Autorin: Cordelia Albert Hätten wir doch nur eine Glaskugel, die uns verraten könnte, was kommt. In die würden auch Modeproduzenten sehr (an)gespannt hineinsehen: Findet meine Messe nun statt oder nicht, physisch, hybrid oder digital, und darf ich Kunden in meinen Showrooms empfangen? Die Unsicherheit beim Thema Order ist riesig. Eine Momentaufnahme.
Das Postfach bleibt leer und unsere Fragen unbeantwortet. Hatten wir im Dezember Industrievertreter gefragt, ob und wie sich wegen der COVID-19-Pandemie die Kollektionen und ihr Rhythmus ändern, wollten wir nun von verschiedenen Herstellern wissen, wie man die Order und den Kontakt mit den Kunden gestalten will. Die Antwort: Schweigen. Offensichtlich möchte man sich mit Prognosen lieber zurückhalten. Es scheint immer schwerer zu werden, sein Konzept darzulegen, wenn man keine Planungssicherheit hat.
Und die gibt es immer weniger. Denn ob eine Messe oder Orderplattform stattfinden wird und in welcher Form, kann niemand mehr sagen. Die Messelandschaft ist geprägt von einem einzigen Hin und Her, das Unsichere ist das einzig Konstante. Wer weiß schon noch, wann er wie seine Ware präsentieren kann, ob physisch vor Ort, hybrid oder nur digital? Darf ich meinen Kunden persönlich empfangen, welche Sicherheitsvorschriften sind aktuell und vor allem in welchem Bundesland?
Täglich neue Planungen
Das ändert sich täglich. Gerade kam die neueste Info: Die Düsseldorfer GALLERY FASHION & SHOES gibt bekannt, dass sie ihre physische Veranstaltung jetzt auf den 16. bis 20. April 2021 verschiebt, der ursprüngliche Termin Ende Januar war bereits auf digital umgestellt worden, die Messe vor Ort sollte dann im März folgen. Aber: „Aufgrund der gestrigen (12. Januar 2021, Anm. d. Red.) Prognosen der deutschen Bundesregierung zu weiteren absehbaren COVID-19-Maßnahmen für die folgenden Wochen und darauffolgender Gespräche mit zuständigen Ämtern zeichnet sich deutlich ab, dass die für die Branche wichtige Planungssicherheit leider auch für Anfang März 2021 noch nicht gewährleistet ist. Deshalb haben wir uns kurzfristig entschlossen, den Termin für die GALLERY FASHION & SHOES nach hinten zu verlegen“, sagt Ulrike Kähler, Managing Director Igedo Company/Gallery Project Director. In Berlin dagegen findet die Mercedes-Benz Fashion Week wie geplant vom 18. bis 20. Januar vor Ort statt, allerdings aufgrund des Infektionsgeschehens ohne Zuschauer. Stattdessen werden alle Shows live gestreamt.
Auch der Pitti Uomo könnte vom 21. bis 23. Februar dieses Szenario blühen, doch die Italiener setzen bereits im Vorfeld auf digitale Lösungen. Und da diese zeitlich nicht begrenzt sind, haben sie ihre Aktivitäten bereits gestartet. Seit 12. Januar berichten sie in sehr gelungenen Auftritten online rund um Mode. „Unsere Plattform ist der richtige Ort, um die Herrenmode-Kollektionen der neuen Saison zu feiern, Marken mit Einkäufern und Journalisten zu verbinden und neue Beziehungen und Entdeckungen zu machen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung aus Florenz. „Bis Ende März wird Pitti Connect regelmäßig neue Inhalte veröffentlichen, darunter Features über Top-Einkäufer und ihre Produktauswahl auf der Messe, Markengeschichten, Interviews mit Designern und Walkthroughs, die durch die Messe führen. Und vieles mehr. Es wird aus Ateliers und Showrooms gestreamt und es herrscht eine positive Aufbruchsstimmung.“
Warum ja, warum nein?
Davon kann in München keine Rede sein: „Mit dem heutigen Kenntnisstand sowie den Erfahrungen aus den vergangenen Monaten, die als Grundlage für die realistische Einschätzung der weiteren Entwicklungen in den kommenden Wochen dienen, sind die FABRIC DAYS Anfang März leider nicht mehr zu vertreten“, heißt es hier von den Veranstaltern zur vorsorglichen Absage der FABRIC DAYS, zumal die Gesundheit und Sicherheit aller Besucher, Aussteller und Mitwirkenden immer höchste Priorität habe.
Und da sie das auch haben sollte, stellt sich die Frage, wieso dann die Düsseldorf Fashion Days (DFD) stattfinden dürfen (Stand 14. Januar 2021), bei denen vom 27. Januar bis 3. Februar 2021 die rund 600 Showrooms am Rhein öffnen werden, um die neuen Kollektionen für Herbst/Winter 2021/2022 zu präsentieren. Für manchen ist es schwer nachzuvollziehen, wieso in Zeiten, in denen jeder Haushalt nur eine weitere Person treffen darf, Showrooms Händler empfangen können, die für ihre Order von Ort zu Ort laufen. Die Antwort ist simpel: Die aktuelle Corona-Schutzverordnung des Landes NRW erlaubt es, denn „der Betrieb von Einrichtungen des Großhandels für Großhandelskunden“ bleibt zulässig. Lediglich der Shuttle-Verkehr entfällt. So können nach Terminvergabe-System und unter verpflichtender strenger Einhaltung sämtlicher Hygiene- und Schutzmaßnahmen in Eigenverantwortung die Showrooms geöffnet werden. Ob verantwortlich gehandelt wurde und ob die Händler diese physische Orderform überhaupt angenommen oder sich stattdessen mit digitalen Formaten angefreundet haben, wird sich herausstellen.
Was würde uns die Glaskugel wohl zeigen, wie die Messelandschaft nach Corona aussieht? Werden die „klassischen“ Veranstaltungen, wie wir sie kennen, überhaupt zurückkehren oder werden sich letztendlich die neuen Formate dauerhaft durchsetzen, zum Beispiel weil sie mit weniger Reiseaufwand und Kosten verbunden sind? Oder muss man für die Order Bekleidung persönlich sehen und anfassen? Und was ist mit den menschlichen Kontakten? Ein interessantes Thema für eine Umfrage.