Autor: Maximilian FuchsDas Metaverse steckt noch in den Kinderschuhen. Es geht um die Erschaffung einer immersiven digitalen Welt, in der sich Nutzerinnen und Nutzer mit ihrem 3-D-Avatar bewegen und miteinander interagieren können. Aktuell sind wir noch weit davon entfernt, dass die Technologie Einzug in das alltägliche Leben hält – doch das könnte sich bald ändern. Für Marken und die Modeindustrie bietet es neue Möglichkeiten, die Generation Z und andere technikaffine Verbraucherinnen und Verbraucher anzusprechen.
Enormes Potenzial
Die Meinungen gehen auseinander, wann und ob das Metaverse zum festen Bestandteil des (digitalen) Lebens wird. Apple CEO Tim Cook sprach Anfang Oktober mit der niederländischen Zeitung Bright. Er ist der Meinung, dass das Ganze aktuell noch zu weit von den Menschen entfernt ist. „Ich denke immer, dass es wichtig ist, dass die Leute verstehen, was etwas ist. Und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob die durchschnittliche Person Ihnen sagen kann, was das Metaverse ist.“ Auf der anderen Seite gibt es da Enthusiasten, wie beispielsweise Mark Zuckerberg. Er ist sicher, dass das Metaverse die Zukunft ist, und hat gleich sein Unternehmen von facebook in Meta umbenannt. Mit „Horizon World“, das sich aktuell in der Betaphase befindet, möchte der Konzern seine Marktdominanz nutzen, um ein großes Stück vom Kuchen abzubekommen. Daneben schicken sich andere Player an, eigene Lösungen zu etablieren. Ein aktueller Marktforschungsbericht von Fortune beziffert die Marktgröße des Metaverse auf über 100 Milliarden Dollar im Jahr 2022 und prognostiziert, dass sie bis 2029 auf mehr als 1.500 Milliarden Dollar anwachsen wird. Die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass 25 Prozent der Menschen bis 2026 mindestens eine Stunde pro Tag im Metaverse verbringen werden.
Industrie und Handel bereiten sich vor
Die Industrie, vor allem die Luxus- und Premiummarken, sind schon länger in der virtuellen Welt unterwegs. Angefangen mit sogenannten Skins, also digitalen Outfits, die es in diversen Online-Games zu kaufen gibt. So kann man sich bei League of Legends in LOUIS VUITTON kleiden oder in Fortnite im BALENCIAGA-Look präsentieren. Das italienische Luxuslabel GUCCI eröffnete 2021 eine eigene „GUCCI TOWN“ auf der beliebten Online-Plattform Roblox, in der User chatten und sich mit Freundinnen und Freunden treffen – und selbstredend virtuelle GUCCI-Looks für ihre Avatare erwerben können. TOMMY HILFIGER streamte am 11. September, parallel zum klassischen Runway während der New York Fashion Week, eine Avatar-Version auf Roblox. Physische und virtuelle Items gab es direkt im Anschluss an die Show zu kaufen.
Das EHI hat in einer Studie von Ende August 2022 die möglichen Anwendungen des Metaverse für den deutschsprachigen Handel eingeordnet und dafür 433 Entscheiderinnen und Entscheider befragt. Die Teilnehmenden der Studie glauben mehrheitlich daran, dass sich Metaverse durchsetzen wird und dass dessen Bedeutung innerhalb der Handelsunternehmen in fünf bis zehn Jahren zunimmt. Dabei dient das Metaverse vorwiegend zu Marketingzwecken und eignet sich beispielsweise zur Erschließung neuer Geschäftsfelder beziehungsweise Zielgruppen, neuer Produkte und Sortimente, neuer Einkaufserlebnisse, neuer Markenimages oder Marketingkanäle, so die Studie. Als Top-3-Anwendungsszenarien sehen die Befragten die virtuelle Beratung/Einkaufsassistenz, dreidimensionale Produktvorführungen und Werbung im virtuellen Raum. Wer wissen will, wohin die Reise grafisch gehen kann, dem sei ein Blick auf die Unreal Engine 5 empfohlen. Damit sind fotorealistische Aufnahmen und beeindruckende Gameplays möglich, die so oder ähnlich auch ins Metaverse Einzug halten werden.