Autorin: Cordelia Albert Das Bewusstsein dafür, wie schlecht es den meisten Einzelhändlern durch den Lockdown inzwischen geht, wird immer größer. Und so überlegen sich viele Menschen, wie sie konkret helfen oder wenigstens ein Zeichen setzen können. Neben Stammkunden, die etwas für „ihren Laden“ tun, gibt es auch unzählige Unterstützungsforen im Internet.
Kaum, dass der zweite Lockdown für den 16. Dezember angekündigt wurde, klingelte in einer kleinen, inhabergeführten Buchhandlung in Bonn das Telefon. Eine Stammkundin war am Apparat und bot spontan ihre Hilfe an. Sehr gerne würde sie mit ihrem privaten Pkw vorbestellte Bücher an die Kunden ausliefern. Schließlich sei im Weihnachtsgeschäft für „ihren Laden“ jede Unterstützung wichtig. Das sahen wohl viele Buchhandlungskunden so, wie das Branchenmagazin Börsenblatt berichtete: Nicht nur sehr viele Bestellungen gingen ein, Unmengen an Süßigkeiten für die Nerven wurden verschenkt und eine Frau brachte ihrem Buchhändler sogar selbst gekochtes Mittagessen. Quer durch Land und Branchen hat sich eine Welle der Solidarität entwickelt, die oft zusätzlich von Medienaufrufen getragen wird. So schrieb das Online-Portal Gofeminin.de: „Manche lokalen Händler sind von Technik und Internet so weit entfernt wie ein Pferd vom Rennwagen. Das ist schade, muss aber nicht bedeuten, dass sie vor Ort keine sensationelle Leistung erbringen.“ Dem folgte ein deutlicher Aufruf: „Lasst nicht zu, dass euer Lieblingshändler die Krise nicht übersteht, weil er nicht weiß, wie man das Internet für sich nutzt.“
Inzwischen haben viele Endverbraucher erkannt, dass, wenn sie jetzt ihren kleinen Einzelhändler, ihr Lieblingsrestaurant, ihr Sportstudio oder ihre Kultureinrichtung nicht unterstützen, es diese bald nicht mehr geben könnte. „Ich habe die besten Kunden der Welt, die bringen mir Kuchen mit, wie gestern, oder auch Pralinen und Schokolade“, postete das Burgdorfer Geschäft für Deko- und Geschenkideen EinzigARTig auf Facebook. Zahlreiche dieser Danke-Posts kann man in den sozialen Netzwerken lesen: „Trotz Social Distancing kommt es mir vor“, schreibt das Bekleidungsgeschäft Yomabi aus dem österreichischen Feldkirch, „wir sind näher zusammengewachsen und vielen ist das ‚im Ländle ikoufa‘ wichtiger geworden.“ Viele Menschen ordern zur Unterstützung inzwischen ganz bewusst beim kleinen Laden um die Ecke. Das merkt man auch beim Bonner Blumen- und Deko-Geschäft Mitbringsel: „Eine Kundin kaufte gleich zu Beginn des Lockdowns mehrere Gutscheine, die sie an ihre Freunde weiterverschenkte. Außerdem kündigte sie an, dass sie nun jede Woche regelmäßig Blumensträuße kaufen werde“, erzählt Inhaberin Svenja Dembour. Dass Gutscheine ein gutes Mittel sind, die Läden zu unterstützen, berichten viele Händler. Dementsprechend gibt es auch immer mehr Gutscheinaktionen – in einzelnen Geschäften oder übergeordneten Verbünden mehrerer Händler.
Das Internet als Helfer
Dabei zeigt sich die positive Seite des Internets als Kommunikator und Koordinator: Ob bei Gutscheinaktionen, Vernetzungen oder direkten Hilfsangeboten – im Web finden sich nicht nur jede Menge Aufforderungen („Ruft euren Lieblingshändler einfach an und fragt, wie ihr ihm helfen könnt!“), sondern auch direkte Adressen und Kontakte. Als einige wenige von vielen Beispielen seien hier zum Beispiel genannt die Aktion #SupportYourLocal, bei der man das Angebot kleiner Läden findet, oder wir-liefern.org, eine Non-Profit-Plattform, auf der sich Händler, Gastronomen und Dienstleister kostenlos vorstellen und über Lieferangebot und Kontaktmöglichkeiten informieren können. Diesen Zweck erfüllt auch die Adresse shopdaheim.de, auf der nach Ort und Branche gefiltert Shopping- und Liefermöglichkeiten präsentiert werden.
Angebote ganz anderer Art offeriert dagegen Heldenhelfer.at: Unterstützt vom Handelsverband Österreichs, wird hier kostenlose Hilfe direkt für den Händler an sich und seinen Arbeitsalltag offeriert. Das reicht von der Beratung bei rechtlichen Aspekten, beispielsweise bei Kauf auf Rechnung, über den unkomplizierten Einstieg in Web-Shops bis hin zum Angebot von 70 Psychotherapeuten, die sich gratis Zeit nehmen, damit sich Mitarbeiter ihren Frust von der Seele reden oder Händler von ihren enormen Belastungen und Sorgen sprechen können.
Doch auch Geschäfte untereinander zeigen eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft, beispielsweise über zahlreiche Erfa- und Social-Media-Gruppen oder das Netzwerk HÄNDLER HELFEN HÄNDLERN. Und die Hersteller sind ebenfalls dabei und rufen die Endverbraucher auf, direkt das Geschäft vor Ort zu unterstützen: So wirbt die Outdoor-Marke Schöffel in einer Kampagne für den Kauf beim lokalen Sporthändler – und das nicht nur für die eigene, sondern auch für den Kauf anderer Sport- und Outdoor-Marken. Denn Hilfe wird dringend benötigt.