Wertschöpfungsverluste
DIHK-Präsident Peter Adrian hat mit den Mitgliedern der Vollversammlung der Handelskammer Hamburg über die aktuelle Wirtschaftslage gesprochen. Zu diesem Anlass betont Adrian, dass die Welt vor besonderen Herausforderungen stehe: „Enorme Preissteigerungen, andauernde Probleme in den Lieferketten und Arbeitskräftemangel. Von ‚business as usual‘ kann schon lange nicht mehr die Rede sein.“ Der Kostendruck sei enorm. So seien die Erzeuger- und Importpreise im Schnitt rund 30 Prozent höher als vor einem Jahr. Kosten, auf denen Unternehmen zum Teil sitzen blieben. Teilweise müssten die Betriebe ihre Produktionskapazitäten in Deutschland auch einschränken, weil Materialien oder Mitarbeiter fehlten oder die enormen Kostensteigerungen eine Produktion unrentabel machten.
Adrian wirft der Regierung vor, zu zögerlich zu handeln: „Die Maßnahmen der Bundesregierung sind an vielen Stellen zu langsam“, etwa bei der Rückholung von Kohlekraftwerken aus der Reserve und dem Fuel Switch. „Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur, hat klar gesagt: ‚Wenn wir den Gasverbrauch nicht um 20 Prozent senken, wird es eng.‘ Die Industrie hat im Juli diese Zahl erreicht. Doch das ist kein reiner Grund zur Freude, sondern Grund zu großer Sorge: Denn diese 20 Prozent Reduktion im Gasverbrauch sind teuer erkauft. Auf Basis unserer Umfragen schätzen wir, dass rund ein Drittel, also 7 Prozentpunkte – darauf zurückzuführen sind, dass Unternehmen die Produktion in Deutschland eingeschränkt haben. Insgesamt dürfte das ein Verlust von Wertschöpfung in einer Größenordnung von 20 Mrd. Euro bedeuten“, sagt Adrian.
Der Großteil der Wertschöpfungsverluste resultiert aus nach wie vor vorhandenen Problemen bei den Lieferketten. Aus Mangel an Teilen können die Unternehmen nicht produzieren. Nur der kleinste Teil dürfte auf Energieeinsparungen durch Realisierung von Effizienzpotenzialen oder durch Optimierung von Prozessen zurückzuführen sein. Adrian fordert die Regierung auf, schnell und entschlossen gegenzusteuern. Konkret fordert er eine Verlängerung und Ausweitung der Notfallzahlungen beziehungsweise der Energiezuschüsse. Die Gasumlage sollte besser aus dem Bundeshaushalt bestritten werden. Zudem sollte die Energiesteuer auf den europäischen Mindestsatz gesenkt werden. Auch brauche es mehr Tempo bei Genehmigungen.