Autorin: Cordelia AlbertModebibel, Wegweiser für neue Trends und Ort, an dem Karrieren gemacht werden: Die Vogue ist das Synonym schlechthin für „die“ Zeitschrift rund um Mode, Luxus, Kultur und Zeitgeist – und das seit 130 Jahren. Auf unterhaltsame Weise erzählt das Buch „Inside Vogue“ die Geschichte des legendären Magazins und ihrer Redakteurinnen.
Es ist eine der unvergesslichen Filmszenen: Meryl Streep betritt als gottgleiche Chefin der Modezeitschrift Runway die Redaktion, schwebt an den erzitternden Angestellten vorbei und knallt Tasche und Mantel auf den Schreibtisch ihrer Assistentin. Spätestens seit dieser Sequenz aus dem Film „Der Teufel trägt Prada“ sind das eigentlich dargestellte Magazin Vogue und ihre legendäre Chefredakteurin Anna Wintour weltweit auch den modisch nicht Interessierten ein Begriff.
Und legendär war die Vogue immer, nicht erst seit der „Regierungszeit“ der amerikanischen Chefin, die das Magazin seit über 34 Jahren führt, denn das ist nur ein Bruchteil der inzwischen stolzen 130 Jahre des Bestehens. Die ganze Geschichte, gut und detailliert recherchiert, erzählt nun die in London lebende Journalistin Nina-Sophia Miralles in ihrem Buch „Inside Vogue“. Dabei erwartet den Leser eine äußerst abwechslungsreiche Lektüre, angefangen von den Society-Träumen des vornehmen Gründers Arthur Turnure und dem Erscheinen der ersten Ausgabe am 17. Dezember 1892 in New York, über die Übernahme durch Condé Nast, das wirtschaftliche Auf und Ab, Krisen- und Kriegszeiten, das immer wieder Neu-Erfinden der Zeitschrift bis hin zur großflächigen Expansion mit eigenen Ausgaben in derzeit 26 verschiedenen Ländern.
Natürlich räumt die Autorin auch den das Heft prägenden, sehr unterschiedlichen Chefredakteurinnen viel Platz ein, verknüpft mit den jeweiligen kulturellen und politischen Entwicklungen: Das reicht von den ersten Redakteurinnen, die unter Arthur Turnure selbstbestimmt arbeiteten, als es eigentlich noch gar keine Frauen in Redaktionen gab, über Edna Woodman Chase, die 1914 den Grundstein für den Catwalk legte, die offen lesbisch lebende Dorothy Todd in den 1920er-Jahren bis hin zur stilprägenden Diana Vreeland und der legendären Anna Wintour und den aktuellen Entwicklungen des Magazins. Dabei beschränkt sich Nina-Sophia Miralles auf die amerikanische, britische (seit 1916) und französische (seit 1922) Vogue, die deutsche spielt leider keine Rolle. Und auch, wenn der Bildanteil für die Auseinandersetzung mit einem visuellen Magazin sehr klein ausfällt, erwartet den Leser eine absolut inspirierende Reise in die Welt der Mode und ihrer berühmtesten Zeitschrift – spannend sowohl für Kenner der Branche als auch für Interessierte, die einen Blick durchs modische Schlüsselloch werfen wollen.
Nina-Sophia Miralles: Inside Vogue. Die Geschichte eines Magazins und der Frauen, die es führten. Übersetzung von Christiane Rehagen und Sigrid Schmid. Atlantik Verlag Hamburg, 1. Auflage 2022. 416 Seiten, 26 Euro.
ISBN: 978-3-455-01473-0