Same, same, but different?!

Post-Corona

Ein großer Teil der Beschäftigten möchte trotz Wegfall der Homeoffice-Pflicht zumindest einen Teil ihrer Arbeit weiter im Homeoffice erledigen. In einer Studie der Krankenkasse DAK mit 1.000 Befragten können sich 58 Prozent vorstellen, die Hälfte der Zeit von zu Hause aus zu arbeiten. ©pixabay

Autor: Markus Oess
Die Arbeitswelt hat sich durch Corona und die Digitalisierungsbemühungen der Wirtschaft merklich verändert. Das Homeoffice erfreut sich steigender Beliebtheit. Nicht alle Arbeitnehmer können jobbedingt mal eben von zu Hause aus arbeiten, aber es könnten durchaus mehr sein als im Augenblick. Wird das Homeoffice jetzt zum Standard? Und was macht die Digitalisierung überhaupt mit der Arbeitswelt? Es ist wie überall, es kommt darauf an. Eine Bestandsaufnahme.

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Elon Musk gilt vielen als der Star US-amerikanischen Unternehmertums, als Prototyp des Machers, der zupackt und Probleme angeht. Gerne wird hierzulande auch die Art und Weise gepriesen, wie er in Brandenburg seine TESLA-Fabrik in Rekordzeit zum Laufen gebracht und sich durch den Vorschriftendschungel Deutschlands geschlagen hat. TESLA, SPACEX … Sicher wollen viele Menschen für den Mann arbeiten und dann das: Seine Angestellten dürfen gerne auch im Homeoffice weitermachen. Dies aber erst, nachdem sie mindestens 40 Stunden im Büro gearbeitet haben, meint Musk. Im Juni dieses Jahres war das Thema, obwohl das Homeoffice durchaus noch gängige Praxis war und ist, und zwar jenseits wie diesseits des Atlantiks, wie Erhebungen zum Beispiel des Working-From-Home-Research-Projekts in den Vereinigten Staaten oder Arbeiten der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung und des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft zeigen.

„Der Anteil der Betriebe, die die Homeoffice-Option ausbauen wollen, ist bei den Großbetrieben mit über 250 Beschäftigten sehr viel höher als bei kleinen und mittleren Unternehmen.“

Im FT-Interview geht Christiane Flüter-Hoffmann, Arbeitsmarktexpertin des IW, davon aus, dass die Verbreitung der Heimarbeit steigen wird: „Aufgrund der positiven Erfahrungen konnten viele Vorbehalte entkräftet werden und beide Seiten – Betriebe und Beschäftigte – können davon profitieren. Daher sagen Betriebe und Beschäftigte gleichermaßen, dass sie mehr Homeoffice machen werden als vor der Pandemie, wenn die Aufgaben sich eignen und keine Präsenz vor Ort unbedingt notwendig ist. Allerdings ist dies unterschiedlich je nach Größe: Der Anteil der Betriebe, die die Homeoffice-Option ausbauen wollen, ist bei den Großbetrieben mit über 250 Beschäftigten sehr viel höher als bei kleinen und mittleren Unternehmen.“

In Abhängigkeit vom Pandemieverlauf und der staatlichen Maßnahmen gab die Ausbreitung des Corona-Virus der Digitalisierung und dem Arbeiten am heimischen Schreibtisch einen kräftigen Schub. Im Januar 2021 arbeiteten laut einer Befragung der Hans Böckler Stiftung rund 24 Prozent überwiegend oder ausschließlich zu Hause. Weitere 14 Prozent gaben an, abwechselnd im Betrieb oder zu Hause zu arbeiten. Der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice ist damit deutlich höher als vor Ausbruch der Pandemie, als nur 4 Prozent überwiegend oder ausschließlich zu Hause arbeiteten. Noch höher war der Anteil mit 27 Prozent im April 2020, also kurz nach Beginn der Corona-Krise in Deutschland.

