Welche Lehren ziehen wir aus den beiden aktuellen Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz? Der Schwarzwald wählt jetzt grün? Stimmt, aber der wiedergewählte Ministerpräsident im Ländle, Winfried Kretschmann von den Grünen, teilt eine Menge konservativer „Werte“ und gilt nicht unbedingt als wirtschaftsfern. In Rheinland-Pfalz regiert die SPD unter Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiter, mit Verlusten zwar, aber immerhin als stärkste Fraktion im Land und mit Abstand zur CDU. CDU und SPD sind keine Volkspartei, stimmt auch und das schon lange. Ich könnte jetzt eine lange Liste weiterer „Wahrheiten“ herunterschreiben, die auch schon vor 2020 die Runde machten. Wahr, aber auch nicht weiter verwunderlich ist, dass die Maskenaffären und die „unbekümmerte“ Raffgier mancher Politiker wie Georg Nüßlein oder Nikolas Löbel – und dazu zählen auch Namen wie Philipp Amthor (trotz Lobbyismus-Skandal Nummer eins der Landesliste Mecklenburg-Vorpommern) oder Thomas Bareiß und Karin Strenz – den Christdemokraten weitere Stimmen gekostet haben. Viel wichtiger ist ein anderes Signal: Die Deutschen haben sich trotz der sich zuspitzenden Corona-Lage nicht zu Protestwahlen verlocken lassen. Die AfD verliert in beiden Ländern und die Bewegungen der Wählerstimmen vollziehen sich innerhalb der Parteien, die sich auf dem Boden der Verfassung bewegen. Gut so! Es ist ein starkes Signal in den politischen Resonanzkörpern der Republik, dass die Hetzparolen und undifferenzierten Kampagnen der leider größten Oppositionspartei im Bundestag nicht verfangen. Und es macht Hoffnung, dass im September nach der Bundestagswahl nicht passiert, was durchaus realistisch scheint, nämlich, dass die immer dann noch anhaltende Corona-Krise die Wähler in die Arme der radikalen Kräfte treibt. Und das ist eine gute Nachricht.
Corona hat uns weiterhin im Griff und das Verhalten der Pharmafirmen wie AstraZeneca ist mindestens so fragwürdig wie der nationale Egoismus unserer vermeintlich engsten Verbündeten im Kampf um den Schutz unserer sogenannten westlichen Wertewelt, Großbritannien und die USA. Natürlich sprechen diese Länder kein Exportverbot der Impfstoffe aus – brauchen sie auch nicht, solange eben die bestehenden Lieferverträge eingehalten werden. Ziemlich einfach, oder? Der Impfstoff wird zum neuen Gold in der Welt, nichts ist zurzeit wertvoller. Ein Goldrausch der besonderen Art. Dabei schreit die globale Versorgungsungerechtigkeit zum Himmel. Nicht die einzige, wie ein Blick nach Calais offenbart. Immer noch campieren Flüchtende unter menschenunwürdigen Bedingungen mitten in Europa. Kostet ein Stück Menschlichkeit wirklich so viel?
Themenwechsel. In der aktuellen Ausgabe beschäftigen wir uns im Schwerpunkt mit dem Thema Ausbildung. Genauer mit der Frage, wie viel die Corona-Krise mit dem neuerlichen Rückgang von Ausbildungsverträgen 2020 zu tun hat und warum wir grundlegende Antworten finden müssen, um das Arbeiten in der Zukunft gut zu gestalten. Es geht um Digitalisierung und mobiles Arbeiten. Die Krise sorgt natürlich dafür, dass die Karriereschritte der jungen Menschen eben nicht in einer Geraden abgetragen werden können und wie die jungen Menschen damit umgehen. Und sie machen es nicht schlecht. Nutze die Zeit!, lautet deren Devise. Bei allen Berichten schwingt Zuversicht mit. Zuversicht, dass wir unseren Alltag wiederbekommen werden. Wir haben uns einmal in dem Land umgesehen, in dem es dank des Turbo-Impfens mit großen Schritten Richtung Normalität geht. Diesmal führt uns unsere Reihe Storeszene ins israelische Tel Aviv. Wir porträtieren Deutschlands jüngsten Maßschneider und wir treffen uns auf ein Kaltgetränk mit hajo-Chef Wolfgang Müller. Natürlich darf der monatliche Musiktipp nicht fehlen, um uns ein wenig aus dem Corona-Alltag entführen zu lassen, denn es ist wahrscheinlich, dass er uns wohl auch im Sommer noch begleiten wird.
Ihr
Markus Oess