Autor: Andreas GrüterHerzlich willkommen zur September-Edition unserer beliebten „Auf ein Kaltgetränk“-Rubrik. In diesem Monat haben wir unser Format ein wenig erweitert und uns statt mit einem Captain of the Textile Industry mit Mirko Slomka, seines Zeichens ehemaliger Trainer von unter anderem Schalke 04, Hannover 96 und dem Hamburger SV, zum Trinken getroffen. Was auf den Tisch kam, welch entscheidende Rolle die Musik von Phil Collins in seinem Leben spielte und warum seine Mutter eine heimliche Stilpolizistin ist, erfahren Sie in der folgenden Gesprächsaufzeichnung.
FT: Hochsommer in Deutschland. Welches Kaltgetränk darf es zur Erfrischung sein?
Mirko Slomka: „Da entscheide ich mich für eine Mischung aus Orangen- und Ananassaft mit etwas frisch gepresstem Zitronensaft, Eiswürfeln und je einem Schuss Ginger Ale und Mineralwasser. Frisch aus dem Mixer und mit einer Zitronenscheibe serviert, wäre das ein guter Start in das Interview.“
War Fußballtrainer Ihr Traumberuf oder hatte der 16-jährige Mirko Slomka andere Pläne?
„Ich komme aus einer Fußballfamilie und mein Vater hat meinen Bruder und mich bereits im Kindesalter als Trainer begleitet. Lehren fand ich damals schon spannend, aber eigentlich sollte es die Schule und nicht der Fußballplatz für mich werden. Ich habe Mathematik und Sport studiert und wollte als Lehrer arbeiten. Das hat überwiegend mit tollen Erfahrungen aus meiner eigenen Schulzeit zu tun. Ich hatte insbesondere in den letzten drei Schuljahren großes Glück mit inspirierenden Lehrern, die mein Leben geprägt haben.“
Das sollte sich im Fußball ändern …
„Die grundlegenden Fußballregeln gelten seit mehr als 100 Jahren. Die letzte Regelung, die einen starken Einfluss auf das Spielgeschehen genommen hat, war die Rückpassregel zum Torwart 1992. Weitere Veränderungen der vergangenen Jahre waren vor allem technischer Natur. Angefangen bei der Einführung der Torlinientechnik, haben wir mittlerweile auch die Kontrolle per Video im Kölner Keller akzeptiert. Grundsätzlich werden Neuerungen immer sehr kritisch beäugt, sind aber notwendig, ohne die Faszination der Einfachheit zu gefährden. Auf jeden Fall sollten Ausbildungsinhalte und Spielanpassungen im Kleinkindalter für eine bessere und individuellere fußballerische Entwicklung sorgen. Ich bin für kleinere Spielfelder und weniger Spieler auf dem Platz, damit die Kinder viel mehr Ballkontakte und Erfolgserlebnisse haben.“
Das darf im Fußball gerne immer so bleiben …
„Es ist herrlich, dass beim Fußball Emotionen so sehr nach außen getragen werden können. Man kann seine Begeisterung und seine Enttäuschung offen zeigen und das sollte sich auf keinen Fall ändern!“
Mode ist für mich …
„… das kritische Feedback meiner Mutter zu überstehen. Mein Vater und andere Experten diskutieren und analysieren mit mir alles rund um das Thema Fußball. Nicht so meine Mutter! Bei ihr geht es ohne Umschweife um meinen Look und dessen Wirkung.“
Anzug oder Casual?
„Ich mag ein gepflegtes, stilvolles Auftreten. Die Kleidung muss sitzen, dann habe ich ein gutes Gefühl und kann selbstbewusst auftreten.“
Die Jogginghose ist …
„… im Trend. Vor allem Jogginghosen im Anzugstil. Mir gefällt dieser lässige Look durchaus. Nicht zuletzt, weil er sich an der Sportmode orientiert. Ich mag besonders Anzüge aus elastischen Materialien, die ihre Form halten und bequem sind. Das Zauberwort ist hier wohl Jogg Suit.“
„Ich brauche ziemlich viel Anerkennung. Aber wer braucht das nicht?“
Fünf Dinge, auf die ich nicht verzichten könnte.
„Meine Familie, meine Freunde stehen hier natürlich ganz oben auf der Liste. Zudem brauche ich die täglichen sportlichen Aktivitäten und ein gemütliches Beisammensein. Wichtig sind aber auch ein paar kleine Dinge des Lebens. Dazu gehören etwa eine fettfreie Gesichtscreme, ein guter Kaffee und wohl auch ein umfassender Sportinformationsdienst.“
Fünf Dinge, auf die wir alle dringend verzichten sollten …
„In der heutigen Zeit sollte sich jeder mit einem nachhaltigeren Lebenswandel beschäftigen. Als Gesellschaft können wir die Verantwortung für die Welt, die wir unseren Nachkommen hinterlassen, nicht einfach beiseiteschieben. Ein guter und wichtiger Schritt wäre aus meiner Sicht beispielsweise, auf unnötige Verpackungen zu verzichten. Konsequenterweise müssen wir dann natürlich auch Nein zu langen Transportwegen sagen, etwa für Lebensmittel. Wir sollten auch auf die tägliche Fleischration verzichten und zudem mehr auf regionale Angebote setzen. Ich persönlich plane überdies meine Reiseaktivitäten mittlerweile deutlich bewusster und achte auf umweltschonende Alternativen zum Fliegen.“
Ich träume manchmal, dass …
„Das nächtliche Kopfkino ist mitunter geprägt von Szenen und Entscheidungen, die mein Leben beeinflusst haben. Wenn sich die Horrorszenen häufen, melde ich mich!“
Das kann ich überhaupt nicht leiden …
„Ich mag keine Menschen, die sich konstant in den Vordergrund drängen und im Gespräch nur über sich reden. Da wird dann meist nicht einmal höflich nach dem Befinden des Gegenübers gefragt. Auch Menschen, die nichts zu sagen haben, gehören nicht zu meinen Begleitern durch den Tag.“
Mein größter Fehler ist …
„Ich brauche ziemlich viel Anerkennung. Aber wer braucht das nicht?“
Selber kochen oder bestellen?
„Essen bestelle ich nur in Ausnahmefällen. Lieber gehe ich in ein Restaurant und unterstütze so die Gastronomen der Stadt. Allerdings koche ich leidenschaftlich gern für Gäste. Für den genüsslichen Einkauf und die Zubereitung nehme ich mir dann gerne viel Zeit und hoffe, dass mein Gericht und ein guter Wein dann einen schönen Abend mit spannenden Gesprächen kulinarisch abrunden. Leider finde ich viel zu selten Zeit dazu.“
Hiermit schlafe ich ein …
„Häufig lasse ich vor dem Einschlafen noch die Themen des Tages Revue passieren. Wenn ich nicht alles geschafft habe, was ich mir vorgenommen hatte, macht mich das tendenziell unzufrieden und ich nehme mir vor, es am nächsten Tag besser zu machen.“
Hiermit wache ich auf …
„Wenn ich zu Hause schlafe, weckt mich mein Hund. Wir sind beide Frühaufsteher und genießen die Ruhe des Morgens.“
Der Soundtrack Ihres Lebens …
„Die Songs von Phil Collins finde ich besonders stimmungsvoll und dazu bringen sie viele schöne Erinnerungen zurück. Meine heutige Frau Gunda und ich haben uns als Skilehrer in Österreich ein Zimmer geteilt und sicher hat ‚This Must Be Love‘ und ‚Can’t Stop Loving You‘ dazu beigetragen, dass wir mittlerweile schon 24 Jahre verheiratet sind.“