Homeoffice-Potenzial von 56 Prozent

Ein großer Teil der Beschäftigten möchte trotz Wegfall der Homeoffice-Pflicht zumindest einen Teil ihrer Arbeit weiter im Homeoffice erledigen. In einer Studie der Krankenkasse DAK mit 1.000 Befragten können sich 58 Prozent vorstellen, die Hälfte der Zeit von zu Hause aus zu arbeiten. Das setzt aber voraus, dass sie das auch können. Denn andererseits gibt es auch weit weniger bekannte Firmen wie die Google-Mutter Alphabet, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am liebsten wieder zurück in die Büros lotsen will. Die Argumente sind bekannt, so schrieb etwa im September 2021 die Zeitschrift Capital über eine Umfrage des Co-Working-Space-Vermieters wework und des Unternehmens brightspot strategy, wonach sich eine Mehrheit (90 Prozent) die Rückkehr zumindest tageweise wünscht. Immerhin 20 Prozent wollen die komplette Arbeitswoche in die Firma. Auch ist die Möglichkeit, sich mit Kollegen zu treffen und kreativ auszutauschen, gesunken. Das ist schlecht, besonders für die Beschäftigten, die auf Zusammenarbeit angewiesen sind. Überdies leidet der Kontakt zu Kollegen und ein Austausch findet nur noch nach Plan statt; spontane Interaktionen sind nicht mehr möglich. Und auch nicht alle Menschen kommen mit der freien Zeiteinteilung im Job klar. Dennoch: „Die Homeoffice-Nutzung bleibt nach Abschaffung der Pflicht am 20. März auf einem hohen Niveau. Offenbar haben sich viele Unternehmen dauerhaft auf flexiblere Modelle eingestellt“, sagt Jean-Victor Alipour, Experte für Homeoffice beim ifo INSTITUT, zu einer ifo-Umfrage. Demnach ist der Anteil der deutschen Beschäftigten, die zumindest teilweise im Homeoffice arbeiteten, im April 2022 auf 24,9 Prozent gesunken. Im März waren es noch 27,6 Prozent. Allerdings hatte das ifo INSTITUT ein Homeoffice-Potenzial von 56 Prozent über die gesamte deutsche Wirtschaft hinweg berechnet. Die Telearbeit ist nicht für jeden Job machbar. Menschen, die in der Pflege arbeiten etwa, in Fabriken oder im Einzelhandel auf der Fläche.

Mobiler, dezentraler. Screenshot ©www.c-and-a.com

Für die Arbeit von zu Hause aus spricht denn auch einiges, unter anderem die bessere Vereinbarkeit von Familie und Privatleben. Homeoffice kann zu mehr Spielräumen führen, die Arbeitszeit lässt sich flexibel gestalten und zum Beispiel an die Öffnungszeiten der Kita anpassen. Kollegen, die laut telefonieren, und zeitraubende Meetings als Störfaktoren fallen weg. In den eigenen vier Wänden können Beschäftigte deshalb oft konzentrierter und effektiver arbeiten und sich ihre Zeit selbst einteilen. Durch das Arbeiten zu Hause fallen Fahrten zur Arbeitsstätte weg oder reduzieren sich zumindest. Das ist vor allem für Pendler mit langen Anfahrtswegen interessant – und die werden immer mehr. Dadurch wird ein Unternehmen für Arbeitnehmer attraktiver, angesichts des Fachkräftemangels durchaus ein Argument. Mitarbeiter im Homeoffice sind zufriedener und produktiver und Unternehmen sparen Kosten, wenn sie weniger Büroräume gerade in der Energiekrise vorhalten müssen.

„Der Austausch über digitale Kommunikationstools sorgt nicht immer für die beste Form der Zusammenarbeit.“ Betty Kieß, Corporate Communications/Member of the Management Board of C&A Europe ©C&A

„Wie in fast allen Branchen hat Corona auch im Einzelhandel einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Wo es möglich war, insbesondere bei Verwaltungsfunktionen in unserer Unternehmenszentrale, wurde das Arbeiten mobiler und dezentraler, damit einhergehend in Teilen auch effizienter“, sagt auch Betty Kieß, Corporate Communications/Member of the Management Board of C&A Europe, gegenüber FT. „Wir haben aber auch festgestellt: Der Austausch über digitale Kommunikationstools sorgt nicht immer für die beste Form der Zusammenarbeit. Kreativität, beispielsweise im Modedesign, wo zudem die Haptik von Materialien entscheidend ist, erwächst häufig aus persönlichem Austausch. Die Gemeinschaft im analogen Raum beflügelt den Teamgeist und sorgt für Ideenreichtum“, sagt sie weiter.

