„Die Passform ist tatsächlich die größte Herausforderung für die Unisex-Mode. Schnitte, die versuchen, es Frauen und Männern recht zu machen, machen es am Ende bedauerlicherweise meist keinem recht“, sagt Carl Tillessen, Geschäftsführer DMI (Deutsches Mode-Institut), im FT-Interview über die Neuordnung der Geschlechterrollen, die Herausforderung Passform – und einen Selbstversuch mit Unisex-Basics. Wir lernen: Es allen recht machen zu wollen, ist auch in der Mode keine Lösung, es sei denn, die Passform wird prinzipiell verleugnet, aber wenn „Frauen- und Männerkleidung sich im Moment einander annähern, dann tut die Mode mit ihren Mitteln das, was unsere Gesellschaft als Ganzes tut: Sie hinterfragt Geschlechteridentitäten“, sagt Tillessen weiter, und das ist wahrlich nicht die schlechteste Nachricht, wenn tradierte Konventionen, die schon lange zum einengenden Korsett geworden sind, endlich aufgebrochen werden, Neues entsteht.
Mode lebt vom Wandel, vom Neuen und sie treibt diese Entwicklung an. Das ist ihr Geschäftsmodell, ganz besonders zum Saisonstart muss zwingend Neues gezeigt werden, wofür bekanntlich Messen erfunden wurden. Die Pitti Uomo kommt zurück. Die Menswear-Messe zählt in der dritten Ausgabe nach der Pandemie erneut mehr Aussteller und Besucher. Bereits am zweiten Tag kamen rund 10.300 Buyer und damit genauso viele wie vor einem halben Jahr nach vier Veranstaltungstagen in die Toscana, um die Kollektionen von gut 800 Ausstellern zu sichten. Insgesamt zeichnet sich ein Qualitäts-Update ab. Damit wollen die internationalen Hersteller die unvermeidbaren Preiserhöhungen argumentativ unterfüttern. Florenz hat vorgelegt und das auf gutem Niveau, nun muss Berlin nachziehen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Veranstaltungen der PREMIUM GROUP in der Saison zwei nach der Rückkehr in die Hauptstadt schlagen werden. Im Interesse aller bitte möglichst gut! Die Vorgaben und Umsätze in der Menswear, allen voran der Formal Wear, sind gar nicht so schlecht für eine gute Saison. Nicht allein HUGO BOSS hat es geschafft, den Umsatz 2019 zu übertreffen, auch Création Gross oder DIGEL und andere Anbieter sind gut unterwegs. Nach Berlin haben sie den Weg indes nicht geschafft.
Wir zeigen die aktuellen Trends der anstehenden Order Herbst/Winter 2023/2024. Wir blicken aber auch auf Basic-Mode, denn Basic ist schon lange nicht mehr nur das weiße T-Shirt mit langen und kurzen Armen. Klaus Harnack ist geschäftsführender Gesellschafter beim Beratungsunternehmen h + p hachmeister + partner. Für den Handelsexperten entscheidet bei Fashion Basics, wie gut sich die Produkte gegenüber denen der vertikalen Konkurrenz schlagen, und da ist für ihn das japanische Unternehmen UNIQLO derzeit das Maß aller Dinge. Wir haben auch mit Denis Opper, Gründer und Geschäftsführer von grundstoff.net, über das Konzept seines Stores gesprochen und warum er sich ausgerechnet auf faire Bio-Basics spezialisiert hat. Und wir haben mit Marilyn Repp, stellvertretende Geschäftsführerin vom Mittelstand-Digital Zentrum Handel beim HDE, und ihrem Trendradar eine neue Serie gestartet, die sich mit den neuesten Entwicklungen im Handel beschäftigt.
Viel Neues also in der neuen Ausgabe von FT. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und eine erfolgreiche Winter-Order, vor allem aber ein besseres Jahr 2023, als so manche befürchten!
Ihr
Markus Oess