Mode, Märkte und Marken

Stimmungsbarometer

In den Ländern Europas Europa hängt der Aufschwung stark von den Corona-Maßnahmen ab. ©pixabay

Autor: Markus Oess

Wie läuft es in Europa für die deutschen Marken, wie sieht es mit der Order aus? Mit welchen Perspektiven plant das Management und was ist mit dem Brexit? Wir haben nachgefragt bei: Dr. Stella Ahlers, Vorstands-Chefin Ahlers AG, Greta Meyza, Head of Wholesale ARMEDANGELS, Julius Brinkmann, geschäftsführender Gesellschafter bugatti Holding Brinkmann, Karim Choukair, Geschäftsführer MELVIN & HAMILTON, Sven Wandres, Vorstand MEYER-Hosen AG, Frederick Westermann, Geschäftsführer ROY ROBSON, und Andreas Garnier, Head of Sales JOSEF SEIBEL.

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Dr. Stella Ahlers, Vorstands-Chefin Ahlers AG, zum europäischen Markt:

„Europa wird sich nach der Pandemie neu ordnen, in vielen osteuropäischen Ländern wird sich die Anteiligkeit im Bereich Online signifikant nach oben verändern.“ Dr. Stella Ahlers, Vorstandsvorsitzende Ahlers AG ©Ahlers AG

„Die meisten europäischen Länder waren stark durch einen lokalen Lockdown betroffen. Die sehr unterschiedlichen Maßnahmen in jedem Land haben natürlich auch sehr differente Auswirkungen auf den Abverkauf und die jeweilige Stimmung am Point of Sale. In den Baltics waren die Geschäfte für fast fünf Monate komplett geschlossen, die Schweiz war in 2021 nur für zwei Monate betroffen. Trotz der sehr heterogenen Ausgangslage konnte jedes Land in den letzten drei Monaten signifikante Steigerungen im Abverkauf verzeichnen. Dies spiegelt sich in den sehr positiven Gesprächen wider, die wir bis dato in den jeweiligen Ländern führen durften. Ein Problem zeigt sich in allen europäischen Metropolen: die fehlenden internationalen Touristen aus Amerika, Asien und Russland. Diese Kunden fehlen dem Luxus-Segment sowie den Flagships unserer großen Department-Stores-Partner. Wir sehen aber positiv ins Jahr 2022 und dies zeigt sich auch beim Eingang der Bestellungen für Frühjahr/Sommer 2022. Hier werden neu Bilder gekauft sowie gezielt erfolgreiche Produktgruppen ausgebaut.“

… zu den Wachstumsperspektiven in Europa:
„Europa wird sich nach der Pandemie neu ordnen, in vielen osteuropäischen Ländern wird sich die Anteiligkeit im Bereich Online signifikant nach oben verändern. Sowohl lokale Pure Player als auch amazon und zalando werden in diesen Ländern stark expandieren und Marktanteile vom stationären Handel abnehmen. Daher wird sich der stationäre Handel ebenfalls dem Omnichannel nicht verweigern dürfen, sondern diesen sehr fokussiert ausbauen müssen. Außerdem wird sich der Bereich Mono Brand Store weiter positiv entwickeln. Starke Brands werden auch in Zukunft in den europäischen Shopping Malls einen hohen Stellenwert für die Attraktivität haben und somit von den Betreibern sicherlich zielführend unterstützt. Wir werden uns als pierre cardin auf den Online-Handel in Europa konzentrieren und gleichfalls den stationären Handel bei seinen Omnichannel-Aktivitäten unterstützen. Nur im Gleichklang werden wir vor Ort erfolgreich sein.