Kieß weist auch auf Jobs hin, bei denen Homeoffice nicht möglich ist, im Verkauf zum Beispiel und in der Logistik. Ein Problem für diese Mitarbeiter sei das nicht. Wir haben nicht erlebt, dass dies auf Widerstand gestoßen wäre. Wichtiger ist für C&A, dass alle Kolleginnen und Kollegen, egal in welcher Funktion, ein Höchstmaß an Flexibilität erhalten. Hier hat C&A schon vor Corona eine Vielzahl von Möglichkeiten geschaffen“, sagt Kieß weiter und verweist auf den akuten Fachkräftemangel, der durch Corona noch verstärkt wurde. Im Ergebnis führt dies dazu, dass die gesamte Branche ihre Attraktivität für Nachwuchskräfte weiter erhöhen muss.“

Während der Pandemie entstand auch die ,Verstetigung‘ der Mobile-Office-Regelung, sodass klar war, dass wir nach der Pandemie nicht auf eine 100-Prozent-Präsenz zurückfallen“. Markus Staude-Skowronek, CFO & CHRO Marc O’Polo AG ©MARC O’POLO

Marc O’Polo hat seine Arbeitsmodelle spürbar flexibilisiert. Beschäftigte von Marc O’Polo können bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit aus dem Mobile Office erbringen und mit der Erweiterung der Regelung Teile davon auch EU-weit. Markus Staude-Skowronek, CFO & CHRO Marc O’Polo AG, betont, sein Unternehmen habe die Pandemie als Chance begriffen und digitale Angebote erheblich ausgebaut. „In dieser Zeit haben wir viel gelernt und erkannt, welche Bedürfnisse unsere Mitarbeiter haben. Wir sind in der neuen hybriden Arbeitswelt angekommen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schätzen die neue hohe Flexibilisierungsrate von 50 zu 50 sehr und auch die Möglichkeit, von einem unserer Partner-Offices oder eben gleich von zu Hause aus zu arbeiten. Doch auch vice versa haben wir erkannt, dass nach den langen Mobile-Office-Phasen das Socializing und der direkte Kontakt mit den Kollegen durch digitale Angebote nicht ersetzbar sind“, sagt der Manager auf FT-Anfrage. Viele wollten auch im Headquarter arbeiten, das habe sich nach der Öffnung klar gezeigt. Um den Teamgeist der jeweiligen Bereiche zu fördern und wieder gemeinsame persönliche Erlebnisse zu schaffen, wurden zum Beispiel die Teamworkshops „We hug again“ neu eingeführt. Monthly Happenings wie gemeinsame Sportangebote, Almhütten-Ausflüge oder der Feierabenddrink sollen in der neuen hybriden Arbeitswelt unternehmensweit Vernetzung und Austausch untereinander fördern.

Mit unserer 50-zu-50-Regelung zeigen wir, dass wir Homeoffice als großen Gewinn erachten – obwohl der Kontakt zu Kollegen und manche Meetings in Präsenz einfach effektiver und angenehmer sind. Groß war die Freude vor allem, als wir die Möglichkeit für ,Working From Abroad‘, also Mobile Office aus dem europäischen Ausland, angekündigt haben. Das ist im August gestartet und wir sind schon sehr gespannt auf die ersten Erfahrungsberichte“, so der Personalchef weiter.

Von Präsenz auf virtuell. ©MARC O’POLO

Auch auf der Fläche brachte die Pandemie Veränderungen für Marc-O’Polo-Beschäftigte. So wurden von einem Tag auf den anderen die bisher zu voll auf persönlicher Präsenz basierten Trainings in virtuelle Einheiten umgestellt, die Mitarbeiter auf der Fläche gut während der Pandemie begleitet wurden und die „Leerzeiten“ für Weiterbildung zu nutzen. „Generell die vielen Meetings in virtuelle Meetings zu überführen, war recht schnell möglich, da wir vor der Pandemie schon eine sehr wertschätzende Meetingkultur gepflegt haben und Termine, egal ob digital oder am Campus, eingehalten wurden. Während der Pandemie entstand auch die ,Verstetigung‘ der Mobile-Office-Regelung, sodass klar war, dass wir nach der Pandemie nicht auf eine 100-Prozent-Präsenz zurückfallen“, sagt Staude-Skowronek.

