Autor: Markus Oess On demand und Varianten-Vielfalt. Mit diesen Attributen wollen Maximilian Plank und Marc Ullrich ihr Start-up zur Fachhandelsmarke machen. Nachdem erste Tests abgeschlossen sind, ist seven sands mit dem Online-Shop live gegangen. Nun soll das Wholesale-Geschäft aufgebaut werden, zunächst in der DACH-Region, später soll Großbritannien folgen. Produziert und gesourct wird in Portugal. Mitgründer Plank im FT-Interview über die Anfänge des Labels, Markenfindung und warum Männer leichter zu handeln sind.
FT: Herr Plank, was bedeutet der Name?
Maximilian Plank: „seven sands steht für die sieben Wüsten der Erde. Alles Sandwüsten, aber jede einzigartig. Und jede schimmert in ihrem besonderen Ton. Ein Sinnbild für die Vielfalt an Farben und Formen und die Individualität, die wir anbieten. Wir haben auch Marktforschung betrieben und herausgefunden, dass dieser Markenname für Premiumprodukte am besten funktioniert.“
Warum eine Neugründung ausgerechnet in der Mode, die nicht eben als Boombranche durchgeht?
„Genau aus dem Grund. In der Mode hat sich über die Jahre kaum etwas verändert, was die Prozesse in der Produktion und Wertschöpfung angeht. Seit Jahren bietet die Industrie dem Handel Mode an, die mit einem Jahr Verzug in die Läden kommt. Mag sein, dass man Trends fortschreiben kann und viel Erfahrung hineinspielt. Trotzdem ist das Angebot in Form und Menge zeitlich entkoppelt vom späteren, tatsächlichen Bedarf. Zum Zweiten sind wir davon überzeugt, dass wir eben durch unsere Vielfalt punkten können. Händler haben heute nicht viel Möglichkeiten, wenn es darum geht, ihr Sortiment kurzfristig zu erweitern. Wir zeigen, dass es auch anders geht: Mit seven sands ist die Auswahl am Point of Sale hochwertig, ausbaufähig und kurzfristig erhältlich.“
Wer hat die modische Expertise bei seven sands?
„Sowohl mein Partner Marc Ullrich als auch ich haben uns über die letzten zwei Jahre tief in die Themen Materialkunde und Produktion eingearbeitet. Am Ende sind wir ja selbst Kunden. Unser Team ergänzt Alessia Draeger. Sie ist Nachwuchsdesignerin, die sich in ihrer Abschlussarbeit genau mit diesen Dingen beschäftigt hat und weiß, worauf es ankommt. Design ist bei uns eine Teamentscheidung. Wir unterscheiden uns auch in der Kollektionserstellung von den gängigen Anbietern. Für uns stehen die Passformgenauigkeit und das Tragegefühl ganz oben. Wir haben in unserer Kollektion genau darauf geachtet, dass der Kunde immer das gleiche Tragegefühl und damit die gleiche Passformgenauigkeit erhält, ganz egal, aus welchem Stoff das Teil nun ist. Es ist schon ein Unterschied, ob Sie ein Baumwollteil herstellen oder eines aus Webware. Die Beschaffenheit der Stoffe ist komplett verschieden. Wir wollten eine Produktwelt erzeugen, die für den Endkonsumenten über alle Produkte hinweg gleichmäßig erlebbar ist.“
Warum der Fokus auf den Mann?
„Der Mann kauft stärker nach Bedarf und er greift immer wieder zu den gleichen Angeboten, wenn er weiß, dass diese sicher passen. Der Mann ist so gesehen der ‚sicherere‘ Kunde.“
Was unterscheidet seven sands von anderen Marken? Auch die sind nachhaltig, modisch einzigartig und irgendwie besonders …
„Das stimmt, aber keine andere Marke bietet solch eine große Vielfalt wie wir. Mit unserer vergleichsweise noch kleinen Produktpalette von T-Shirts, Polos und Jersey-Hemden kommen wir jetzt schon auf 72.000 Varianten: zwanzig Farben, zwei Stoffe und acht Kragen in zwei Passformen (Slim und Regular Fit) mit einem Größenspektrum von XS bis XXXXL. Außerdem produzieren wir on demand. Damit kommen wir unserem Zero-Waste-Anspruch schon sehr nahe. Und wir planen, unser Angebot schrittweise auszubauen. In wenigen Tagen kommen Sweatshirts dazu. Hosen und Webware sollen später folgen.“
Gibt es weitere Investoren?
„Ja, Mark Beyer ist mit an Bord. Er selbst ist mehrfacher Gründer, Co-Founder von seven sands und im Management der Fotokunst-Plattform LUMAS.“
Wie sieht das wirtschaftliche Fundament aus?
