Autor: Dirk Mönkemöller
Unser Autor schlüpft jeden Monat in eine neue Haut und probiert modische Trends im Selbstversuch. Diesmal: ein zufällig gefundenes Outfit, das zugleich hip und klassisch ist.
Ich wollte schon immer mal …
… ohne Hintergedanken durch ein Modegeschäft flanieren, um Kleidungsstücke zu finden, nach denen ich gar nicht gesucht habe. Die Männermode-Boutique MONSIEUR COURBET in Kölns Belgischem Viertel ist der perfekte Ort dafür. Der Laden ist die reinste modische Wunderkammer, die zum Stöbern einlädt. Das Sortiment reicht von klassisch-eleganten Stücken über Schuhe und Accessoires bis hin zu kleinen Streetwear-Labels. Eine Treppe führt in den angegliederten Groove-Attack-Plattenladen, der sich im Keller befindet.
Während ich meinen Blick schweifen lasse, springt mir ein grauer Sweater mit dem Aufdruck „ALDI Paris“ ins Auge. Ich schmunzle, mache eine gedankliche Aktennotiz und drehe eine weitere Runde durch den Laden, während aus dem Untergeschoss schwere Beats in den Verkaufsraum wabern. In einem Regal voller Mützen finde ich eine klassische Dockercap von STETSON, die ich probehalber anziehe. Eigentlich bin ich kein Mützentyp, aber diese gefällt mir auf Anhieb. Ich rufe die Aktennotiz aus meinem Gehirn ab – und schon habe ich ein Outfit parat, das sich beinahe von selbst zusammengestellt hat. Sogar die hellbraune Cordhose von DUNDERDON, mit der ich in den Laden gekommen bin, fügt sich ein.
Statement oder Gag?
Ich frage den Verkäufer, was es mit dem „ALDI Paris“-Sweater auf sich hat. Er sagt, dass er von einem kleinen Kölner Label names Cestca stamme und in kleiner Auflage produziert wurde. Dies hier seien die letzten Exemplare, denn der Discounter sei gegen das Motiv angegangen. Kein Wunder, denke ich. Denn ALDI (ebenso wie Konkurrent LiDL) verfolgt ja inzwischen die Strategie, eigene Kollektionen zu entwerfen. Stellt sich also die Frage, ob der Pullover von Cestca ein ironisches Statement darauf sein soll. Oder nur ein harmloser Gag? Auf jeden Fall ist das Motiv um Längen ausgebuffter (Eiffelturm-A) und stylisher als die Entwürfe aus dem Hause Albrecht.
Während ich mich in der Umkleide fotografiere, beschleicht mich das Gefühl, dass ich wie das Abziehbild eines waschechten Hipsters aussehe: Die Dockercap sorgt für eine Prise Arbeiter- und Hafenromantik. Der Sweater mit Discounter-Referenz zeugt von Humor, das Wort „Paris“ versprüht einen Hauch Glamour. Und die Cordhose im „Grandpa-Style“ rundet das Bild ab. Schnell wische ich diesen Gedanken beiseite. Denn niemand bezeichnet sich heute freiwillig als Hipster, das Thema ist längst abgefrühstückt. Vermutlich, denke ich, ist dieses Outfit einfach eines von vielen, die längst zum Alltag von jungen Erwachsenen gehören. Der wirklich heiße Scheiß – er liegt bestimmt nur wenige Umkleidekabinen entfernt. Und ich freue mich darauf, ihn möglichst bald kennenzulernen.