BALDESSARINI setzt auf einen Mix verschiedener Maßnahmen, um ein nachhaltiges Wachstum in allen Märkten zu erzielen. Dies beinhaltet ebenfalls eine Forcierung des Online-Handels und eine Expansion über gebrandete Flächen mit dem neuen BALDESSARINI-Shop-Konzept. Das zentrale Thema dabei spielt die Kollektion, die Impuls- und Ideengeber für den Handel und Endverbraucher ist. Zudem wird das überaus wichtige Thema Nachhaltigkeit in allen Produktgruppen der Kollektion verankert und kontinuierlich ausgebaut werden gemäß dem Brand Value der Marke: ,Luxus mit einem Augenzwinkern‘.

Durch unsere neue Marketingstrategie ,PIONEERS of Tomorrow‘ und neue Vertriebskonzepte ist es PIONEER gelungen, zusätzliche Flächen zu gewinnen, die wir mit unseren Kollektionsinhalten Nachhaltigkeit (Organic Cotton, EcoVero, Eco-Friendly Fibers) oder Megalights bespielen. Auf diesen Flächen wird die neue Kampagne besonders herausgestellt.

Unsere Wachstumsstrategie für alle Länder beinhaltet die Weiterentwicklung von PIONEER zu einer Endverbrauchermarke – wir werden, gerade für den Export, im Jeans-, Hosen- und Oberteilsegment die Smartline weiter ausbauen. Zusätzlich zu den erfolgreichen Segmenten Authentic Line, Red Edition, Handcrafted und Smartline wird PIONEER eine neue Linie PIONEERS of Tomorrow lancieren, um noch flächenfähiger zu werden und immer wieder neue Kaufimpulse zu bieten. PIONEER wird seine neue Markenkampagne sowohl an den PoS, aber auch online ausspielen, bietet Promotions und neue PoS-Materialien. Das Zusammenspiel Online und stationärer Handel wird immer wichtiger und PIONEER unterstützt seine Partner, auch durch die Fashion Cloud, hier mit besonderen Marketingkampagnen.“

Greta Meyza, Head of Wholesale ARMEDANGELS, zum europäischen Markt:

„Gerade in jenen Märkten, in denen es keine staatlichen Hilfen gibt, unterstützen wir unsere Partner bestmöglich und finden gemeinschaftlich Lösungen.“ Greta Meyza, Head of Wholesale ARMEDANGELS

„Am stärksten und breitesten sind wir im D-A-CH-Markt distribuiert, hier vor allem im Heimatmarkt Deutschland. Aber auch die internationalen Märkte werden immer wichtiger für uns. Unser Credo lautet ,growth to matter‘, denn je mehr Einfluss wir als Marke haben, desto mehr können wir dazu beitragen, eine bessere Zukunft für nachfolgende Generationen zu schaffen. Derzeit liegen die relevantesten internationalen Märkte für ARMEDANGELS noch in grenznahen Regionen wie Benelux, Tschechien oder Frankreich. Aber wir haben viel vor und sehen im Rahmen unserer Internationalisierungsstrategie auch bald die Expansion in weitere internationale Märkte sowie auch den weiteren Ausbau der europäischen bestehenden Märkte vor.“

… zu den Wachstumsperspektiven in Europa:
„Die Wachstumsperspektiven für ARMEDANGELS international sind immens. Eine zu 100 Prozent nachhaltige Fashionmarke, die den großen Mainstream-Modemarken hinsichtlich Kollektionsbreite, Sortimentstiefe und Produktivität in nichts nachsteht und eine von Grund auf ehrliche und überzeugende Markengeschichte mitbringt, ist gefragt. Unsere starke Marketingstrategie lässt sich auch in andere Märkte übersetzen.