Und der Fachkräftemangel? Trotz der derzeitigen herausfordernden Lage auf dem Arbeitsmarkt sind wir stolz, dass wir all unsere 43 Ausbildungsplätze mit motivierten Azubis besetzen konnten. Natürlich ist vor allem im Retail die Lage angespannt, da sich die Pandemie durch die vielen Lockdowns besonders hier bemerkbar gemacht hat. Dennoch gelten wir als sicherer und zukunftsorientierter Arbeitgeber. Diese Einschätzung ergeben unsere regelmäßig abgefragten internen Moodboards. Und auch bei externen Befragungen werden wir regelmäßig als Top-Arbeitgeber im Markt wahrgenommen – insbesondere, was das Betriebsklima betrifft. Das ist eine Charakterisierung, die uns ungemein dabei hilft, gute Arbeitnehmer und eben auch Fachkräfte zu finden“, antwortet Staude-Skowronek. Das Unternehmen wächst international und sucht Personal, doch der Manager ist zuversichtlich, dass die Marc-O’Polo-Familie dank des guten Rufes als innovativer Arbeitgeber mit neuen Mitarbeitern wachsen wird.

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Die losgetretene Homeoffice-Welle erhöht nicht nur auf Unternehmen den Druck, eine digitale Infrastruktur für das Arbeiten von zu Hause aus zu schaffen. Es kommt auch die politisch diskutierte Frage auf, ob ein Recht auf Homeoffice gesetzlich verankert werden muss. Das lehnen Arbeitnehmer indes ab. Homeoffice kann überdies auch die tradierte Arbeitsteilung verstärken: Wer zu Hause arbeitet, bringt mehr Zeit für Sorgearbeit auf. Das gilt für Frauen stärker als für Männer. Es braucht neue Regeln für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Anreize für eine gerechtere Aufteilung von Sorgearbeit. Das zeigt eine Expertise für den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Besonders dürften aktuell die Energiekrise und der bevorstehende Winter die Homeoffice-Debatte weiter befeuern.

Für Marc Ramelow, Chef des Mode- und Markenhauses RAMELOW mit acht Standorten in Norddeutschland, ist die Corona-Pandemie ein Veränderungsbeschleuniger. Er sieht die Krise auch als Chance. Der Kaufmann über Pandemie, Personal und Prozesse.

Marc Ramelow

FT: Herr Ramelow: Inwiefern hat die Pandemie generell das Arbeiten in Ihrem Unternehmen verändert? Damit meine ich nicht allein die Digitalisierung und Homeoffice, sondern ebenso neue Arbeitszeitmodelle oder die Neu-Organisation der Arbeitsabläufe und Anwesenheitspflichten. Anders gefragt, welche Maßnahmen haben Sie in der Pandemie ergriffen, um zum Beispiel nicht allein die Kontakte zu reduzieren, sondern eben Prozesse effizienter zu gestalten, und welche davon haben Sie dauerhaft eingeführt?

Marc Ramelow: Die Pandemie ist ein Veränderungsbeschleuniger, da wir nicht nur als Unternehmen reagieren mussten, sondern auch eine erhöhte Bereitschaft der Mitarbeitenden haben, Veränderungen mitzugehen. Insofern hat diese Krisenzeit auch ihr Gutes.

Voran haben wir den Einkauf digitalisiert, unsere Warenorders werden auch heute noch zu rund 70 Prozent digital über Orderportale oder Videocalls erteilt. Das spart unserem Einkaufsteam sehr viel Zeit, dabei ist es egal, ob dies im Büro oder im Homeoffice/Flexoffice gemacht wird.

Nach und nach wurden weitere Bereiche wie Buchhaltung, Marketing und Sales digitalisiert, also mit angemessenen Laptops, Tablets oder Handys ausgestattet. Damit können heute auch Grafikdesigner oder Buchhalter auf Wunsch im Homeoffice arbeiten.

Und im Verkauf? Auch dort geht (in Maßen) ein Arbeiten außerhalb des PoS. Ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben auch früher bereits beim Kunden vor Ort beraten, Auswahlen des Sortimentes zugestellt oder machen heute Analysen von Kundendaten von zu Hause aus. Themen wie Instashopping müssen ja nicht unbedingt direkt vom PoS erfolgen, können vom Mitarbeiter auch von außerhalb aufgenommen werden. Damit gibt es kaum Neid auf Homeoffice – schrittweise wird dies für (fast) alle Mitarbeitenden möglich. 

