Besser jetzt als später

Modern Brands

Mode, inspiriert von der englischen Serie Peaky Blinders – Gangs of Birmingham. alle Bilder, sofern nicht gekennzeichnet ©House of Cavani

Autor: Markus Oess
Der Krefelder Mike Alsdorf setzt mit seinem neuen Unternehmen ausschließlich auf das Sofortgeschäft. Mit zwei Marken, House of Cavani und Bosswik
, geht er nun an den Start. Weitere Marken sollen folgen. Die Ware kommt aus England und Dänemark. Alsdorf ist sich sicher, in Zeiten von COVID-19, Lockdown und der Angst vor neuen Mutanten dem Handel das richtige Angebot zu machen: Ware aus einem Komplettprogramm, die ohne Vorleistung sofort verfügbar ist.

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„Wir haben bereits zwei sehr interessante neue Marken unter Vertrag: House of Cavani, im Grunde ein Komplettanbieter von Menswear aus England, und Bosswik aus Dänemark, die Gürtel für Männer und Frauen anbieten. Wir stehen außerdem mit weiteren Marken im Gespräch“ Mike Alsdorf, Modern Brands ©FT

Peaky Blinders – Gangs of Birmingham (Originaltitel: Peaky Blinders) ist eine Serie, die im England der 1920er- und der frühen 1930er-Jahre spielt. Sie läuft schon seit 2013. Die Peaky Blinders gab es tatsächlich. Sie waren Kleinkriminelle, die um 1890 in Birmingham ihren Geschäften nachgingen. Wahrscheinlich leitet sich der Gangname von den Schiebermützen („Peaked Caps“) ab, die die Bandenmitglieder trugen. Allerdings ist das Vorbild für die Serie die Gangsterbande Brummagem Boys, die sich um den Taschendieb William „Billy“ Kimber gruppierte und die Pferdewetten ab 1920 kontrollierte. Bekannt? Auch House of Cavani hat seinen Sitz in Birmingham. Allerdings, sagt Mike Alsdorf, sei es absolut falsch, das Label nun darauf festzunageln, als er gegenüber FT die Neuausrichtung seines Unternehmens erläutert. Damit verbunden ist der Abschied vom operativen Geschäft mit BERTONI. Das dänische Label ist durch den ersten Lockdown in die Insolvenz gegangen. Zwar sieht es so aus, als mache man weiter, aber die deutsche Tochter ist Vergangenheit. „Wir haben von BERTONI die Bertoni Deutschland GmbH übernommen und wollen sie unter dem neuen Namen Modern Brands GmbH zu einem Komplettanbieter für das Sofortgeschäft entwickeln. Übernommen wird diese von der HYPERION-SV Holding GmbH mit Sitz in Berlin.“ Der Deal soll Ende Februar dieses Jahres stattfinden, gleichzeitig wird die Modern Brands GmbH das operative Geschäft aufnehmen. „Wir haben bereits zwei sehr interessante neue Marken unter Vertrag: House of Cavani, im Grunde ein Komplettanbieter von Menswear aus England, und Bosswik aus Dänemark, die Gürtel für Männer und Frauen anbieten. Wir stehen außerdem mit weiteren Marken im Gespräch“, führt Alsdorf weiter aus. Alsdorf will deutschlandweit einen klassischen Vertrieb mit eigenem Außendienst aufbauen. Operativ starten will er von seinem Wohnort aus in Nordrhein-Westfalen, aber er ist schon auf der Suche nach einem Showroom in Düsseldorf. Außerdem wird er unter House of Cavani in Krefeld einen Standalone-Laden mit dem Team von FRAUENZIMMER & MÄNNERSACHE direkt gegenüber deren Geschäft eröffnen. „Es gibt natürlich noch den britischen Online-Shop, aber wir werden hier nicht aktiv und haben darüber hinaus im ersten Schritt nur Wholesale-Aktivitäten geplant“, sagt Alsdorf.

Die Marke kommt von der Businesswear, hat aber inzwischen auch Casualwear im Programm.

