Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen Coaching anstelle eines autoritären Führungsstils – moderne Leadership-Konzepte suchen Individualität und Gemeinschaft von Mitarbeitern zu stärken, nicht zuletzt auch, um diese nachhaltig an Unternehmen zu binden. Laut Zukunftsinstitut verstärkt sich durch die Pandemie die Tendenz zum Wandel in der Führungsebene noch.
Führungskräfte sind bei der Bindung von Mitarbeitern in einer Schlüsselposition. Nach einer Studie der Gallup GmbH, die noch vor der Pandemie im Jahr 2019 veröffentlicht wurde, hängen die Beschäftigungszeit der Arbeitnehmer im Unternehmen und ihre Produktivität in dieser Spanne unmittelbar vom Führungsverhalten ihres direkten Vorgesetzten ab. Dabei stagniert laut Untersuchung die Anzahl der Arbeitnehmer, die eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber aufweisen. Über vier Jahre (2016 bis 2019) lag der Wert bei nur 15 Prozent – insbesondere mit Blick auf den Fachkräftemangel eine kritische Kennzahl.
Neue Perspektiven bietet das Coaching als moderner Führungsstil. Laut Definition meint Coaching, dass Führungskräfte als Vorbild vorangehen, eine Art Mentor für Mitarbeiter darstellen, dem diese freiwillig folgen. Das Arbeitsverhältnis ist demnach nicht von Hierarchie und Kontrolle geprägt, sondern von gegenseitigem Vertrauen. Die Individualität von Mitarbeitern steht im Vordergrund. Wesentlich ist, persönliche Stärken und Expertisen zu fördern, um im Team innovative Ideen und Sichtweisen zu generieren. Auch geht es darum, dass Führungskräfte konstruktives Feedback geben, getragen von einer offenen Fehlerkultur im Unternehmen. An die Stelle von Sagen und Bestimmen einer einzelnen Person tritt ein Konzept, das Mitarbeiter bewusst als Gemeinschaft versteht, die sich unter professioneller Beratung und Unterstützung sozusagen selbst führt. So heißt es auch in einem Leadership-Fachartikel auf der Website Springer Professional, dass Vertrauen als emotionales Bindeglied zum Team die Basis für eine effektivere Zusammenarbeit bilde. Und auch Vertrauen zwischen den Teammitgliedern sieht man als ursächlich dafür, dass diese sich frei entfalten und ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Man zögere nicht, einander um Rat und Hilfe zu bitten. Im Umkehrschluss mache man sich gegenseitig besser auf Unternehmensentwicklungen aufmerksam, agiles und rapides Handeln würden begünstigt.
Mit der Pandemie dürfte sich der Trend hin zu gemeinschaftsstärkenden, vertrauensbasierten Führungsmodellen, weg von althergebrachten Mustern im autoritären Stil, noch verstärken, folgt man dem Zukunftsinstitut. Franz Kühmayer, Experte für das Thema ‚Zukunft der Arbeit‘, formuliert, dass der Fokus auf Leistung eine Sackgasse darstelle und die Zeit der Einzelkämpfer und Selfmademen vorüber sei. Dass aktuell die Arbeit in den Homeoffices nicht in unproduktiver sozialer Isolation ende, hänge viel von Unternehmenskultur und der Einstellung von Führungskräften ab. So zeige sich vor allem in Krisenzeiten der Wert von Kooperationsfähigkeit, Menschlichkeit und Vertrauen. Nicht die Organisationsstrukturen seien entscheidend, vielmehr eine Führungskultur, die Freiräume gewähre und auf die Kompetenz der Mitarbeiter setze. Die Zeit nach Corona brauche nicht noch mehr Wissen, es komme vor allem auf Talent, Mut und Pioniergeist an. Stellt sich die Krise für Unternehmen am Ende gar als echte Chance in Sachen Mitarbeiterbindung heraus? Kühmayer hält zumindest fest: Mitarbeiter werden sich nach Corona nicht nur daran erinnern, wie die Krise bewältigt wurde, sondern auch mit wem.