Natürlich haben auch wir die teilweise sehr angespannte Lage bei unseren internationalen Partnern aufgrund der COVID-19-Pandemie gespürt. Gerade in jenen Märkten, in denen es keine staatlichen Hilfen gibt, unterstützen wir unsere Partner bestmöglich und finden gemeinschaftlich Lösungen. Unsere Partner berichten auch international von einem stärkeren Bewusstsein des Endkonsumenten für einen nachhaltigen Lebensstil, gerade bei den jüngeren Konsumenten von 20 bis 45 Jahren. Die Pandemie sei auch hier ein Beschleuniger dieser Entwicklung gewesen.“

… zur Ordersaison:
„Wir arbeiten im WHS-Geschäft mit einem digitalen Ordershop für B2B, empfangen aber in allen Showrooms sowohl im In- als auch im Ausland unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen auch unsere Geschäftspartner. Beide Varianten werden genutzt und angenommen. Wir haben hohe Erwartungen an die Orders für das Jahr 2022 und planen daher im WHS mit einem deutlich zweistelligen Umsatzplus. Dies resultiert unter anderem aus unserer starken Entwicklung im Bereich Denim wie auch aus der erhöhten Nachfrage nach unseren Shop-Systemen im D-A-CH-Markt. Beide Themen stehen daher für uns im Fokus für die anstehenden Orderrunden.“

… zum Brexit:
„Wir haben bereits vor dem Brexit unsere Vertriebsaktivitäten in UK zurückgefahren. Bei den verbleibenden Stammkunden ist es verstärkt zu Lieferverzögerungen und Verzollungsproblemen gekommen. Dennoch erhalten wir Neukundenanfragen aus UK, da auch hier ,real sustainability‘ ein bedeutendes Thema ist. Wir rechnen damit, dass sich die Situation bis Mitte des kommenden Jahres eingespielt haben wird und wir Lösungen für eine einfachere operative Abwicklung gemeinsam etablieren können.“

Julius Brinkmann, geschäftsführender Gesellschafter bugatti Holding Brinkmann, zum europäischen Markt:

Tatendrang und Optimismus sind spürbar und die ersten Gespräche sowie Aufträge belegen eine Erholung sowie erste Wachstumstendenzen.“ Julius Brinkmann, geschäftsführender Gesellschafter bugatti Holding Brinkmann

„Unser mit Abstand stärkster europäischer Markt ist und bleibt bei bugatti der italienische! Dank unserer historischen Verankerung der Marke und unserer außergewöhnlichen Vertriebsstärke gehören wir mit bugatti zu den größten Exporteuren innerhalb der Europäischen Union. Russland, Benelux, Irland, Frankreich und Österreich gehören zu den weiteren wichtigsten Märkten und prägen unseren europäischen Footprint.“

… zu den Wachstumsperspektiven in Europa:
„In welchem Umfang sich die wirtschaftlichen Folgen letztendlich darstellen werden und auf welches Umsatzniveau sich die Modebranche in den jeweiligen europäischen Märkten einstellen muss, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. Allerdings stimmen uns die aktuellen Gespräche zur Frühjahr/Sommer-Kollektion 2022 sehr positiv. Tatendrang und Optimismus sind spürbar und die ersten Gespräche sowie Aufträge belegen eine Erholung sowie erste Wachstumstendenzen. Wachstumsmotor ist dabei die Etablierung des Lifestyle-Gedankens in Verbindung mit unseren Shop-in-Shop-Konzepten, welche eine wertige Darstellung der Marke ermöglichen.“

… zur Ordersaison:
„Wir haben zur Kollektionsübergabe eine Hybrid-Veranstaltung in unserem Mastershowroom – Halle 29 – in Düsseldorf ins Leben gerufen. Ausgewählte Exportmärkte inklusive unserer inländischen Markenbotschafter durften vor Ort die Kollektion entgegennehmen. Über 40 Länder der Welt wurden per Livestream zum Kollektions-Kick-off begrüßt und informiert. Die aktuelle Orderphase wurde gleichgeschaltet. Bedeutet, dass wir selektiv ausländische Kunden in der Rheinmetropole begrüßen und bedienen dürfen. Der Rest der Welt wird, wie gewohnt, in den jeweiligen Showroom Locations, selbstverständlich unter den jeweiligen Bestimmungen der Hygienemaßnahmen, sicher organisiert oder per digitalem Ordertool virtuell begleitet.“

… zum Brexit:
„Seit Anfang des Jahres ist das Vereinigte Königreich nicht mehr Teil des EU-Binnenmarktes und der Zollunion. Dies führte natürlich zu deutlichen Konsequenzen für Im- und Export sowie für den Online-Handel. Insbesondere logistische Herausforderungen, geprägt durch lange Wartezeiten an den Grenzen, bürokratische Hürden bis hin zu teilweisen Versandstopps von Logistikern, sind einige der wesentlichen Beschwernisse, die auch uns bewegt haben.

