Autorin: Tays Jennifer Köper-Kelemen Mit der COVID-19-Krise hat sich das Gesicht der Mode verändert. Homeoffice und Quarantäne forcieren signifikant legere, komfortable Looks. Schon viele Saisons zuvor zeichnete sich eine entspanntere Marschroute ab – gehört formelle, angezogene Bekleidung damit nun endgültig in die Mottenkiste?
Freizeitjacken, Shirts, Sweathosen und Overalls – die Pandemie beschränkt das Leben weitgehend auf die eigenen vier Wände, als Folge rücken entspannte und komfortable Looks in den Fokus von Endverbrauchern. Neben Home- und Loungewear ist auch sportive und funktionale Bekleidung begehrte Ware. Weil Studios und Schwimmbäder nicht geöffnet waren und sind, haben zahlreiche Menschen ihre körperlichen Aktivitäten nach draußen verlegt, neue Fitnesswear und Turnschuhe sind gefragt. Ist die gegenwärtige Lässigkeit eine gänzlich neue Entwicklung? Nein. Bereits viele Saisons zuvor machte eine immer weiter voranschreitende Casualisierung auf sich aufmerksam. Durch fehlende Anwesenheitspflicht im Büro, Anlässe und Ausgehmöglichkeiten hat sich diese nun vollends ihren Weg gebahnt. Entsprechend verzeichnete der Sportartikelhersteller Nike einen Umsatzanstieg auf 11,2 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres, im Vorjahreszeitraum waren es noch 10,3 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn kletterte zudem um 12 Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar, das digitale Geschäft legte um 84 Prozent zu. Modehäuser wie HUGO BOSS hingegen mussten ein deutliches Minus hinnehmen. Im zweiten Quartal betrug hier der Umsatz 275 Millionen Euro und rutschte damit 59 Prozent unter das Vorjahresniveau. Immerhin vermeldete das Metzinger Unternehmen eine Erholung des Geschäfts im dritten Quartal.
Das deutliche Wachstum im Sport- und Freizeitsegment bestätigt mitunter die Studie „The State of Fashion 2021“ von McKinsey & Company. Parallel dazu wird ein verändertes Konsumverhalten konstatiert. Werte wie Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit haben merklich an Bedeutung gewonnen. Anna Wintour, Chefredakteurin der US-Vogue, vermerkte dazu noch im vergangenen April, dass sie sehr stark fühle, die Haltung der Menschen werde sich am Ende der Pandemie wirklich verändert haben. Während sich eine Wendung hin zu bewusstem und verantwortungsvollem Konsum nunmehr sukzessive tiefgreifender manifestieren sollte, stellt sich die Frage, ob denn auch modisch ein bezeichnender Wandel um sich greifen wird, die nun eingeschlagene Marschroute bestehen bleibt. Sicherlich dürfte es eine Rolle spielen, inwieweit das Homeoffice seinen aktuellen Stellenwert behält. Setzt sich nach der Pandemie eine gelockerte Anwesenheitspflicht im Büro durch, finden mehr noch Video-Meetings statt, so dürften Anzüge und Kostüme auch künftig an Bedeutung einbüßen. Nichtsdestotrotz bleibt unter Umständen die Lust auf Tradition, Stil und Angezogenheit. Reinhold Mark, Geschäftsführer des Maßmode-Unternehmens BOWFOLDERS, sieht der Post-Corona-Zeit in jedem Fall zuversichtlich entgegen und erklärt gegenüber FASHION TODAY: „Die Lust auf Luxus, sich besonders und stilvoll zu kleiden, wird gerade nach der Pandemie wieder einen sehr großen Stellenwert in der Mode einnehmen. Wir haben natürlich auch maßgefertigte individuelle Casual-Mode – wie nach Kundenwunsch gefärbte Chinos gepaart mit einem lässigen Maßsakko und einem schicken individuellen Maßhemd – im Angebot. Aber unser Casual ist Mode. Nicht vergleichbar mit achtloser Homeoffice-Ware, welche kein Zeitgeist ist, sondern Nachlässigkeit. Fazit: Wir, BOWFOLDERS MAßMODE, sind situiert für Business, Hochzeit und Fest sowie Casual und wissen, dass die Lust auf einen perfekten Anzug, auf formelle Maßmode größer sein wird denn je.“