Autor: Dirk Mönkemöller Unser Autor schlüpft jeden Monat in eine neue Haut und probiert textile Trends und Klassiker im Selbstversuch aus. Diesmal: Wie uns Corona modisch in die Knie gezwungen hat. Die Bilanz eines chaotischen Jahres.
Ich wollte schon immer mal …
… ein ganzes Jahr in Sachen Style auf den Punkt bringen. Das ist aber gar nicht so einfach. Denn 2020 war in vielerlei Hinsicht anders und speziell. Die Gründe dafür muss ich hier nicht aufführen. Statt wie geplant eine Boutique aufzusuchen und in der Umkleidekabine neue Mode anzuprobieren, zwingt mich der Lockdown dazu, das Auge auf meinen heimischen Kleiderschrank zu werfen. Ein Ort, an dem ich überraschend viele Dinge finde – auch Entgleisungen –, die das vergangene Jahr ziemlich gut zusammenfassen.
Ganz unten
Im Sommer, zwischen Lockdown Nummer eins und zwei, bin ich den Versprechungen eines Lebensmitteldiscounters erlegen und habe Badeschlappen aus Plastik von LiDL erworben. Die Idee hinter den eigenen Modekollektionen von LiDL und ALDI, die vor allem über die sozialen Netzwerke beworben wurden, ist schnell erklärt: Was H&M und Co mithilfe von namhaften Designern können, können wir erst recht – zum kleinen Preis, versteht sich. Für die T-Shirts, Socken und Latschen aus Discounthausen standen die Hipster reihenweise Schlange. Das Ergebnis kann man in zahlreichen Hip-Hop-Videos betrachten, in denen die Accessoires ironisch zur Schau getragen werden.
Bequeme Buxe
Stichwort Homeoffice: Während des täglichen Zoom-Meetings konnten Angestellte ihr Beinkleid im Lockdown jederzeit gut vertuschen. Pyjama, Jogginghose, Boxershorts? Egal! Wichtig war nur, was obenrum sichtbar war. Ich selbst habe die Hosen von Arno Ende getragen (macht seit Jahren mit seinem Label „for peaceful people only“ schicke Männerkollektionen), die irgendwo zwischen Pyjama und Sommerhose pendeln.
Support-Pullis
Eine Freundin von mir betreibt in Berlin einen Laden für italienische Lebensmittel. Wie so viele andere hat auch sie im Laufe des Jahres Unterstützung benötigt. Ihren Pullover mit der Aufschrift „Amore“ trage ich seit Jahresende voller Inbrunst – und bin damit nicht allein. Großflächige Logos auf Klamotten sind nicht erst seit VETEMENTS oder 032c wieder angesagt. Support your local dealer!
Maske auf!
Zum Standard-Repertoire hat sich 2020 die Gesichtsmaske etabliert. Traurig, aber wahr. Neben einigen grafischen Verirrungen haben sich zuletzt eher schlichte Modelle durchgesetzt wie das von ARMEDANGELS, das natürlich aus einem Biobaumwoll-Mix besteht und nebenbei noch einem guten Zweck dient (Geld sammeln für „Ärzte ohne Grenzen“). Also: Maske auf!
Bleiben Sie gesund und munter.
Auf ein baldiges Wiedersehen in der Umkleide!