Autor: Andreas GrüterDer Herbst hat Einzug gehalten und mit ihm eine neue Runde unserer beliebten „Auf ein Kaltgetränk mit …“-Serie. Für die Oktober-Ausgabe haben wir uns mit Gerhard Kränzle, seines Zeichens CEO der HILTL HOSEN-MANUFAKTUR, getroffen. Es ging um Kniestrümpfe, weizenlose Brote und Hosen mit Seele. Viel Spaß.
FT: Der Herbst ist da. Mit welchem Kaltgetränk wollen wir ihn begrüßen?
Gerhard Kränzle: „Da entscheide ich mich doch gerne für ein Wasser mit Kohlensäure. Lass uns darauf doch anstoßen. Ich heiße Gerhard…“
Andreas mein Name. Was darf es für dich denn dazu zu essen sein?
„Ziegenfrischkäse und dazu ein leckeres Mais-Linsen-Brot. Ich versuche, mich so gut es geht weizenlos zu ernähren. Bei Nudeln mache ich da allerdings eine Ausnahme und am Wochenende kommt auch schon mal ein klassisches Baguette auf den Frühstückstisch.“
Wie bist du in der Modebranche gelandet? Hatte der 16-jährige Gerhard Kränzle schon ein Faible für Fashion oder doch ganz andere Pläne?
„Meine Eltern hatten eine Metzgerei, in der ich schon in den Schulferien immer mitgeholfen habe, und eigentlich war klar, dass ich da auch einsteigen würde. Aber wie das so ist, laufen die Dinge nicht immer wie geplant. Irgendwann bekam ich von der Arbeit Ekzeme und musste die Metzgerschürze an den Nagel hängen und mich nach einer Alternative umschauen. Fashion hatte mich schon immer interessiert, aber damals war es gar nicht so einfach, in dem Bereich eine Lehrstelle zu finden. Vor allem nicht in einer Kleinstadt wie Memmingen im Allgäu. Letztendlich habe ich dann eine kaufmännische Lehre in einem Bekleidungsfachgeschäft vor Ort absolviert.“
Apropos Faible. Du hast auch eins für Oldtimer. Welches Fahrzeug steht in deiner Garage und welches wäre dein Traummobil?
„Ich hatte mein Traumauto, einen Porsche 911 mit Stahlschiebedach, von dem lediglich 2.000 Stück gefertigt wurden, schon einmal in der Garage. Nach drei, vier Jahren Restauration war er perfekt. Leider fanden das aber auch die Diebe, die ihn im letzten Jahr aus der Garage stahlen. Es wäre ein bisschen bescheuert gewesen, den gleichen Wagen einfach nachzukaufen, und so habe ich mich dann für einen 914er, also den klassischen VW-Porsche, als Nachfolger entschieden. Ein echtes Plus ist hier das herausnehmbare Targa-Dach, das man im Kofferraum verstauen kann. Ein spannendes Auto, das bei Liebhabern lange ein bisschen unterbewertet war.“
„Meine Eltern hatten eine Metzgerei, in der ich schon in den Schulferien immer mitgeholfen habe, und eigentlich war klar, dass ich da auch einsteigen würde. Aber wie das so ist, laufen die Dinge nicht immer wie geplant.“
Stadtmensch oder Landmensch?
„Definitiv Stadtmensch. Ich habe zwar diesen Traum von einem Haus am See, wo ich morgens mit einer Tasse Kaffee auf dem Steg stehe und übers Wasser schaue, aber generell fühle ich mich in der Stadt am wohlsten.“
Mode ist für mich …
„Begeisterung und eine gute Möglichkeit, seinen eigenen Stil auszudrücken. Mit unseren Hosen geben wir auch immer ein bisschen von unserer Seele weiter. Ich fände es auch spannend zu erfahren, was unsere Pants mit ihren Besitzern so alles erleben. Da sind wahrscheinlich viele interessante Geschichten dabei.“
Ich träume manchmal davon, dass …
„… wir in der Textilbranche einmal ein Jahr ohne Krise haben.“
Wenn ich noch einmal ganz von vorn anfangen könnte, dann …
„… würde ich eigentlich nicht viel anders machen. Ich würde mir vielleicht ein bisschen mehr Zeit für die Familie und für Reisen nehmen und noch die ein oder andere Sprache lernen. Egal wie gut oder schwierig mein bisheriges Leben war, ich fand es bislang immer spannend.“
Was braucht die Welt?
„Mut und Verantwortung.“
Und was braucht sie nicht?
„Noch mehr Information. Wir haben eine überproportionale Wissensschöpfung, die meiner Meinung nach nicht zu einer Entwicklung, sondern eher zur Desinformation führt.“
Mein Soundtrack für den Alltag?
„Nana Mouskouris ‚Guten Morgen Sonnenschein‘. Ein wunderbares Stück, das ich mir in jeder Stimmung anhören kann und das mich immer wieder begeistert.“
Dein größter Fehler?
„Ich bin zu emotional und manchmal auch zu idealistisch. Eigentlich mag ich Idealismus, aber er gereicht mir leider nicht immer zum Vorteil.“
Drei modische Must-haves
„Stecktuch, Kniestrümpfe, ein Bandana und als Bonus ein Vintage-Teil, etwa ein alter Gürtel, alte Schuhe oder ein alter Mantel, das dem Outfit einen individuellen Look verpasst.“
Drei modische No-Gos
„Halbarm-Hemden, schlecht sitzende Hosen und Sakkos mit zu langen Ärmeln.“
Was würde dein 16-jähriges wohl über dein 59-jähriges Ich denken?
„Ganz schön viel Power, der Alte.“