Die bisherigen Gespräche zur aktuellen Orderrunde sind aber auch hier mit dem Blick nach vorn optimistisch geprägt. Die UK-Einkaufsverbände (AIS und IMC) sind trotz der erschwerten Rahmenbedingungen sehr bemüht, die bestehenden Partnerschaften gemeinsam zukunftsfähig zu gestalten.“  

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Karim Choukair, Geschäftsführer MELVIN & HAMILTON, zum europäischen Markt:

„Außerhalb der D-A-CH-Länder sind wir in Frankreich, den Benelux-Staaten und Polen gut vertreten. In Paris haben wir auch ein zweites Office, damit wir die Kunden noch besser betreuen können.

… zu den Wachstumsperspektiven in Europa:
„Die Pandemie ist omnipräsent und betrifft nun mal alle gleichermaßen, oft zeitversetzt, aber wie wir es bereits seit anderthalb Jahren erlebt haben, wird niemand verschont.
Sofern wir die Probleme aus der Pandemie nicht gemeinsam lösen, wird es immer wieder Einbrüche im Konsumverhalten geben.
Glücklicherweise ist sich die Politik dieser Problematik bewusst und zieht an einem Strang, auch wenn es leider nicht wirklich so kommuniziert wird.“

… zur Ordersaison:
„Nach anderthalb Jahren finden nun endlich wieder europaweit Messen statt. Das halten wir für eminent wichtig. Wir haben auch allen Veranstaltern signalisiert, dass wir als Marke dort vertreten sein wollen.
Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, innovativ und kreativ zu sein, denn das erwartet der Konsument und man kann es nachvollziehen.
Wir erwarten keine schlechte Ordersaison. Die Onliner boomen und viele stationäre Händler haben ihren Weg gefunden. Es sieht zumindest jetzt schon danach aus, dass die Wege vorgezeichnet sind.
Das größte Problem sehen wir jedoch in der Logistik. Die Preise der Container haben sich verzehnfacht und die Laufzeiten verdoppelt. Das ist eine dramatische Entwicklung, der wir machtlos entgegensehen. Und das betrifft nun mal wieder alle in Europa und weltweit.“

… zum Brexit:
„Der Brexit ist eine Katastrophe, aber viel mehr für UK als für uns. Dabei sollten wir es auch belassen.“

Sven Wandres, Vorstand MEYER-Hosen AG, zum europäischen Markt:

Generell ist das Ausland optimistischer bei der Vororder als Deutschland, wobei Letzteres nach den langen Lockdown-Zeiten in Deutschland auch nachvollziehbar ist.“ Sven Wandres, Vorstand MEYER-Hosen AG

„Wir sind traditionell sehr exportstark und im gesamten europäischen Markt stark präsent. Unsere Top-5-EU-Märkte sind Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande und England, dicht gefolgt von Dänemark, Schweden, der Schweiz, Spanien, Belgien, Irland und Österreich.

… zu den Wachstumsperspektiven in Europa:
„Spanien, Portugal, UK und Irland haben in der Vororder Frühjahr/Sommer 2022 bis zum jetzigen Stand ordentlich zugelegt. Von den Corona-Entwicklungen mit am stärksten getroffen war der englische Markt, da eine lange Lockdown-Zeit mit dem Brexit einherging. Märkte wie Dänemark waren trotz Corona erstaunlich stabil. In den Niederlanden haben sich bereits sehr viele Kunden wieder an Frühjahr/Sommer 2020 bei der Order orientiert, einige verzeichnen sogar ein tolles Wachstum. In Österreich hatten wir einen sehr guten Start, für die Schweiz ist es noch etwas früh, da die Vororder traditionell etwas später startet.“

