Ergebnis deutlich verbessert
Auch das vergangene Geschäftsjahr der Ahlers AG war von der Pandemie maßgeblich geprägt, betont Vorstandschefin Dr. Stella Ahlers bei der Vorstellung der Bilanz 2020/21: „Quasi von Beginn des abgelaufenen Geschäftsjahres an war der Bekleidungseinzelhandel in Deutschland und in den meisten Ländern Europas geschlossen. Alles in allem waren acht Monate des Geschäftsjahres 2020/2021 von Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geprägt. Entsprechend mussten wir erneut Umsatzeinbußen hinnehmen.“So ging der Umsatz der Herforder abermals zurück, aber sie konnten das Konzernergebnis durch erhebliche Kostenreduzierungen und vor allem durch die staatlichen Überbrückungshilfen spürbar verbessern. Auch konnte die Verschuldung des Unternehmens zurückgeführt werden und wurde die Prognose für das abgelaufene Geschäftsjahr deutlich übertroffen.
Der Konzernumsatz fiel im Geschäftsjahr 2020/21 um 6 Prozent auf 142,5 Millionen Euro. Bei stabilem Finanzergebnis und positiven Effekten in den Ertragsteuern liegt das Konzernergebnis nach Steuern mit -8,9 Millionen deutlich über dem Vorjahr (-18,5 Millionen Euro). Vor allem schlugen die europaweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die im ersten Quartal durch europaweite Lockdowns mit Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahresquartal von 28,8 Millionen Euro beziehungsweise 56,3 Prozent den größten Einfluss hatten, zu Buche. Außerdem fielen weiterhin die gesellschaftlichen Anlässe zum Kauf von formeller Bekleidung aus und führte die vermehrte Arbeit im Home-Office zu sinkenden Käufen von Business-Outfits. Allerdings gab es regional Unterschiede im Hinblick auf Umfang und Dauer der Corona-Maßnahmen. In der Folge waren in Deutschland die Umsatzrückgänge mit 11,4 Prozent am höchsten. Das westeuropäische Ausland verlor 4,6 Prozent. Die Umsätze in Osteuropa stiegen indes um 10,3 Prozent.
Im eCommerce wurde ein kräftiges Umsatzplus von 34,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt, das über dem Branchendurchschnitt von 20,7 Prozent liegt. Dazu haben sowohl die eigenen Onlineshops als auch die Marktplätze beigetragen, wobei gerade die Marktplätze ein Plus von über 40 Prozent verzeichnet hatten. Die Umsätze im eigenen Retail sanken dagegen um 5,5 Prozent. Flächenbereinigt fielen die Umsätze um ein Prozent. Unterm Strich stieg der Umsatzanteil des eigenen Retails am Gesamtumsatz inklusive des eCommerce-Geschäfts aber von 14,6 Prozent auf 15,9 Prozent.
Nach Marken verlief die Umsatzentwicklung von Baldessarini und Otto Kern positiv. „Ursächlich dafür war nicht zuletzt der Marken-Relaunch von Baldessarini sowie die Konzentration auf Hosen und auf das Lizenzgeschäft bei Otto Kern. Bei der dritten im Premiumsegment enthaltenen Marke Pierre Cardin gingen die Umsätze zurück“, führt Dr. Ahlers dazu aus. Der Segmentumsatz verlor 4,6 Prozent auf 101,7 Millionen Euro. Aufgrund der niedrigeren Umsätze reduzierte sich das EBIT vor Sondereffekten um 1 Millionen Euro auf -11,1 Millionen Euro. Der Anteil des Premiumsegments am Gesamtumsatz stieg leicht auf 71 Prozent.
Die Umsätze der im Jeans & Workwear Segment enthaltenen Marken Pioneer Authentic Jeans und Pionier Workwear sanken um 9,3 Prozent auf 40,8 Millionen Euro. „Dieses Umsatzminus ist im Wesentlichen durch die coronabedingte Schließung des Einzelhandels in der ersten Jahreshälfte und die Auswirkungen der gestörten Lieferketten in der zweiten Jahreshälfte begründet“, sagt Dr Ahlers. Da die Kostenstruktur des Jeans & Workwear- Segments um 10,2 Prozent verbessert werden konnte, sank das Ergebnis des Jeans & Workwear-Segments im Berichtszeitraum lediglich um 0,3 Millionen Euro auf -2,8 Millionen Euro.
Im Zuge des Performance-Programms „New Tomorrow“ und weiterer kurzfristig eingeleiteter Maßnahmen zur Kostensenkung, aber auch die coronabedingt niedrigeren Wholesale-Umsätze führten im Berichtsjahr zu geringeren betrieblichen Aufwendungen. Andererseits fielen höhere Kosten im eCommerce als Folge des starken Umsatzanstiegs in diesem Bereich, Kostensteigerungen für Frachten und Kommissionierung und höhere Marketingausgaben an. Insgesamt gingen die betrieblichen Aufwendungen um 3 Prozent auf 81,6 Millionen Euro zurück. Dennoch machte sich der Umsatzrückgang bemerkbar. Das EBIT vor Sondereffekten sank um weitere 1,4 Millionen Euro auf -13,8 Millionen Euro.
Sondereffekte in Höhe von 6,6 Millionen Euro ergeben sich aus dem Saldo von unter anderem staatlichen Überbrückungshilfen III und III Plus sowie Erträgen aus dem Verkauf einer nicht betriebsnotwendigen Immobilie sowie aus der Veräußerung von Kunstgegenständen in Höhe von insgesamt 14,7 Millionen Euro und als Gegeneffekt coronabedingte Preisnachlässe und damit verbundene Wertberichtigungen auf Vorräte in Höhe von 5,5 Millionen Euro. Das Finanzergebnis bleibt gegenüber dem Vorjahr unverändert. Bei stabilem Finanzergebnis und positiven Effekten in den Ertragsteuern liegt das Konzernergebnis nach Steuern wie erwähnt bei -8,9 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote ist leicht auf 46,6 Prozent gestiegen.
Auf Basis der Annahme, dass in diesem Jahr keine längeren, flächendeckenden Lockdowns angeordnet werden und sich die Liefer- und Produktionsketten wieder normalisieren, geht der Vorstand für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 von einem Konzernumsatz zwischen 180 Millionen Euro und 195 Millionen Euro aus. Zudem wird eine erhebliche Verbesserung des operativen Ergebnisses vor Sondereffekten (EBIT vor Sondereffekten) auf einem niedrigen, einstelligen, negativen Millionenbetrag erwartet. Das Konzernergebnis soll zwischen -2 Millionen und -5 Millionen Euro liegen. Die Entwicklung der Rohertragsmarge und der Kostenstruktur werde jedoch weiterhin stark vom Ausmaß und der Dauer der Corona-Pandemie auf die Umsatzentwicklung abhängen. Dabei solle das Performance-Programm „New Tomorrow“ mit gleichzeitiger Normalisierung der Marktbedingungen erste positive Ergebniseffekte liefern, während steigende Rohstoff-, Energie- und Transportkosten gegenläufig wirkten.