Zum Start mit House of Cavani und Bosswik will Alsdorf den Handel mit den klassischen Instrumenten auf der Fläche unterstützen. So sind ein Renner-Penner-Tausch und bei Flächen Konsignation angedacht. Möglich seien auch kleinere Rabattstaffeln. „Allerdings können die nicht so üppig ausfallen, da House of Cavani mit seinem Geschäftsmodell sowieso schon ins Risiko geht“, betont Alsdorf. Hinter der Marke House of Cavani steckt das britische Unternehmen KAYMANS APPAREL Ltd. aus Birmingham, das im Besitz der englischen Unternehmerfamilie Mondair mit indischen Wurzeln ist. Kein Newcomer, das Unternehmen ist schon seit mehreren Jahrzehnten am Markt. „Der erste Kontakt entstand durch einen Headhunter, denn der Unternehmer hat sich entschlossen, nun auch den größten Markt in der EU anzugehen“, berichtet Alsdorf. Die Marke ist neben UK auch in Frankreich und Benelux vertreten und hat auch erste Aktivitäten in den USA gestartet. „House of Cavani ist ein Komplettanbieter“, erklärt Alsdorf. „Die Marke kommt von der Businesswear, hat aber inzwischen auch Casualwear im Programm, die weiter ausgebaut wird. Neben Anzügen, Hemden und Schuhen sowie Accessoires werden unter der Marke auch Chinos, Freizeithemden, Strick, Jeans und Sweats angeboten, auch Jacken. Der Stil ist britisch, italienisch angehaucht, hat aber einen breit verkäuflichen Anspruch mit modischen Highlights.“ Die Schnitte gibt es als Regular und Slim Fit. Die Geschichte der Marke lässt sich auch noch am Programm ablesen: 60 Prozent der Teile entfallen auf Businesswear, 20 Prozent auf Schuhe und 10 Prozent auf Casual Wear. Das war vor dem ersten Lockdown so. Inzwischen hat Casual Wear aber in großen Schritten aufgeholt. Eine Besonderheit bei den Anzügen ist die Möglichkeit, den eigenen Sohn mit dem gleichen Anzug, wie der Vater ihn trägt, auszustatten. Der Partnerlook geht von ein bis zwölf Jahren.“

Sofortgeschäft als Komplettanbieter? Für den Krefelder Alsdorf bietet die aktuelle Situation sogar Vorteile, mit seinem neuen Geschäftsmodell an den Start zu gehen: „Die Planbarkeit ist weg und Corona hat uns gezeigt, wie anfällig das Ordergeschäft ist und wie wenig wir auf die damit verbundene Prozesssicherheit geben können. Die Industrie geht in Vorleistung und der Warenstrom funktioniert nur so lange, wie auch die Händler gut verkaufen. Liegen die Anbieter modisch daneben und altern mit ihren Kunden, ist das genauso gefährlich für die Marke wie für den Händler, denn der bleibt dann auf der Ware sitzen und im Lockdown geht gar nichts mehr. Das ist die Stärke des Sofortgeschäftes. Für den Handel gibt es kein Risiko, die Ware wird nachfrageorientiert geordert und ist nach drei Tagen im Geschäft. Der Handel hat kein Risiko, kann aber aufgrund des Riesenlagers immer wieder nachziehen und für ein neues Warenbild auf der Fläche sorgen. Und er steuert die Warenversorgung nachfrageorientiert.“ Dafür brauche er einen starken Partner im Rücken. House of Cavani gehe mit dem Lager ins Risiko, erhalte aber unmittelbare Reaktionen aus dem Markt und könne direkt gegensteuern. „Von jedem Teil liegen 1.500 bis 3.000 auf Lager und das bei einem Sortiment von 300 bis 400 Items. Die Vorlieferanten sind vertraglich verpflichtet, direkt nachzuliefern, wenn ein Teil leerzulaufen droht.“

„Hausmesse

House of Cavani bewegt sich im unteren Mittelpreissegment: Schuhe kosten zwischen 69 und 99 Euro, Anzüge 169 bis 229 Euro, Anlassmode 259 bis 269 Euro, dann ist es aber schon dreiteilig. Hemden und Strick liegen zwischen 49 und 69 Euro, Sweats zwischen 69 und 89 Euro. Mäntel kosten 129 bis 159 Euro und Jacken 99 bis 149 Euro. „Wir arbeiten mit Spannen zwischen 2,8 und 3,0“, sagt Alsdorf. Das Designteam ist inhäusig und sitzt im Headquarter. Produziert wird in Fernost und Europa. Die Größen sind britisch und deutsch auf dem Etikett ausgewiesen, wobei die Umrechnung einfach ist, da für die deutsche Größe 10 auf die britische Größe addiert wird. Die Schuhe haben die gleichen Größen wie Sportschuhe.

