Autor: Andreas Grüter Für unsere Mai-Ausgabe haben wir Thimo Schwenzfeier, Show Director NEONYT bei der messe frankfurt, zum gepflegten Trinken geladen. Wir sprechen über Schorlen, Sneaker, Zombies und das Second Coming der Stuttgarter Kickers.
FT: Machen wir es kurz und knackig. Was für ein Getränk soll auf die Theke?
Thimo Schwenzfeier: „Da entscheide ich mich doch gerne für Maracujasaftschorle. Ich bin grundsätzlich kein großer Alkoholtrinker. Bier ist nicht so meins. Der hessische Apfelwein und der etwas bessere schwäbische Apfelmost sind lecker, aber letztendlich gewinnen bei mir tatsächlich meistens Fruchtschorlen.“
Und weil wir gerade in Geberlaune sind – was darf es zu essen sein?
„Ich als Schwabe habe mich mittlerweile gut mit dem Frankfurter Schnitzel mit grüner Soße und Kartoffeln arrangiert. Dennoch muss ich gestehen, dass ich auch in Frankfurt meine Apfelweinwirtschaft habe, bei der ich tatsächlich Schnitzel mit Spätzle und Rahmsoße bekomme – und im Zweifelsfall zieh ich das vor.“
Schwaben, so sagt man, verlassen ungern das Ländle. Wie riecht die Luft der weiten hessischen Welt für Sie?
„Die Hessen und die Schwaben sind sich doch recht ähnlich, finde ich. Wir sind ja im weitesten Sinne auch Nachbarn. Klar hat man so seine Vorurteile, wenn man nach Frankfurt kommt. Ich habe mich aber in der Mainmetropole von Anfang an sehr heimisch gefühlt und die Stadt hat natürlich auch den Vorteil, dass sie so zentral liegt. Amsterdam und Zürich sind mit dem ICE in vier Stunden erreichbar und nach Paris fährt man mit dem TGV ungefähr genauso lang. Zudem ist Frankfurt mit seinen Parks und dem Umland wahnsinnig grün. Für mich eine der am meisten unterschätzten Großstädte Deutschlands oder vielleicht auch Europas, was die Lebensqualität angeht.“
Als Kind Schwimm-Ass mit Seepferdchen-Schein und in der Jugend bester Torhüter beim D-Jugendturnier in Sirnau – was hat Sie von einem Leben für den Sport abgehalten und in die Arme der Mode getrieben?
„Ich muss hier leider mit der großen Sportlerklischee-Antwort um die Ecke kommen: Das Knie hat nicht mehr gehalten. Ich habe mir einen irreparablen Multiknieschaden mit allem Drum und Dran zugezogen. Gerissene Patellasehne, gerissener Meniskus, kaputte Kniescheibe – das ganze Programm. Da war es dann mit dem Sport vorbei. Danach bin ich erst mal in verschiedenen Werbe- und Presseagenturen gelandet, wo ich unter anderem auch für große Modelabels wie HUGO BOSS und adidas gearbeitet habe. Ich bin ja nur ein paar Kilometer von Metzingen entfernt aufgewachsen und natürlich war BOSS da immer irgendwie ein Thema. Ich kann mich noch daran erinnern, wie Michael Schumacher und Damon Hill vor einem Rennen auf dem Hockenheimring nach Metzingen gekommen sind, um sich bei BOSS neu einzukleiden, und die Stadt dafür extra abgeriegelt wurde. Als Kind ist das ein einschneidendes Erlebnis.“
Lassen Sie uns über Fußball sprechen. Was spricht gegen den VfB und für die Stuttgarter Kickers? Wie siehts mit einem Erste-Liga-Revival aus?
„Die große Geschichte der Stuttgarter Fußballrivalität. Bei mir lief das einfach so: Meine Eltern sind beide VfB-Fans und als rebellierender Freigeist habe ich mich natürlich für den Underdog entschieden. Ich hätte meinen Vater noch viel mehr treffen können, wenn ich Bayern-München-Fan geworden wäre, aber ich halte nichts davon, mich im einfachen Erfolg zu sonnen. Ich mag die Sympathieträger der Herzen und da kommt man an den Kickers schwerlich vorbei. Ein Sponsoring des Vereins mit der NEONYT wäre toll, wenn wir den kompletten Durchbruch geschafft haben. Wenn erst das NEONYT-Logo auf dem Kickers-Trikot prangt, ist ein Aufstieg in die Erste Liga reine Formsache.“ (grinst)
Frankfurt, eine Bestandsaufnahme. Ihre drei Lieblingsorte …
„Das Mainufer, der Ostpark und der Goetheturm.“
Plagen Sie Sammelleidenschaften?
„Ja, tatsächlich bin ich ein großer Sneakerfan. Aktuell habe ich rund 85 Paar zu Hause. Ich war eine Zeit lang auf dem besten Weg, ein richtiger Sneakerhead zu werden – das hat sich aber zum Glück ein bisschen beruhigt. Auch wenn ich nicht mehr auf Conventions unterwegs bin, bemühe ich mich trotzdem immer noch um Kicks, die mir gefallen. Mein letzter Catch war die Collabo von adidas und LEGO, nicht zuletzt, weil ich immer noch LEGO-Fan bin. Aber kein Vergleich zu den Zeiten, als ich meine Freundin zu einem Urlaub am Gardasee überredet habe, mit dem Hintergedanken, dann auch noch einen schnellen Abstecher nach Mailand zu machen, um den New Balance x Stone Island abzugreifen. Übrigens werden alle Schuhe konsequent getragen. Keiner landet hinter Glas.“
Ihre Guilty Pleasures im Bereich Musik, Mode und Literatur?
„Ich weiß, es ist für die meisten schwer nachvollziehbar, aber ich liebe Gabber, also Hardcore-Techno. Mein modisches Guilty Pleasure sind Bomberjacken. Nicht die moderne Variante, sondern eher die alten Chevignon-Styles mit Teddyfell. Und was Literatur angeht, lese ich gerne Zombie-Romane.“
Grüne Mode muss auf jeden Fall …
„… stylish …“
… und auf keinen Fall …
„… beliebig sein.“
Was darf in Ihrem Kleiderschrank nicht fehlen und was sollte keinen Platz finden?
„Auf keinen Fall fehlen sollte ein schlichtes weißes T-Shirt aus Bio-Baumwolle und verzichten kann ich auf Polyester in meiner Kleidung.“
Was würde der 16-jährige Thimo Schwenzfeier über den 38-jährigen Thimo Schwenzfeier denken?
„Bisschen langsam geworden, aber dennoch noch ganz cool.“