Aber nicht alle wünschen sich Homeoffice. Wir stellen es frei, auch den Umfang, solange das betriebliche Interesse im Vordergrund bleibt. Wir haben auch Beschäftigte, die bewusst lieber im Office arbeiten, weil zu Hause zwei kleine Kinder rumtoben.“

Wie viele Ihrer Mitarbeiter arbeiten in Berufen, die auch von zu Hause aus erledigt werden könnten, und wie sehen Ihre Homeoffice-Regelungen aus? Wie viele Ihrer Mitarbeiter haben die Möglichkeit zum Homeoffice genutzt?
„Wir glauben, Homeoffice wird ein normaler Bestandteil unseres Alltags. Je nach Jobprofil lässt sich das leichter oder schwerer umsetzen. In aller Regel liegt dort auch das Talent des Mitarbeiters. Ein Verkaufsberater liebt das Zusammenkommen mit Menschen, die er zu Kunden macht – diese Talente wollen auch nicht immer nur am Laptop zu Hause sitzen. Die Mehrzahl der Back-Office-Mitarbeiter hat Homeoffice ausprobiert und nutzt es auch heute noch in individuellem Umfang. Als Unternehmen haben wir noch viel besser gelernt, Leistung nicht nach Anwesenheitszeit, sondern nach Ergebnis zu bewerten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter buchen ihre Homeoffice-Zeit in Eigenverantwortung mobil in einer internen App – hier gilt großes Vertrauen.“

Was sagen eigentlich die Mitarbeiter, die aufgrund ihrer Tätigkeit nicht von zu Hause aus arbeiten können, fühlen sie sich benachteiligt? Haben Sie pandemiebedingt Mitarbeiter auf der Fläche abgebaut/verloren?
„Wie gesagt, wir üben die Anwendung im Verkauf, hier weniger Homeoffice, sondern eher Arbeitszeit beim Kunden, mit dem Kunden im Café (Vorbereitung des Verkaufs) – wir haben auch einen Mitarbeiter, der jeden Samstag über den Wochenmarkt geht und Kunden aktiv anspricht, ihn im Laufe des Tages in unserem Haus zu besuchen. Diese Tätigkeiten gab es auch schon früher, heute lernen wir, dass dies auch bezahlte Arbeitszeit ist – das bewerten alle Mitarbeiter sehr positiv. In der Pandemiezeit haben auch wir Mitarbeiter verloren. Der Umfang ist überschaubar, die Betriebsbindung in unserem Unternehmen ist sicherlich überdurchschnittlich. Der Verlust passte zu unserem Umsatzrückgang. Aktuell bauen wir Schritt für Schritt das Verkaufsteam wieder zu alter Stärke auf, aber sehr überschaubar, denn wir konnten auch Prozesse optimieren und so die Produktivitäten steigern.“

Haben Sie Corona auch zum Anlass genommen, generell die Arbeitsbedingungen und Vorgaben im Unternehmen zu überdenken und Neues zu versuchen, und wenn ja, was haben Sie verändert?
„Die Anpassung von Prozessen ist eine große Chance dieser Veränderungen. Durch Optimierung der Verkaufsabläufe konnten wir Verkaufsproduktivitäten steigern, sodass wir heute wachsende Umsätze mit gleicher Besetzung schaffen. Eine weitere Flexibilisierung erfolgt in aller Regel in Einzelfällen. In unserem Fall mit circa 300 Mitarbeitenden ist es noch überschaubar, das war früher genauso. Neu sind auch Teilzeitjobs in Führungspositionen. Weniger ein Ergebnis der Pandemie als eher ein Ergebnis der eigenen Familienplanung. Zum Beispiel Teilzeitjobs im Einkauf oder auch in der Verkaufsleitung – dies ist heute möglich, da ein Teil des Jobs im Homeoffice viel effizienter gemacht werden kann und so die Aufgabe auch in Teilzeit leistbar wird.“

Wie bewerten Sie insbesondere nach Corona den Fachkräftemangel und wo spüren Sie diesen am stärksten? Wie wollen/können Sie gegensteuern?
„Durch die Pandemie hat das Image der Handelsbranche weiter gelitten. Die Unsicherheit des Jobs, das Risiko nochmaliger Kurzarbeit sind negative Imagefaktoren, mit denen wir umgehen müssen. Als Familienunternehmen (plus 150 Jahre Tradition) stehen wir für Kontinuität und Sicherheit. Diese Pluspunkte sind uns in der Krisenzeit bewusster geworden und wir nutzen sie heute aktiver im Recruiting. In Summe helfen Transparenz und zu lernen, auch über Gutes zu sprechen – einfach authentisch zu sein.“