Wachstum mit Online-Turbo

Deutsche Post DHL

©DHL

Autor: Alexander Langhorst
„Manchmal kommt es anders, als man denkt“
– diese alte Weisheit zeigte auch bei der Geschäftsentwicklung der Deutschen Post AG im vergangenen Geschäftsjahr erneut ihren Wahrheitsgehalt. Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte das Management des Bonner DAX-Wertes ähnlich wie viele andere Konzerne zunächst die Prognosen für 2020 zurückgezogen und äußerte sich mit Blick auf die Erwartungen anfangs ausgesprochen vorsichtig. Im weiteren Jahresverlauf zeigte sich jedoch, dass der Logistikkonzern in erheblichem Maße vom pandemiebedingten Boom im Online-Handel profitierte und hierdurch Einbußen in anderen Segmenten fast ausgeglichen werden konnten. Neben der allgemein steigenden Akzeptanz des Online-Handels hat sich natürlich auch der Lockdown zum Jahresende zusätzlich beflügelnd auf die Nachfrage ausgewirkt.

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Getrieben durch die starke Paketdynamik, konnte die Deutsche Post in 2020 die im Herbst auf eine EBIT-Erwartung von 4,1 bis 4,4 Milliarden Euro angehobene Prognose sogar deutlich übertreffen. Alexander Langhorst ©GSC Research

Auch bei noch geöffneten Geschäften haben viele Kunden bereits online geordert, seit dem Lockdown ab Mitte Dezember und dem neuerlichen Shutdown weiter Bereiche des Einzelhandels hat sich der Bedarf hier jedoch nicht nur auf den letzten Metern des Weihnachtsgeschäfts nochmals deutlich erhöht. Die Dynamik des Wachstums lässt sich auch an der Menge der von der Paketsparte DHL in Deutschland beförderten Sendungen im vergangenen Jahr deutlich ablesen. So hatten die Bonner hier bereits per Ende November 2020 mit über 1,60 Milliarden Paketen die Gesamtzahl des Jahres 2019 von 1,59 Milliarden Sendungen übertroffen. Im Gesamtjahr 2020 transportierte der DAX-Konzern in Deutschland 1,83 Milliarden Pakete und konnte damit den Vorjahreswert deutlich toppen. Angesichts der pandemiebedingten Einschränkungen im Handel dürfte sich diese Tendenz auch im laufenden Jahr und darüber hinaus weiter fortsetzen und eher noch etwas beschleunigen. Hierbei dürfte das Unternehmen – wie auch andere Paketdienste – von der weiter steigenden Akzeptanz des Online-Handels bei den Kunden profitieren. Auch bisher stark stationär agierende Händler werden sich diesem Trend nicht verschließen können und ebenfalls stärker im Distanzhandel aktiv werden. Dies macht sich auch bei DHL bemerkbar. So konnten 2020 viele kleinere Händler, die in der Vergangenheit kaum oder gar kein Online-Geschäft betrieben haben, als Geschäftskunden gewonnen werden.

Getrieben durch die starke Paketdynamik, konnte die Deutsche Post in 2020 die im Herbst auf eine EBIT-Erwartung von 4,1 bis 4,4 Milliarden Euro angehobene Prognose sogar deutlich übertreffen. Ausweislich der vorgelegten vorläufigen Zahlen konnte der Konzernumsatz im Vorjahresvergleich um 5 Prozent auf 66,8 (Vorjahr 63,3) Milliarden Euro zulegen. Das EBIT erreichte 4,84 Milliarden Euro und war damit gar nicht weit von der ursprünglich in einer Mittelfristplanung für 2020 avisierten Zielgröße von 5 Milliarden Euro entfernt. Dabei sind noch enthaltene einmalige negative Sondereffekte von 600 Millionen Euro zu berücksichtigen. Hierbei handelt es sich vor allem um das Aus für den Elektrolieferwagen Streetscooter. Die endgültigen Zahlen werden am 9. März 2021 veröffentlicht. Nach Einschätzung von GSC Research dürfte sich das Ergebnis je Aktie auf etwa 2,25 Euro belaufen nach 2,13 Euro im Vorjahr. Demnach sollten sich die Anteilseigner auch über eine mindestens stabile Dividende von 1,15 Euro freuen dürfen, eine leichte Anhebung auf 1,20 oder 1,25 Euro mit Blick auf die publizierte Ausschüttungsquote zwischen 40 und 60 Prozent des Konzerngewinns wäre allerdings ebenfalls gut vorstellbar.

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Auch mittelfristig rechnet Post-Chef Appel mit weiterem Wachstum seines Konzerns. Dabei wollen die Bonner natürlich vom anhaltenden Boom im Online-Handel und den perspektivisch weiter wachsenden Paketmengen profitieren. Für 2021 geht man allerdings von einem weniger dynamischen Wachstum als in 2020 aus. Wenngleich die genauen Ziele für 2021 erst im Rahmen der Bilanzvorlage am 9. März bekannt gegeben werden, ist bereits jetzt nach Einschätzung des Post-Chefs für 2021 ein EBIT von 5,4 Milliarden Euro zu erwarten. Nach Meinung von GSC Research dürfte beim Umsatz die 70-Milliarden-Euro-Marke anvisiert werden bei einem deutlich auf etwa 2,70 Euro steigenden EPS. In 2022 sollte diese Marke mit Erlösen von etwa 71,5 Milliarden Euro endgültig überschritten werden. Beim EBIT halten wir dann eine Verbesserung in Richtung von 5,7 Milliarden Euro für erreichbar. Unter dem Strich ergäbe sich daraus ein Ergebnis je Aktie von rund 2,85 Euro. Spätestens für das Geschäftsjahr 2021 sollte die Dividende – zahlbar in 2022 – dann deutlich in Richtung 1,35 Euro zulegen können. Bei Erreichen der 2022er-Werte dürfte die Ausschüttung auch noch weiter steigen können.

Auf dem aktuellen Kursniveau von gut 42 Euro wird die Deutsche-Post-Aktie mit einem 2021er-KGV von über 15 bewertet, die erwartete Ausschüttungsrendite liegt bereits bei einer nur konstanten Dividende von 1,15 Euro bei rund 2,7 Prozent. Hier besteht aber durchaus auch noch Fantasie nach oben auf eine Rendite von um die 3 Prozent, sofern eine Anhebung vorgeschlagen wird. Aus Investorensicht ist die Post-Aktie auch auf dem aktuellen Niveau durchaus noch einen Blick wert, den fairen Wert sieht GSC Research bei rund 50 Euro, sodass sich insbesondere an schwächeren Börsentagen durchaus Käufe anbieten.