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Trotz der Schwierigkeiten, unmittelbar nach dem Brexit Ware ins und aus dem Land zu bekommen, sieht Alsdorf keinen Grund zur Sorge. „Normalerweise rechnen wir mit drei Tagen ab Bestellung, bis die Ware im Laden ist. Sollten jetzt nach dem Brexit Mehrkosten entstehen, übernehmen wir diese natürlich. Selbst bei Lieferverzögerungen durch den EU-Austritt sind wir noch schneller als der Markt. Wenn wir echte Probleme bekommen, werden wir auch den physischen Vertrieb in Deutschland übernehmen und die Ware direkt vom Produzenten schicken lassen und nicht vom Lager.“

Daneben hat Alsdorf Gürtel von Bosswik ins Programm genommen. Produziert wird in Dänemark und auch hier ist der Vertrieb auf das Sofortgeschäft ausgelegt. Die Verkaufspreise liegen zwischen 49 und 69 Euro bei einer Spanne von 3,0. Ab 50 Teilen können Händler die Gürtel auch mit ihrem eigenen Label branden. „Ich bin zuversichtlich, dass wir mit unserem Modell den Nerv der Zeit treffen. Alles für den Mann und alles sofort verfügbar. Wir verhandeln gerade mit einem Anbieter von Accessoires. Wir sind schon recht weit fortgeschritten und können bald den Namen nennen. Ich freue mich schon jetzt auf die Öffnung, der Lockdown kann ja nicht ewig gehen. Vor allem blicke ich mit Begeisterung auf die kommende FRANKFURT FASHION WEEK, denn wir sind Herdentiere, wir brauchen einander“, sagt Alsdorf.

Modern Brands

House of Cavani ist seit mehr als 30 Jahren im Handel präsent und konnte nach eigenen Angaben kontinuierlich wachsen. Hinter der Marke steckt die KAYMANS APPAREL Ltd. aus Birmingham. Nach dem Start mit traditioneller Herrenmode hat das Unternehmen mit Sitz im britischen Birmingham seine Produktpalette erweitert und bietet inzwischen eine breite Auswahl an Herrenmode an, auch für Jungen. Man wolle für den anspruchsvollen Gentleman ein Synonym für Stil und Eleganz sein, heißt es aus dem Unternehmen. Das Wachstum sei in erster Linie darauf zurückzuführen, dass House of Cavani im Sofortgeschäft unterwegs ist. Geliefert wird aus dem Lager mit einem aktuellen Warenwert von rund 8 Millionen GBP (9,1 Millionen Euro. Lieferungen in die Europäische Union dauern nach Unternehmensangaben zwei bis drei Werktage. Händler könnten ohne nennenswerte Mindestmengen so oft nachziehen, wie sie möchten. Die Stückzahlen im Lager werden fortwährend auf einem festen Niveau gehalten. Von jedem Teil liegen 1.500 bis 3.000 auf Lager. Das Sortiment umfasst 300 bis 400 Items.

House of Cavani bewegt sich im unteren Mittelpreissegment: Schuhe kosten zwischen 69 und 99 Euro, Anzüge 169 bis 229 Euro, Anlassmode 259 bis 269 Euro, dann ist es aber schon dreiteilig. Hemden und Strick liegen zwischen 49 und 69 Euro, Sweats zwischen 69 und 89 Euro. Mäntel kosten 129 bis 159 Euro und Jacken 99 bis 149 Euro. Die Spannen liegen zwischen 2,8 und 3,0. Das Designteam ist inhäusig und sitzt im Headquarter. Produziert wird in Fernost und Europa. Die Größen sind britisch und deutsch auf dem Etikett ausgewiesen./div>

„Bei Bosswik ging es immer um Handwerkskunst in guten Ledergürteln. Premium-Qualität mit Fokus auf Design und hergestellt in Dänemark. Das ist die Essenz von Bosswik und unserer Hauptmarke BSWK“, heißt es beim dänische Gürtelproduzenten. Das Unternehmen wurde 1989 gegründet. Die Gürtel werden in erster Linie aus echtem Leder gefertigt, das aus von Ochsenhäuten europäischer Gerbereien stammt, wo es pflanzlich gegerbt ist. Bosswik entwickelt jährlich zwei neue jährliche Kollektionen, die der umfangreichen NOOS-Kollektion hinzugefügt werden. Das Unternehmen fertigt in Dänemark jährlich mehr als eine Viertelmillion Gürtel und beliefert mehr als 500 Einzelhändler in ganz Skandinavien.