Autor: Andreas Grüter „Auf ein Kaltgetränk …“ – die Frühjahrs-Edition. Mit uns am Trinktisch sitzt Henning Gerbaulet, seines Zeichens geschäftsführender Gesellschafter beim traditionsreichen süddeutschen Hemden- und Blusenhersteller ETERNA. Wir sprechen über Bielefeld, den Traumberuf Fußball-Bundestrainer und Ressourcenverschwendung in der Modeindustrie.
FT: Nach Ostern noch einen Eierpunsch anzubieten, wäre anmaßend. Mit welchem Getränk möchten Sie in den Frühling starten?
Henning Gerbaulet: „Da bevorzuge ich in der Tat eher einen frischen und trockenen Grauburgunder, zum Beispiel aus Rheinhessen. Oder einen aromatischen Lugana.“
Sie kommen angeblich aus Bielefeld. Können Sie die Existenz dieser Stadt bezeugen?
„Auch auf die Gefahr hin, dass ich einige Menschen enttäusche, kann ich die Existenz meiner Heimatstadt bezeugen. Nicht zuletzt hat die Stadt Bielefeld seit letztem Jahr mit meinem Herzensverein Arminia sogar wieder einen Fußball-Bundesligisten vorzuweisen.“
Wie haben Sie sich als Ostwestfale in Bayern eingelebt? Was vermissen Sie und was schätzen Sie an Ihrer neuen Heimat?
„Privat lebt der Ostwestfale seit fast 25 Jahren im weltoffenen Rheinland und arbeitet seit über acht Jahren im schönen Passau! Da ich Anfang der 1990er-Jahre in Regensburg studiert und somit bereits ein paar Jahre in Bayern gelebt habe, ist es mir auch alles andere als schwergefallen, mich erneut einzugewöhnen. Die Mentalität der Menschen ist sicher ganz anders als in Düsseldorf oder Bielefeld, aber ich schätze die warmherzigen und loyalen Charakterzüge der Niederbayern.“
Sie sind studierter Betriebswirt. Was war zuerst da, die Mode, die Wirtschaft oder hatten Sie in jungen Jahren eigentlich doch ganz andere Pläne?
„Nein, nicht wirklich, Mode hat mich schon immer begeistert und bereits während der Schulzeit begleitet. Auch im Studium kamen Praktika hinzu. Ich war nach meinem Abschluss zum Diplom-Kaufmann nicht festgelegt, aber irgendwie war da der Weg in Richtung Unternehmertum in der Modebranche schon vorgezeichnet.“
Vor einigen Jahren gaben Sie in einem Interview an, gerne Fußball-Bundestrainer zu werden. Die Stelle scheint aktuell vakant zu sein. Juckt es Ihnen in den Fingern, eine Bewerbung zu verschicken?
„Das ist immer noch ein herausragender Job. Allerdings sehe ich kompetentere Bewerber im Rennen und mache mir deshalb ehrlicherweise keine Hoffnung, dass Olli Bierhoff sich bei mir melden wird.“
Hierauf kann ich gut verzichten …
„Corona!!!!“
Zu diesem Thema hätte ich einiges zu sagen, wurde bislang aber nie gefragt …
„Wir Unternehmer werden generell in unserem Land viel zu wenig in politische Entscheidungen einbezogen und könnten nicht nur mitreden, sondern sicher auch wertvolle Beiträge für realitätsnähere und wirtschaftsfördernde Entscheidungen leisten. Unabhängig von der aktuellen Corona-Politik, die leider aus wirtschaftlicher Sicht als weitgehend misslungen zu betrachten ist, gibt es wichtige Fragen in der Energiepolitik oder aber auch Probleme einer immer weniger leistungsbezogenen Arbeitsmarktpolitik, die unsere Unternehmen belasten und den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden.“
Die Cools und Fools der Modebranche …
„Wir haben das große Glück, dass wir uns beruflich täglich mit wirklich schönen Dingen beschäftigen dürfen, die sich zudem permanent erneuern und verändern. In nur wenigen Berufsfeldern gibt es so viel Wandel und Emotionalität wie im Bereich Fashion. Weniger positiv an unserer Branche ist dagegen sicher der mangelnde, schonende Umgang mit unseren Ressourcen. Hier gibt es wirklich dringenden Handlungsbedarf, den wir als Branche mit voller Verantwortung angehen müssen.“
Meine Rückzugsräume für die kleinen und großen Fluchten …
„Zu Hause bei meiner Familie und in der Natur – vor allem in meiner Jagd, wo ich zur Ruhe komme.“
Wo sehen Sie sich in 20 Jahren?
„Nicht mehr operativ in der Verantwortung, aber dafür aktiv und bereit, meine beruflichen Erfahrungen weiterzugeben.“
Mein Leben als Film, Buch und Song …
„Das muss wohl erst noch verfasst werden …“