Autor: Dirk MönkemöllerUnser Autor schlüpft jeden Monat in eine neue Haut und probiert modische Trends im Selbstversuch. Diesmal: Erkenntnisse und ein Fundstück aus dem Supermarkt.
Ich wollte schon immer mal …
… eine Kolumne schreiben, die völlig am eigentlichen Thema vorbeigeht. Et voilà – hier ist sie: An einem verregneten Dienstag im April betrete ich eine gigantische zweistöckige Kaufland-Filiale. Meine Idee ist es, mir das dort feilgebotene Bekleidungssortiment anzusehen, das sich irgendwo zwischen Tiefkühlregalen, der Fleischtheke und Gängen voller Konservendosen befinden muss. Die dringlichste Frage, die ich mir dabei stelle, ist: Wie geht das, in einem Supermarkt Klamotten zu kaufen? So ganz ohne Umkleidekabine? Nimmt man das T-Shirt, die Shorts, die Unterhose einfach mit und vertraut auf die Größenangabe, die auf der Verpackung angegeben ist? Man kann ja heutzutage alles umtauschen. Dazu braucht es lediglich den Kassenzettel und eine halbwegs plausible Erklärung à la „Mein Sohn weigert sich strikt, diese Unterhose anzuziehen“.
Reduziertes Sortiment
Die erste Ernüchterung ist schnell da. Die kürzlich rundum aufgehübschte Kaufland-Filiale hat ihre Klamottenabteilung gehörig ausgedünnt. Neben Hauspuschen, in denen man lieber nicht beim Müllraustragen gesehen werden will, gibt es eigentlich nur noch: Unterhosen, Socken, Handtücher sowie Leibchen, Schlüpfer und BHs für die Damen. Etwas mager im Vergleich zu den Eigenkollektionen, die sowohl LiDL als auch ALDI im letzten Jahr mit viel medialem Wirbel gelauncht haben. Auf den zweiten Blick erkenne ich immerhin eine Handschrift, die das Angebot im Kaufland prägt (übrigens eine Tochter der Schwarz Gruppe, zu der auch LiDL gehört) – nämlich Markenware, die im Modebusiness zwar nicht als der letzte Schrei gilt, aber immerhin einen bekannten Namen hat. Darunter: Sweatjacken von Uncle Sam, Unterwäsche von CAT und HEAD. Umhänge-Brusttaschen und Unterhosen von bruno banani sowie Socken von nur die. Ein buntes Potpourri des unambitionierten Geschmacks.
Irrungen und Wirrungen
CAT? HEAD? Aufmerksame Leser dieser Kolumne wissen, dass ich nicht vom Fach bin. Für mich steht das prägnant schwarz-gelbe CAT-Logo für schweres Gerät wie Bagger und andere Arbeitsfahrzeuge. Natürlich hat das US-Unternehmen (CAT = kurz für Caterpillar) seit Ewigkeiten auch Workwear im Programm. Aber dass es Unterbuxen in deutschen Supermärkten verkauft, war mir bisher nicht bekannt. Gleiches gilt für HEAD, eine Marke, die ich immer mit Skifahren und Wintermode verbunden habe. Auch die machen Unterbuxen, die man neben Joghurt und Toastbrot in den Einkaufswagen legen kann.
Der, die, das
Ich bin in einer kleinen Stadt im Münsterland aufgewachsen. In einer Nachbarstraße meines Elternhauses stand jahrelang der Wagen eines Vertreters von nur die. Das habe ich mir gemerkt, ohne jemals in näheren Kontakt mit der Marke für Fein- und Strickstrümpfe gekommen zu sein. Inzwischen weiß ich, dass nur die zum US-Textilriesen HANES Brands gehört (nichts Neues für Sie, liebe Leserinnen und Leser). Dass es aber seit bald 20 Jahren ein männliches Äquivalent namens nur der gibt, habe ich erstmals im Kaufland erfahren. Und mir direkt ein Paar Socken eingepackt. „Baumwolle Aktiv“ in Schwarz für 5,79 Euro. Als ich zu Hause auf die Banderole schaue, fügen sich die Puzzleteile zusammen – nur die/nur der hat seinen Stammsitz in meiner Geburtsstadt. Potz Blitz, was für eine Überraschung.
In diesem Sinne: Augen auf im Supermarkt!