Kommt die Krise?
Auf der 67. KATAG-Cheftagung in Bielefeld kamen wieder Handel und Industrie zusammen. Das Motto „NEXT LEVEL“ sollte einladen, Routinen zu überdenken und Veränderungen zuzulassen“, heißt es aus Bielefeld. Katag-Chef Dr. Daniel Terberger fragte in seiner Eröffnungsrede, ob wir in den perfekten Sturm segeln? Vieles spreche dafür, etwa der Krieg, die Energiekrise und die immer noch gebrochenen Lieferketten, Cyberkriminalität oder der Fachkräftemangel. Aber es gebe auch Aspekte, die dagegen sprächen. Etwa der Trend zur Nachhaltigkeit oder das Hinterfragen globaler Lieferketten und technischer Fortschritt auch im Handel. Tatsache sei, so der Katag-Chef, dass die aktuellen Geschehnisse weltweit jede Planbarkeit zunichte machten und ein Herantasten an die künftige Entwicklungen die Strategie der Wahl sei. Dennoch gebe es Gestaltungsspielräume und die solle der Mittelstand nutzen.
Die Gelegenheit, Dr. Robert Habeck, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klima, MdB Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalens live zu sehen, ließen sich etliche Führungskräfte aus der Industrie, die sich sonst zur traditionellen Abendveranstaltung in der Trendlocation „GlückundSeligkeit“ einfinden, nicht entgehen. Dr. Habeck, dem Terberger für seinen Einsatz für Deutschland auch gegen dessen eigenen Vorstellungen, wie die Bemühungen um neue Energie- und Rohstoffquellen, Respekt zollte, betonte, dass in der Krise das Argument der bloßen Kostenminimierung ausgedient habe. Billig könne nicht mehr das Handlungsprinzip sein. Das sei eine der wichtigsten Lehren aus dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Abhängigkeiten wie Deutschland gegenüber Russland oder China dürfe es künftig nicht mehr geben. Die wirtschaftliche Weltordnung stehe vor strukturellen Veränderungen. Auch die textile Branche erlebe einen Wandel, der Chancen biete, wenn es gelinge, sichere Produktionsbedingungen, soziale Fairness und Umweltschutz miteinander in Einklang zu bringen. „Kleider machen Leute“, sagte Habeck, er sagte in diesem Zusammenhang aber auch, „Leute machen Kleider“. Was die Innenstädte angeht, stehe der Handel in einer besonderen Verantwortung, die richtig verstanden auch zu einer Revitalisierung führen könne, wenn es gelinge, das Stadtleben wieder zu einem echten öffentlichen Raum zu gestalten, der sich dem anonymen Internet und der Vereinzelung in der Gesellschaft entgegenstelle.