„Gute Chancen in Russland“

Marc O’Polo

Maximilian Böck ©Marc O‘Polo

Autor: Markus Oess
Die Stephanskirchener betrachten Russland und die GUS-Staaten als strategischen Wachstumsmarkt und übernehmen vom bisherigen Distributionspartner JAMILCO elf Stores, zwei Outlets und den Online-Shop. Zudem steht der russlandweite Ausbau des Wholesale- und Franchise-Geschäfts für die Kollektionen Casual und DENIM auf der Agenda. Wie, erklärt Marc-O’Polo-CRO und Co-CEO Maximilian Böck im FT-Interview.

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FT: Herr Böck, wann waren Sie das letzte Mal in Russland?
Maximilian Böck:
„2018 haben wir uns mit unserem Partner JAMILCO getroffen und einige Stores besichtigt. Positiver Nebenbei-Effekt: Damals war die Fußball-Europameisterschaft in Russland. Ich hatte die Gelegenheit, das Finale Frankreich gegen Kroatien live zu sehen. Das war ein großartiges Erlebnis. Da mich das Land so faszinierte, war ich 2019 noch mal privat zu Besuch. Im Zuge unserer neuen Russland-Strategie, das Land mit eigenem Retail zu erschließen, hoffe ich, schon bald wieder dorthin reisen zu können. Idealerweise zur Eröffnung unseres dortigen Showrooms. Das ist für den kommenden Monat geplant.“

Casual und DENIM sollen expandieren.

Welchen strategischen Stellenwert hat das Land für Sie?
„Wir treiben aktuell unsere Internationalisierung mit Fokus Osteuropa stark voran. Nach Polen, Rumänien und Tschechien wollen wir auch in Russland unser Engagement deutlich ausbauen. Gerade Russland bietet uns mit 145 Millionen Einwohnern sowie den großen Metropolen Moskau, St. Petersburg und Jekatarinburg enormes Wachstumspotenzial. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Marke international noch stärker zu präsentieren und bekannt zu machen.“

Sie wollen in dem Land expandieren, haben jetzt den eigenen Retail auf neue Beine gestellt und die Stores und Outlets von JAMILCO übernommen. Wollte das Unternehmen aussteigen?
„Wir haben mit unserem bisherigen Partner JAMILCO zehn Jahre erfolgreich zusammengearbeitet und der Vertrag läuft nun aus. Dank JAMILCO haben wir eine gute Basis in Russland, um jetzt weiter durchzustarten. Wie erwähnt, sehen wir gerade in Russland sehr großes Wachstumspotenzial für Marc O’Polo und werden deshalb diesen Mark zukünftig selbst steuern.“

Wie sehen die mittelfristigen Wachstumspläne aus?
„Wir sehen gute Chancen, in Russland schnell und nachhaltig wachsen zu können. Das wollen wir über eigene Stores, über E-Commerce sowie Franchise- und Wholesale-Partnerschaften nutzen.“

Wie viel lässt sich durch eigenen Retail erreichen, wie viel soll der Wholesale einbringen?
„Wir setzen hier wie in anderen Märkten auch auf einen guten Mix. Wir starten mit Retail, online und offline und wollen zunehmend unser Franchise und Wholesale Business weiter ausbauen.“

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Was ist für Marc O’Polo Casual und Marc O’Polo DENIM geplant?
„Beides sind unsere Kernmarken. In den Stores setzen wir vor allem auf Marc O’Polo Casual. Online wollen wir die bereits gute Präsenz von Marc O’Polo DENIM forcieren.“

Sie haben in den zurückliegenden Monaten einiges angestoßen und wollen in Osteuropa deutlich stärker wachsen. Besteht nicht die Gefahr, dass Sie sich verzetteln und zu viele Maßnahmen auf einmal umsetzen müssen?
„Nein, Russland ist mit all seinem Potenzial die logische Konsequenz unserer Expansion in Osteuropa, zumal wir hier auf einem soliden bestehenden Geschäft aufbauen können. Jedes Land wird auch von einem eigenen Team betreut.“

Sind die Russen eigentlich onlineaffin und was wird der E-Commerce leisten können für Marke und Vertrieb?
„Die Russen sind durchaus onlineaffin. Online spielt eine sehr wichtige Rolle, um dieses sehr große Land zu erschließen und damit möglichst viele Kunden landesweit zu erreichen. E-Commerce wird hier nicht nur zum Vertrieb einen sehr wichtigen Beitrag leisten, sondern auch zur Positionierung der Marke.“

Wie gehen die Russen mit Corona um, wie reagieren die Menschen auf die Pandemie?
„In Russland kehrt das Alltagsleben und damit eine neue Normalität langsam wieder zurück. Teilweise wurde dort auf andere Maßnahmen gesetzt und es gibt keinen Lockdown.“

Wie ist denn Marc O’Polo in Russland durchs Jahr gekommen? Was läuft gut, was weniger?
„Wir sind zufrieden mit unserem dortigen Geschäft und haben trotz der Pandemie eine solide Basis für unseren Start dort.

Wie erleben Sie die aktuellen Spannungen zwischen Deutschland, der EU, den USA und Russland? Bekommt man auf operativer Ebene etwas davon mit und beeinflusst die Lage jetzt Ihre Entscheidungen?
„Im operativen Geschäft ist das kaum zu spüren. Dennoch ist es für uns wichtig, die politische Situation und damit mögliche verbundene Einflüsse im Blick zu haben.“

Hintergrund
Das Label Marc O’Polo will seine Internationalisierung mit Fokus auf Osteuropa vorantreiben und baut seine Infrastruktur in Russland und den GUS-Staaten aus. Das Unternehmen übernimmt elf Stores, zwei Outlets und den Online-Shop des bisherigen Distributionspartners JAMILCO. Zudem prüft das Management den weiteren russlandweiten Ausbau des Wholesale- und Franchise-Geschäfts für die Kollektionen Casual und DENIM. Derzeit werden die beiden Kollektionen in Russland über die Stockmann Stores sowie die Online-Plattformen WILDBERRIES und LAMODA vertrieben.Seit 1. Juni 2020 ist Maximilian Böck, Sohn der Unternehmerfamilie Böck, im Vorstand von Marc O’Polo. Böck verantwortet als CRO (Chief Retail Officer) alle Business-to-Consumer Channels inklusive des Online-Geschäfts. Zusätzlich ist er neben Dieter Holzer Co-CEO und wird zum 1. Juni 2021 den alleinigen Führungsposten übernehmen. Nach seinem Master in Business Administration und Auslandsaufenthalten, unter anderem bei KPMG in New York, begann Maximilian Böck seine berufliche Laufbahn im Einkauf bei der Peek & Cloppenburg KG. 2017 wechselte er in den Einkauf der Marc O’Polo Einzelhandels GmbH. Als Director Retail steuerte Böck in den letzten beiden Jahren den stationären Einzelhandel der Marke.