Autor: Alexander Langhorst Der spanische Textilhändler INDITEX ist Eigner der Modeketten ZARA, Bershka sowie Massimo Dutti und hat im Corona-Jahr 2020 verstärkt auf den Handel im Internet gesetzt. Damit konnte zumindest ein Teil des lockdownbedingten Umsatzrückgangs im stationären Handel abgefangen werden. Nach einem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 war per Geschäftsjahresende am 31. Januar 2021 erneut insgesamt knapp ein Drittel der insgesamt 6.800 Filialen nicht geöffnet. Somit verwundert es nicht, dass die ursprünglichen Prognosen für 2020 nicht erreicht werden konnten.
Entsprechend reduzierten sich die Umsatzerlöse im Vorjahresvergleich um 28 Prozent auf 20,4 (28,3) Milliarden Euro. Das EBIT schrumpfte um fast 70 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zusammen und lag damit noch schlechter als bis dato vom Markt erwartet. Unter dem Strich war ein Ergebnisrückgang auf 1,1 Milliarden Euro nach 2,7 Milliarden Euro im Vorjahr zu verzeichnen. Daraus ergibt sich ein Ergebnis je INDITEX-Aktie von 0,36 nach zuvor 1,17 Euro. Positiv ist hierbei jedoch anzumerken, dass es INDITEX als einem der wenigen Modekonzerne auch im Corona-Jahr gelungen ist, unter dem Strich ein positives Jahresergebnis zu erwirtschaften. Hierüber dürfen sich auch die Anteilseigner freuen. Nach einer deutlichen – coronabedingten – Dividendenkürzung auf 0,28 Euro für das Geschäftsjahr 2019 werden für 2020 insgesamt 0,70 Euro ausgeschüttet. Die Zahlung setzt sich dabei aus der regulären Dividende und einer Sonderausschüttung von 0,30 Euro zusammen. Weitere 0,30 Euro Sonderdividende sollen erst im Kalenderjahr 2022 fließen.
Die Corona-Pandemie hat auch zu einer zügigen Überarbeitung des bestehenden Filialnetzes geführt. Bei der Umsetzung dieses vom INDITEX-Chef Pablo Isla im Juni 2020 angekündigten großen Konzernumbaus ist man nach eigener Angabe auch bereits gut vorangekommen. Ziel der Strategie ist es, sich auf den Ausbau bereits gut laufender Filialen sowie solcher in Toplagen zu konzentrieren. Weniger gute Standorte sollen geschlossen werden oder auslaufen. Erreicht wird die Zielsetzung zum einen durch die Eröffnung von mehr größeren Geschäften und zugleich auch die Schließung kleiner Läden, insbesondere an weniger guten Standorten. Durch die Umsetzung dieses Programms hat sich die Zahl der Filialen um über 600 verringert, gleichzeitig reduzierte sich die verfügbare Verkaufsfläche allerdings nur um gut 5 Prozent verglichen mit dem Flächenbestand vor Start des Programms.
Ein weiterer wichtiger Baustein des Konzernumbaus ist auch die weitere konsequente Umsetzung der Digitalisierung. Hier investiert der Konzern Milliardenbeträge in eine vernetzte Lagerlogistik sowie den Ausbau des Internethandels. Im Rahmen dieser Omnichannel-Strategie ist etwa die Modekette ZARA in mittlerweile 25 Ländern online gegangen. Aktuell erfolgt auch der Roll-out der neuen App-in-App-Store-Mode bei ZARA. Hiermit soll die Verschmelzung der Absatzkanäle (stationärer Handel und E-Commerce) ebenfalls weiter vorangetrieben werden. So sollen in Deutschland bis Ende 2021 alle deutschen Filialen angeschlossen sein, in Märkten wie Spanien oder Großbritannien ist aufgrund des früheren Starts dieser Prozess schon weitgehend abgeschlossen.
Dass INDITEX hier aufs richtige Pferd setzt, zeigt sich auch an der Entwicklung der E-Commerce-Umsätze in 2020. Diese kletterten im abgelaufenen Geschäftsjahr um 77 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro und machen damit etwa ein Drittel des gesamten Konzernumsatzes aus. Der weiter steigende Anteil des Umsatzes via Internet sollte sich auch in der Zukunft fortsetzen. Im aktuell laufenden Jahr berichtet das Unternehmen von einer Fortsetzung der Wachstumsraten im E-Commerce.
Für das aktuell laufende Jahr rechnet GSC Research mit einer Erholung der Geschäfte und einem im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 deutlichen Zuwachs beim Umsatz. Unter der Annahme, dass es im zweiten Halbjahr durch die weiter voranschreitenden Impfkampagnen nicht wieder zu flächendeckenden Lockdowns im stationären Handel kommt, erscheint ein Umsatz im Bereich von 25,5 bis 26,5 Milliarden Euro bei einem dann deutlich in Richtung 4 bis 4,5 Milliarden Euro verbesserten EBIT erreichbar. Unter dem Strich würde sich auch eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses je Aktie in den Bereich von 1,05 bis 1,15 Euro ergeben. In 2022 sollte dann an die Niveaus des Jahres 2019 angeknüpft oder diese sogar leicht übertroffen werden können.
Ausgehend von dieser Einschätzung, wird die INDITEX-Aktie beim aktuellen Kurs von 29,80 Euro mit einem erwarteten 2021er-KGV im Bereich von rund 26 bereits vergleichsweise „fair“ an der Börse bepreist. Aus der Ausschüttung von 0,70 Euro ergibt sich mit knapp 2,4 Prozent allerdings eine im aktuellen „Nullzinsumfeld“ recht attraktive Dividendenrendite. Diese hat mit Blick auf die angekündigte in 2022 zahlbare Sonderausschüttung von weiteren 0,30 Euro auch noch Spielraum nach oben und sollte im kommenden Jahr die 3-Prozent-Marke wieder übersteigen. Daher bietet sich die Aktie auf dem aktuellen Niveau als gute „Halteposition“ an, den fairen Wert sieht GSC Research im Bereich von 33 Euro.