… zur Ordersaison:
„Wir sind ganz regulär Ende Juni/Anfang Juli in die weltweite Orderrunde mit komplett neuen Kollektionen gestartet. Für ein abschließendes Feedback ist es jetzt noch zu früh, aber unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Generell ist das Ausland optimistischer bei der Vororder als Deutschland, wobei Letzteres nach den langen Lockdown-Zeiten in Deutschland auch nachvollziehbar ist.
Bezüglich der finanziellen Ergebnisse denken wir in Szenarien und auch da ist zum aktuellen Zeitpunkt eine genaue Einschätzung noch nicht möglich. Generell sehen wir aber eine deutliche und auch schnelle Erholung bei vielen unserer Kunden, was uns sehr freut. Grundsätzlich sind die Umsätze der Produktgruppe Hose aber auch trotz Corona nicht so stark eingebrochen und das hat in unserem Fall unserer konsequent nachhaltigen Ausrichtung und dem starken Wachstum von M|5 zusätzlichen Schub gegeben.“

… zum Brexit:
„Der Brexit hat viele englische Kunden überrascht, der Zoll musste organisiert und viele Formalitäten erledigt werden. Wir haben sehr schnell diese Zollaufgaben übernommen und auf DDP-Lieferungen umgestellt. Anfangs waren die Transportdienstleister sehr gefordert und auch die Zollbehörden nicht auf das Volumen eingestellt. Inzwischen hat sich das aber wieder normalisiert und auch bei den Stückzahlen können wir bereits jetzt bei Frühjahr/Sommer 2022 eine erfreuliche Rückkehr zur ‚Normalität‘ beobachten.“

Frederick Westermann, Geschäftsführer ROY ROBSON, zum europäischen Markt:

Für das laufende Geschäftsjahr werden wir an die herausragenden Vor-Corona-Ergebnisse noch nicht herankommen, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Frederick Westermann, Geschäftsführer ROY ROBSON

„In der Gesamtsumme gesehen ist der Heimatmarkt Deutschland nach wie vor der für uns wichtigste Markt. Aber bei einem Exportanteil von knapp über 50 Prozent legen wir natürlich auch ein besonderes Augenmerk auf verschiedene Auslandsmärkte. Hier sind die Niederlande, Belgien, aber auch Österreich und die Schweiz zu nennen. Auch die Entwicklung in Spanien ist überaus positiv – einer der Gründe ist hier sicherlich der große Anteil an Shopflächen beim spanischen Retail-Riesen El Corte Inglés.“

… zu den Wachstumsperspektiven in Europa:
„Die Corona-Pandemie hat uns natürlich ein gutes Stück weit zurückgeworfen. Aber dieses Problem betrifft ja nicht nur uns als Marke ROY ROBSON, sondern den gesamten Bekleidungsmarkt.
Mit der erneuten Öffnung des Einzelhandels in ganz Europa ist ein erster positiver Trend erkennbar. Die Verbraucher haben wieder Lust, sich gut zu kleiden, die lange Zeit der bequemen Jogginghosen für zu Hause ist vorbei, Stil und gutes Aussehen sind wieder gefragt. Das spiegelt sich auch ganz vorsichtig in den Umsätzen der letzten Monate wider.
Das größte Potenzial für Umsatzsteigerungen hat unserer Meinung nach der Bereich Party – hier wird in den nächsten Monaten viel nachgeholt werden. Zum Teil wurden Hochzeiten und andere große Feste mehrfach verschoben, jetzt, wo die Impfquote europaweit steigt, möchten die Menschen wieder gemeinsam feiern – gut für uns, denn wir haben in unserer neuen Frühjahrskollektion 2022 einen echten Schwerpunkt auf dieses Thema gesetzt. Unsere Kunden honorieren das mit guten Orders.“