„Wir sind aktuell rein privat finanziert, denken für den Ausbau des B2B-Geschäfts jedoch darüber nach, weiteres Kapital mit hinzuzunehmen.“
Wie lassen sich Händler und Endkunden gleichermaßen bedienen, wenn die Organisation im Aufbau befindlich ist?
„Unser erster Schritt galt dem Aufbau der Wertschöpfungskette. Wir sind nun in der Lage, Kunden ab Ordereingang innerhalb von fünf Tagen zu bedienen. Was die operativen Prozesse angeht, haben wir uns im Vorfeld damit intensiv auseinandergesetzt und durch die Produktion in Europa können wir auch die Geschwindigkeit hochhalten. Unser Partnerbetrieb in Portugal fertigt zwar auch für andere, hat sich aber verpflichtet, exklusiv für uns on demand zu nähen. Für uns war es insofern auch selbstverständlich, uns an der Anschaffung eines digitalen Cutters finanziell zu beteiligen. Die Fertigung ist so auf dem neuesten Stand. Jetzt bauen wir in einem zweiten Schritt die Händlerbetreuung auf und haben dafür auch bereits einen Mitarbeiter eingestellt. Natürlich werden wir eine Betreuungsorganisation aufbauen müssen – schrittweise, so wie es unser Wachstum verlangt. Die gesamten Prozesse sind automatisiert, das hilft uns auch beim Aufbau der Organisation. Wir beliefern testweise in Portugal zwei Händler und haben dabei vieles gelernt.“
Wie ist die Händlerbetreuung konkret angedacht?
„Wir testen gerade verschiedene Methoden für uns: angefangen von der Akquise und Beratung über Telefon, Chats oder Video – bis hin zum persönlichen Kontakt und dem Aufbau eines klassischen Außendienstes mit Handelsvertretern.“
Wie sehen die Konditionen aus? Preise, Margen, Abgabenmengen, Eigenlabel oder seven sands?
„Die Verkaufspreise liegen zwischen 39 Euro für ein T-Shit und 134 Euro für ein Jersey-Hemd. Wir bieten eine Kalkulation von 2,5.“
Sie labeln auch Eigenmarken …?
„Das stimmt. Das Private Label Business ist unser drittes Standbein. Ab einer Stückzahl von 50 bieten wir Händlern und Marken an, unsere Qualität und Produkte mit ihrem Label einzukaufen.“
Sie lassen in Portugal produzieren, woher kommen die Stoffe?
„Die Baumwolle kommt aus den USA oder Australien, aber die Stoffe sourcen wir ebenfalls komplett in Portugal.“
Wenn Sie nach Frankfurt auf die Messe gingen, welche Messe würden Sie sich aussuchen: NEONYT, PREMIUM oder das neue Format?
„Wir würden uns für die PREMIUM entscheiden. Wir verstehen uns als nachhaltiges Unternehmen, das on demand produziert, verzichten aber auf einen grünen Anstrich.“
Haben Sie schon erste Reaktionen von Händlern und wenn ja, was sagen die?
„Die ersten Reaktionen, die wir erhalten haben, waren gut. Das Interesse ist auf jeden Fall da. Wir empfehlen den Händlern immer, uns erst einmal privat für sich selbst zu testen und zu sehen, ob wir zu viel versprechen.“
Sieben Wüsten
Hinter der Marke seven sands verbirgt sich die im Dezember 2020 gegründete Sand & Olive GmbH in Berlin. Das Unternehmen versteht sich als Premiumhersteller und bietet im ersten Schritt Shirts, Hemden, Polos und mittlerweile auch Sweats an. Der Kunde kann sich sein Produkt aus verschiedenen Grundformen, Farben und Details frei zusammenstellen. Die Preislagen (VK) bewegen sich je nach Produkt, Stoff und Ausstattung zwischen 39 Euro (T-Shirt) und 134 Euro. Produziert wird on demand in Portugal, wo auch gesourct wird. Laut Hersteller liegen zwischen Bestellung und Lieferung fünf Tage. Neben dem eigenen Verkauf an Endverbraucher sollen das Wholesale- und Eigenmarkengeschäft zunächst in der DACH-Region, später in Großbritannien aufgebaut werden.
Gründer und Berater
Maximilian Plank ist neben Marc Ullrich Co-Founder, Managing Director und COO Sand & Olive GmbH. Plank verfügt über ein breites Portfolio an E-Commerce-Firmengründungen und Beratertätigkeiten. Der Unternehmer besitzt 20 Jahre Erfahrung in der Digitalbranche. Plank ist studierter Jurist und Betriebswirt. Er hat an der Universität St. Gallen und der Business School INSEAD studiert.