter anderem deutlich über dem Normalmaß liegende Luftfrachtkosten, die den Sondereffekten zugerechnet wurden (-1,9 Millionen Euro) und der Corona- Pandemie sowie den gestörten Lieferketten geschuldet waren. Unterm Strich verbesserte sich das Ergebnis vor Ertragsteuern mit -8,7 Millionen Euro leicht (-9,1 Millionen Euro). Das Konzernergebnis nach Steuern liegt dagegen wegen höherer Ertragsteuern mit -9,2 Millionen Euro etwas unter dem des Vorjahres (-8,9 Millionen Euro).
„Das Geschäftsjahr 2022/23 wird weiterhin von einem schwierigen Marktumfeld geprägt bleiben. Dennoch gehen wir für das gesamte Geschäftsjahr 2022/23 von einer Steigerung des Konzernumsatzes im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich aus. Die Umsatzentwicklung der ersten zwei Monate des Geschäftsjahres 2022/23 bestätigt bisher unsere positive Grundeinstellung zum weiteren Geschäftsverlauf. Insgesamt sollte die Entwicklung im zweiten Halbjahr dynamischer als im ersten Halbjahr verlaufen, unter der Annahme, dass die Lieferketten sich weiter einspielen, die Inflation nachlässt und keine neuen Maßnahmen zur Pandemieeindämmung getroffen werden müssen“, blickt Dr. Ahlers nach vorn. „Aufgrund des Umsatzanstiegs erwarten wir eine erhebliche Verbesserung des operativen Ergebnisses vor Sondereffekten (EBIT vor . Aus heutiger Sicht sollten wir uns der Null-Linie annähern. Ein leicht positiver Betrag wäre bei einem störungsfreien Jahresverlauf auch möglich (2021/22: -7,6 Mio. EUR). Das Konzernergebnis dürfte zwar erneut negativ sein, sollte sich aber gegenüber dem Vorjahreswert stark verbessern und im niedrigen bis mittleren einstelligen negativen Millionen-Bereich liegen.“ Im Folgejahr sollen dann wieder schwarze Zahlen eingefahren werden.
Noch ein Blick auf die einzelnen Konzernsegmente: Die Umsatzentwicklung der beiden Premiummarken Baldessarini und Pierre Cardin gestaltete sich „sehr positiv“, sagt Dr. Ahlers. Während Baldessarini vom vorangegangenen Marken- Relaunch profitierte und seinen Umsatz um mehr als 50 Prozent ausbaute, verzeichnete Pierre Cardin ein Umsatzplus mit 22 Prozent leicht über dem gesamten Ahlers-Trend und auch über dem Markttrend. Neben den vielfältigen Maßnahmen der Marken-Chefs Dirk Heper (Pierre Cardin) und Florian Wortmann (Baldessarini) hat der große Nachholbedarf für Anlassmoden die Verkäufe angeschoben. Otto Kern, die dritte Premiummarke des Konzerns wird sich künftig auf das Lizenzgeschäft fokussieren. Zusammengenommen stieg der Umsatz des Premiumsegments im Geschäftsjahr 2021/22 um 22,7 Prozent auf 124,8 Millionen Euro. Der Anteil des Premiumsegments am Gesamtumsatz stieg leicht auf 73 Prozent (Vorjahr 71 Prozent). „Vor allem der hohe Umsatzzuwachs und der daraus resultierende Rohertragsanstieg sorgte für eine Verbesserung des EBIT vor Sondereffekten um 5,2 Mio. Euro auf -6,0 Mio. Euro (Vorjahr -11,2 Millionen Euro)“, so Dr. Ahlers.
Die Verkäufe im Jeans & Workwear Segment mit Pioneer Authentic Jeans und Pionier Workwear stiegen im Geschäftsjahr 2021/22 13 Prozent auf 46,1 Millionen Euro. Dieses Umsatzplus betraf fast ausschließlich Pioneer Authentic Jeans. Der Anteil des Jeans & Workwear Segments am Gesamtumsatz ging im Berichtsjahr leicht auf 27 Prozent zurück (Vorjahr 29 Prozent). Die Kosten des Jeans & Workwear-Segments stiegen nur moderat, da vorangegangene Umstrukturierungs- und Einsparmaßnahmen nochmals Wirkung zeigten. Daher verbesserte sich das Ergebnis des Segments um 1 Millionen Euro auf -1,8 Millionen Euro (Vorjahr -2,8 Millionen Euro).