… zur Ordersaison:
„Die Übergabe unserer Kollektion hat erneut digital stattgefunden. Viele Ordertermine mit unseren Kunden finden aber immer mehr auch in Präsenz statt. Wir freuen uns sehr, auch erste Kunden aus dem Ausland wieder hier bei uns in Lüneburg begrüßen zu können – natürlich immer unter Einhaltung der Hygiene-Konzepte und der Vorschriften für die Einreise nach Deutschland.
Nachdem wir bereits einige Gespräche mit unseren wichtigsten Partnern haben führen können, schauen wir vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Unsere Kunden beurteilen die gestraffte Ausrichtung in der Kollektion und auch den offensichtlichen Wandel in unserer Bildsprache mehr als positiv – das lässt sich auch direkt in den Orders ablesen.
Besonders der Wandel in der Bildsprache tut uns gut – die Marke wird wieder als nahbar und kundenorientiert wahrgenommen.
Für das laufende Geschäftsjahr werden wir an die herausragenden Vor-Corona-Ergebnisse noch nicht herankommen, aber wir sind auf einem guten Weg und arbeiten in einem gut funktionierenden Team täglich an Verbesserungen und Neuerungen.“

… zum Brexit:
„Der Brexit ist für den Bekleidungsmarkt nach wie vor ein großes Hindernis. Insbesondere die neuen Regeln bei der Verzollung der Ware verlangsamen die Prozesse und stoppen die Nachorders unserer Kunden. Wurden vor dem Brexit auch schon mal dringend benötigte Einzelteile nachbestellt, wird jetzt gewartet, bis eine wirtschaftliche Größe für den Versand erreicht ist. Dadurch verteuern sich natürlich auch die Produkte für die Konsumenten in UK. Das kostet Umsätze auf beiden Seiten des Ärmelkanals.
Damit sich das Business wieder erholen kann, ist die Politik gefragt, Lösungen für einen einfacheren Warenverkehr zu erzielen. Es wäre fatal, wenn der Bruch mit der EU dazu führt, dass UK sich auf lange Sicht andere Beschaffungsmärkte sucht, die schneller an Lösungen arbeiten als das Europäische Parlament.“

Andreas Garnier, Head of Sales JOSEF SEIBEL, zum europäischen Markt:

„Deutschland, Großbritannien und Frankreich sind die wichtigsten Märkte, um drei zu nennen.“

… zu den Wachstumsperspektiven in Europa:
„Die Märkte sind wirtschaftlich deutlich unterschiedlich durch die Krise gekommen. Für alle drei gilt dennoch: Wir werden uns deutlich gegenüber 2020 verbessern, aber es ist noch kein Anknüpfen an 2019 in Sicht.
Sehr viele Kunden haben mit Abverkaufsproblemen zu kämpfen, die im Wesentlichen durch den Lockdown bedingt sind. Hier ist aber deutlich ein Ungleichgewicht zwischen den Kunden in Hochfrequenzlagen und kleineren, regional agierenden Händlern zu sehen. Für beide Kundengruppen gilt aber: Sobald eine Online-Strategie gelebt wird, sei es als Online-Shop oder Werbung über Social Media, ist der Abverkauf sofort spürbar besser.“

… zur Ordersaison:
„Wir verkaufen über unseren Außendienst, der mittlerweile zum größten Teil wieder auf Präsenzmeeting mit den Händlern umstellt.
Das Verkaufen beziehungsweise Ordern über das Internet (egal in welcher Form) ist problematisch und wird unserem Produkt nicht gerecht, da für uns die Haptik entscheidend ist.“  

… zum Brexit:
„Der Brexit führt zu einer Verteuerung des Produkts und somit zu unvermeidbaren Preiserhöhungen. Hinzu kommt noch die fatale Kostenexplosion im Frachtbereich, welche aber alle Märkte betrifft. Das Geschäft haben wir dank einer seit 20 Jahren bestehenden eigenen Vertriebsgesellschaft sehr gut organisiert, sodass es keine Ablaufschwierigkeiten gibt.“