Youngster mit eigenem Label

Maßschneider

Die Kollektion von C. Leonardo folgt keinem festen Muster. Der junge Designer mag die Vielfalt und klare Schnitte ©Oliver Radkau
Autor: Maximilian Fuchs

Interview mit Cassian Leonardo Zobel

Er ist gerade 22 Jahre geworden, der jüngste Maßschneider Deutschlands: Cassian Leonardo Zobel aus Bielefeld. Seine Lehre schloss er 2019 mit Auszeichnung ab, für seine Leistung in der Sparte ‚Gute Form‘ wurde er als Bundessieger ausgezeichnet. Im selben Jahr hat er sich mit seinem Label C. Leonardo selbstständig gemacht und arbeitet seither in seinem Atelier in Bielefeld. Fashion Today hat mit ihm über das Handwerk, den Zeitgeist und seine persönlichen Zukunftspläne gesprochen.

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Der jüngste Maßschneider Deutschlands: Cassian Leonardo Zobel, Jahrgang 1999 ©C. Leonardo

Cassian, wie kamst du als junger Mann auf den Beruf des Maßschneiders?
„Meine Leidenschaft für Textil und Mode begann schon früh. Ich habe die Waldorfschule in Bielefeld besucht, dabei hat mir die Handarbeit im Unterricht, das Weben und die Arbeit mit textilen Stoffen besonderen Spaß gemacht. Das hat sich wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen und nach dem Realschulabschluss war klar: Statt weiter bloß zu lernen und zu studieren, möchte ich lieber etwas Handfestes machen – mehr Praxis statt Theorie. So begann ich meine Ausbildung bei Friederike von Müller Puddingtown.“

Von wem oder was lässt du dich bei deiner Arbeit inspirieren?
„Die Inspiration hat keinen festen Weg. Mal kommen mir neue Ideen beim Spazierengehen, mal entstehen die Eingebungen, wenn ich mit Freunden zusammen bin. Es kommt aber auch oft vor, dass ich einen Stoff sehe und sofort weiß: Daraus mache ich einen Mantel oder ein anderes Stück.“

Was ist deine Einschätzung, welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Mode von morgen?
„Meine Hoffnung ist, dass sie die Menschen zum Umdenken bewegt und mehr auf Nachhaltigkeitsaspekte gesetzt wird und auch die Produktionsstandorte überdacht werden. Wir haben hier in Europa exzellente Möglichkeiten, dazu kurze Lieferwege und mehr Flexibilität. Was den Stil angeht, so erkenne ich aktuell zwei Strömungen. Zum einen den Wunsch, sich wieder mehr stilvoll und festlich anzuziehen. Und ich denke, in Zukunft wird man vermehrt auch die ‚einfachen‘ Begegnungen wie Zusammen-essen-Gehen, mehr zelebrieren und sich entsprechend kleiden. In meinem Freundeskreis zeichnet sich eine besondere Liebe für den Stil der 1920er-Jahre ab, ich könnte mir daher ein Revival dieser Modeepoche gut vorstellen. Auf der anderen Seite stehen die Millionen Jogginghosen zu Corona-Zeiten für einen anderen Megatrend. Es geht modisch auch in stilvoll und so vermute ich, dass sich das Athleisure-Thema auf breiter Ebene fortsetzen wird.“

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In liebevoller Handarbeit entsteht hier die Mode von C. Leonardo ©C. Leonardo

Was zeichnet deine persönliche Handschrift in der Kreation aus?
„Von meiner Ausbilderin Frau von Müller habe ich eine Menge lernen können, unter anderem ihren Fokus auf saubere Schnitte und so wenig Nähte wie möglich. Das setze ich in meinen Kollektionen um und schwanke vom Stil zwischen puristischer Klarheit und dem anderen Extrem; knallige Farben und wilde Muster.“

Welche Designer/-innen haben für dich einen Vorbildcharakter?
„Ich finde Yōji Yamamoto cool, mir gefällt sein Stil sehr!“

Im letzten Jahr hast du dein Label mit Bang & Olufsen zusammengebracht, im Rahmen der Kampagne ‚Catwalk 2020 – Schaufenster auf Zeit‘. Wie war es und was reizt dich an der Kombination Technik und Mode?
„Bei Bang & Olufsen bekam ich instore die Möglichkeit, meine Mode zu präsentieren, was natürlich großartig ist und viele Menschen auf meine Arbeit aufmerksam gemacht hat. Innerhalb der B&O-Welt haben sich meine ausgestellten Produkte sehr gut gemacht. Die Kombination aus Technik und Mode finde ich sehr reizvoll, leider fehlen mir persönlich die technischen Skills im Sinne von Programmierung und so weiter. Aber wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann eine C.-Leonardo-Kollektion mit technischem Innenleben.“

Verrätst du uns deinen persönlichen Wunschtraum in der Arbeitswelt?
„Mein Wunschtraum in der Arbeitswelt ist ein stabiles und gut laufendes Label zu besitzen, vielleicht noch mit zwei bis drei Stores. Hier würde ich gerne auch die Gastronomie mit aufnehmen, um Shopping zum besonderen Event zu machen. Genuss für alle Sinne.“