Türkische Arbeiter
Neue Untersuchungen der Clean Clothes Campaign Türkei (CCC Turkey) zeigen, dass dringend ein existenzsichernder Lohns für Textilarbeiter in dem Land eingeführt werden muss, da der gesetzliche Mindestlohn nur ein Viertel dessen abdeckt, was für das Nötigste benötigt wird. Rund 1,5 Millionen Arbeiter in der Türkei stellen Kleidungsstücke für viele globale Modemarken her, darunter: Adidas, Banana Republic, Benetton, Boohoo, C&A, Esprit, GAP, G-Star, Hugo Boss, H&M, Inditex – Zara, Levi’s, Marks & Spencer , Next, Nike, Puma, Primark, Urban Outfitters und VF. Die fünf wichtigsten Exportziele für in der Türkei hergestellte Kleidung sind Deutschland, Spanien, Großbritannien, die Niederlande und Frankreich.
Die CCC Turkey untersuchte die Arbeits- und Lohnbedingungen von Textilarbeiterinnen in Istanbul und Izmir – den beiden wichtigsten Zentren der Bekleidungsherstellung in der Türkei. Die Befragung von Hunderten von Arbeitern ergab demnach, dass Textilarbeiter kaum in der Lage sind, sich selbst zu ernähren, eine Situation, die andauert, seit die Türkei in den 1980er Jahren zu einem wichtigen Modeexporteur wurde. Gerade in den letzten Jahren hat sich aber durch die Pandemie und der Hyperinflation (86 Prozent allein im Jahr 2021) die Lage weiter verschlechtert. Diese extreme Inflation hat es den Arbeitern noch schwerer gemacht, über die Runden zu kommen. Trotz Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns überleben Arbeitnehmer nur, indem sie ständig mit Schulden jonglieren, mehrere Jobs haben oder die Ausbildung für die Arbeit aufgeben. Erhöhungen des gesetzlichen Mindestlohns haben die sinkende Kaufkraft der Löhne nicht kompensiert. Der Mindestlohn deckt nur ein Viertel dessen, was zum Lebensunterhalt benötigt wird.
Dem Bericht zufolge verdient jeder dritte Textilarbeiter nur den gesetzlichen Mindestlohn – sogar mit Überstunden. Der Mindestlohn in der Türkei beträgt derzeit 4.253 TRY oder 241 Euro netto, aber ein existenzsichernder Grundlohn würde mindestens 13.000 TRY oder 880 Euro, erklärt CCC Turkey. Berechnungen des Türkischen Gewerkschaftsbundes (TÜRK-İŞ) kommen zu ähnlichen Ergebnissen. „Aufgrund der Hyperinflation stehen Textilarbeiter in der Türkei vor dem unlösbaren Problem, ihre Familien zu ernähren. Der Staat gibt Arbeitgebern Anreize, kontrolliert aber nicht die Umsetzung des Arbeitsrechts in der Branche. Diese Untersuchung zeigt, dass die türkische Regierung ihrer Überwachungspflicht nachkommen muss, um sicherzustellen, dass das Gesetz eingehalten wird. Alle Marken, die ihre Lieferkette in der Türkei haben, müssen auch sicherstellen, dass alle Arbeiter hinter ihren Produkten alle ihre Rechte wahrnehmen“, sagt Bego Demir, Koordinator von CCC Turkey.