Fashion Revolution Week vom 19. bis 25. April
„Wir sprechen über neue, noch nie getragene Textilien, die plötzlich unverkäuflich sind, als hätten sie ein Haltbarkeitsdatum überschritten“, sagt Claudia Brück, Vorstandsmitglied von TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) und verweist auf Milliarden unverkaufter Kleidungsstücke im deutschen Einzelhandel. „Wer kann angesichts solcher Zahlen behaupten, die Fast Fashion Industrie hätte kein Problem? Die Pandemie zeigt, was längst klar sein sollte: Wir brauchen einen fairen Neustart in der Modebranche, und zwar dringend – mit fair produzierten Textilien und einem bewussteren Konsum“, sagt Brück und wirbt für Labels wie ThokkThokk, die schon heute auf Fairtrade setzten. „Fair Fashion bedeutet Nachhaltigkeit von der Baumwolle bis zum fertigen Kleidungsstück. Das ist die Zukunft. Denn über kurz oder lang kann es nicht funktionieren, dass wir unseren Wohlstand auf dem Rücken anderer austragen“, sagt Stefanie Adolph vom Münchener Label ThokkThokk.
Dass sich die Modeindustrie in den vergangenen acht Jahren kaum zum Besseren verändert habe, kritisiere auch die internationale Fashion Revolution Week, die von Fair Trade unterstützt wird. Seit dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza, bei dem 2013 über 1.000 starben, macht die Kampagne weltweit auf die Missstände in der Textilindustrie aufmerksam und prangert Niedriglöhne, fehlende Arbeitsverträge sowie Sicherheitsstandards an. Vom 19. bis zum 25. April können sich Verbraucher im Netz beteiligen und unter dem Hashtag #WhoMadeMyClothes und #PushFairtrade Marken zu mehr Transparenz und fairen Produktionsbedingungen auffordern. „Existenzsichernde Löhne sind eine große Herausforderung, selbst für Fair Fashion Unternehmen. Aber sie bringen auch den größten Mehrwert für die Beschäftigten“, sagt Sethu Lakshmy Chakkenchath, Fairtrade-Ausbilderin für Arbeitsrechte in Indien. „Einige Fabriken sind bereit, diesen Weg gemeinsam mit Fairtrade zu gehen, aber das können sie unmöglich allein tun. Wir brauchen die Bereitschaft des gesamten Textilsektors, die Mehrkosten gemeinsam zu stemmen“, ergänzt Brück. Zusätzlich zum Fairtrade-Baumwollsiegel, bei dem Baumwollbäuerinnen und -bauern unter anderem von festen Mindestpreisen und der Fairtrade-Prämie profitieren, gibt es seit 2016 den Fairtrade-Textilstandard, der die gesamte textile Lieferkette abdeckt.