Schmerzhafter Handlungsdruck
Am 27. und 30. November stehen wieder der Black Friday und Cyber Monday an. Laut HDE wachsen die Umsätze jährlich zweistellig auf mittlerweile über 3 Milliarden Euro, was Philipp P. Prechtl, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Konsumgüter und Handel bei Dr. Wieselhuber & Partner vermuten lässt, dass sich dieser Trend auch in diesem Winter fortsetzen wird. Prechtl rechnet mit einem Plus mindestens 20 Prozent. In Deutschland spielten sich beide „Rabatt-Tage“ schon in den vergangenen Jahren überwiegend online ab. „Bedingt durch Corona mit ‚Social Distancing‘ und beschränkten Kundenzahlen auf der Fläche, wird sich dieser Trend in 2020 noch deutlich verstärken. Online-Marktplätze und Pure-Player werden ihre Umsätze über alle Handelssegmente hinweg weiter steigern. Und der stationäre Handel? Der wird dem Treiben noch weniger entgegensetzen können als in den Jahren zuvor! Viele bisherige ‚Online-Verweigerer‘ haben in Zeiten der Lockdowns zum ersten Mal Erfahrungen mit dem Shopping im Netz gemacht und werden bei positiver Erfahrung ihr Einkaufsverhalten nachhaltig ändern“, sagt der Berater.
Die Motive der Händler für Tiefstpreise wie auch der Handlungsdruck seien nicht überall gleich. „Online-Pure-Player und Plattformen werden die beiden Tage „strategisch“ nutzen, um ihre bereits deutliche ausgebaute Position in 2020 weiter zu stärken. Modehändler beziehungsweise -hersteller haben oft erheblichen Umsatz- und Warendruck, da stationäre Abverkäufe fehlen und Warenbestellungen nicht immer schnell genug gestoppt oder gekürzt werden konnten. Allein schon deshalb müssen viele ihre Umsätze steigern, Liquidität schaffen und Bestände reduzieren“, fasst Prechtl zusammen.
Auch Sportartikelanbieter, die nicht vom Corona-Rad- und Laufboom profitieren konnten, dürften ordentlich mitmischen. Elektronikartikel profitierten sowieso von der aktuellen Entwicklung, die ja quasi das Brot- und Buttergeschäft des Black Friday/Cyber Monday seien. Der Handel, online und stationär gleichermaßen, stehe vor einem Dilemma: „Entweder mitspielen und Umsätze und Bestände senken, oder die Marge schonen. Eng wird es für diejenigen, die die Zeichen der Zeit verkannt und Investitionen in Online- und Omnichannel-Lösungen oder den Verkauf über Plattformen versäumt haben.“