Entspannung
Die Importeure von schnell drehenden Konsumgütern können nach Einschätzung von Setlog relativ entspannt auf Aktionstage wie Black Friday oder Cyber Monday im November blicken, zumindest, wenn es um Seefrachtraten und Transitzeiten geht. Die Supply Chain-Experten des Bochumer Softwarehauses gehen nicht davon aus, dass es zu einem Lieferchaos oder einem sprunghaften Anstieg der Raten für Container aus Fernost vor den bekannten Aktionstagen und in der Vorweihnachtszeit kommt, heißt es in einer Mitteilung. Demnach haben die Importeure von Konsumgütern aus der Coronapandemie gelernt und bestellen ihre Produkte jetzt im Schnitt eine Woche früher als noch im Jahr 2020 und vor der Coronapandemie. Zum anderen sind die Bestellvolumina seit Sommer im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 25 Prozent zurückgegangen. Das hat eine Analyse von 80 Setlog-Kunden und Brands am 14.Oktober ergeben. Und: In den Monaten Juni bis September hat sich überdies der Transit im Vergleich zum Vorjahreszeitrum um bis zu sieben Tage verbessert.
Freuen könnten sich die Händler hierzulande über die Situation nur bedingt, heißt es weiter. „Hintergrund der zum Teil bis zu einem Viertel geringeren Bestellvolumina ist die Angst der Unternehmen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher bis Jahresende aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Großwetterlage deutlich weniger in den Geschäften oder online kaufen als im Vorjahr“, betont Ralf Düster, Vorstandsmitglied von Setlog. Neben den geringeren Bestellmengen tragen noch andere Gründe dazu bei, dass die Liefersituation deutlich entspannter ist als noch vor einem Jahr. Insgesamt gibt es momentan mehr Kapazitäten. Es sind eine halbe Million Container mehr im Umlauf. Und die Schiffe sind je nach Route kaum noch überbucht im Vergleich zu vierfachen Überbuchungen vor einem Jahr. Deshalb pendeln sich die Laufzeiten der Containerschiffe aus Asien je nach Route und Loop wieder bei 35 bis 38 Tagen ein.
Die Frachtraten haben sich Setlog zufolge deutlich entspannt, sie sind für den reinen Seetransport nur noch ein Viertel so hoch wie zu den schlimmsten Corona-Zeiten. Damals mussten Unternehmen für einen 40-Fuß-Container zwischen 16.000 und 20.000 US-Dollar aufbringen. Jetzt sind es je nach Abfahrthafen, Route und Reedereien weniger als 5.000 US-Dollar. Aber: Während das Geschäft beispielsweise in Schanghai, dem umschlagsstärksten Hafen der Welt, fast wieder rund läuft, stauen sich immer noch Schiffe auf der Nordsee und warten auf die Hafeneinfahrt nach Hamburg. Deshalb kann es für sehr knapp kalkulierte oder verspätete Aktionsware doch noch eng werden.
Gleichzeitig steigen die Einkaufspreise. Je nach Produkt und Land registriert Setlog Preisanstiege zwischen acht und 15 Prozent – wobei dabei der starke US-Dollar nicht berücksichtigt ist, da in Asien in der Regel nicht in Euro eingekauft wird. Die erhöhten Preise für die Waren aus Fernost führen laut Lieferketten-Experte Düster nicht dazu, dass die Produktion von T-Shirts oder Haushaltswaren im großen Stil von Asien nach Deutschland oder in die USA verlagert wird. „Die Lohn- und Produktionskosten sind hierzulande immer noch deutlich höher“, sagt Düster. Allerdings beobachte er Verlagerungen in Asien. Einige Bestellungen werden statt in China in Vietnam oder Indien platziert. In mehrere Häfen ist der Bedarf nach Stahlboxen deutlich angestiegen – darunter in Mundra, Nhava Sheva und Ho Chi Minh Stadt.