Autor: Markus OessEr ist weg, der Corona-Blues im deutschen Modehandel. Mehr noch, die Stimmung ist gut und die Händler schauen zufrieden auf die zurückliegenden Wochen. Die Erwartungen für die kommenden drei Monate liegen dennoch unterhalb der momentanen Geschäftslage. Das ist das Ergebnis des aktuellen iSCM Fashion-Index. Kaufleute rechnen vorsichtig, so scheint es, und die Erwartungen für den August wurden zu einer Zeit abgefragt, als noch unklar war, ob die großflächigen Lockdowns tatsächlich der Geschichte angehören.
Oliver Seipel ist Geschäftsführender Gesellschafter der Retail Store Conception GmbH/nara. Fashion Group. Das mittelständische Familienunternehmen betreibt zehn Filialen im Rhein-Neckar-Raum, Odenwald und Raum Gießen. Werner Heckmann ist Geschäftsführer der Mode Schröder KG in Haselünne. Das Unternehmen betreibt vier Standorte in Haselünne, Haren und Schüttorf. Wir haben beide zum Ergebnis des aktuellen iSCM Fashion-Index (August) befragt:
FT: Herr Seipel, der Modehandel erlebt ein Hoch, immerhin liegt der Index für die aktuelle Geschäftslage bei plus 37. Woran liegts?
Oliver Seipel: „Im August gab es noch viele Nachholkäufe in Verbindung mit den Ferienzeiten. Und immer noch eine große Kundenanzahl derer, die im Juni und Juli noch nicht shoppen waren. Spätestens zur Ferienzeit sollte es dann doch mal was Neues im Kleiderschrank sein. Außerdem konnten durch die vielfältigen Öffnungen mehr Anlässe geschaffen werden, bei denen die Mode wieder eine größere Rolle spielte.“
Werner Heckmann: „Die Kunden haben nach wie vor Nachholbedarf und kaufen pro Bon mehr Teile, weil sie ja nicht wissen, wann wir wieder geschlossen haben (Hamstern).“
Sind Sie zufrieden, wie es läuft?
Heckmann: „Ich bin gut zufrieden, wie es läuft. Auch die festlichen Elemente wie Silberhochzeit, Hochzeit, Abtanzball et cetera funktionieren wieder. Gerade die Älteren gehen wieder feiern.“
Seipel: „Wir sind seit der Eröffnung wieder sehr zufrieden. Besonders positiv ist die Freude, die man den Kunden anmerkt, weil sie endlich wieder lokal in den Geschäften einkaufen können“.
Trotzdem bewegen sich die Erwartungen unterhalb der aktuellen Entwicklung: Steckt da mehr bloße Befürchtung oder mehr Erfahrung dahinter?
Seipel: „Zum Zeitpunkt, als man die Erwartungen für den August eingeschätzt hat, war noch sehr unklar, wie die Geschäfte weiter geöffnet haben. Daher sehe ich das mehr als ,damalige‘ Befürchtung.“
Heckmann: „Die Konsumstimmung wird von den Kaufleuten vorsichtig bewertet. Das ist sicher auch gut in dieser unsicheren Zeit. Denn zurzeit kann man keine großen Sprünge erwarten.“
Lesehinweise:
Der iSCM Fashion-Index ist eine reine Expertenbefragung und basiert auf den monatlichen Meldungen von 100 Geschäftsführern und leitenden Angestellten der Modebranche. Abgedeckt werden Einzelhändler, Lieferanten und Dienstleister.
Die Teilnehmer werden gebeten, die gegenwärtige wirtschaftliche Situation ihres Unternehmens und ihre Erwartungen für die nächsten drei Monate auf einer Sieben-Punkte-Skala mitzuteilen.
Der Indexwert wird durch die Differenz des Anteils positiver und negativer Einschätzungen ermittelt. Der maximale Wert +100 bedeutet, dass alle Befragten die Lage oder Erwartung als extrem gut beziehungsweise im umgekehrten Fall als extrem schlecht einschätzen. Die Erhebung findet jeweils zum Monatsende statt.
Die allgemeine Wirtschaftsstimmung ist ein Indikator zur Bewertung der konjunkturellen Lage. Sie setzt sich aus mehreren Teilindizes zusammen, wie zum Beispiel der Stimmung in der Industrie, dem Dienstleistungsbereich, dem Einzelhandel und dem Baugewerbe. Die Konsumstimmung misst die Konsum- und Anschaffungsneigung von Verbrauchern.
iSCM ist ein vernetztes, digital-virtuelles Institut mit einem breiten, interdisziplinären Spektrum an Experten, um in Projekten kreative Lösungsansätze zu entwickeln und im Sinne des Kunden umzusetzen.
Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt auf Information & Supply Chain Management für die Technologie-, Investitions- und Gebrauchsgüter-Industrien, Fashion & Sports sowie den vielfältigen Branchen im Kontext von „Service & Dienstleistung“. Gegründet 2015 im Rahmen des Stiftungslehrstuhls des GfK Vereins an der Hochschule für angewandtes Management, Ismaning. Seit 2019 ist das Hochschulinstitut im Kontext der TRIAGON University im Hochschulverbund der IUNworld.