Ein Traditionsberuf mit Profil

Schuhmacher

Für ein maßgefertigtes Paar Schuhe braucht es im Schnitt zwischen 35 und 40 Arbeitsstunden. Alle Bilder ©Zentralverband des Deutschen Schuhmacher-Handwerks
Autor: Maximilian Fuchs

Er ist ein alter und ehrwürdiger Handwerksberuf, der damals wie heute eine wichtige Rolle innehat, besonders im Made-to-Measure-Segment: der Schuhmacher. Durch die Industrialisierung und das Fast-Fashion-Problem der Moderne hat die Branche es nicht leicht, doch sie gibt sich kämpferisch. Fashion Today hat mit Frank Dossin, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Schuhmacher-Handwerks (ZDS), über den Status quo gesprochen.

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Wo der Schuh drückt

Die größte Thematik ist der qualifizierte Nachwuchs. In Deutschland ist der Schuhmacher ein anerkannter Ausbildungsberuf, dem eine dreijährige Ausbildung zugrunde liegt. Eigentlich, denn auch wenn es faktisch noch so ist, tatsächlich ausgebildet wird kaum noch. „Der Berufsstand wurde 2003 von der Meisterpflicht befreit, weil man dadurch erhofft hat, dass sich mehr Menschen selbstständig machen und es der allgemeinen Konjunktur hilft; eine politische Entscheidung, die auch in anderen Branchen ausgeführt wurde. Dies hat extreme Spuren hinterlassen. Denn wenn man sich selbstständig machen kann ohne fundierte Ausbildung und Vorkenntnisse, dann muss man logischerweise den ,harten Weg‘ nicht gehen und kann die Gesellenzeit und anschließende Meisterprüfung praktisch überspringen. Da solch eine Ausbildung natürlich auch eine Menge Geld kostet, hatte die Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze sukzessive abgenommen“, erklärt Frank Dossin.

Blick in eine gut sortierte Meisterwerkstatt

In den letzten Jahren haben viele Filialisten eröffnet, die einen Standardreparaturservice anbieten, bei komplexeren Unterfangen jedoch in vielen Fällen fachlich überfordert sind. Schnellbesohlung nennt man es in der Fachsprache, wenn die Basisfertigkeiten der Reparatur erlernt und angewendet werden. Dabei geht es im Schuhmacherhandwerk nicht nur um das Anwenden von Fertigungstechniken, sondern auch um die Beurteilung von Anatomie, Physiologie und Pathologie der Stütz- und Bewegungsorgane. „Diese vierwöchigen Kurse haben nichts mit einer fundierten Ausbildung zu tun, die über drei Jahre geht“, so Dossin. Der Verband und seine Mitglieder arbeiten daran, den Nachwuchs für das Handwerk in seiner Bandbreite zu begeistern und altes Wissen für die Zukunft zu erhalten.

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Trend zur Stabilisierung im Krisenjahr

Auch die COVID-19-Pandemie hat ordentlich gewütet und für Umsatzaus- bis zu Totalausfällen gesorgt, besonders während der Monate des Lockdowns. Mit der Einrichtung von Abhol- und Bring-Services, Direktlieferung in Altersheime und Ähnlichem konnte man innerhalb der kritischen letzten Monate etwas vom Umsatz retten. Der Zentralverband gibt sich aktuell, konjunkturell betrachtet, optimistisch. „Bei den Kunden ist immer noch viel Angst und Zurückhaltung zu spüren, doch es rappelt sich langsam wieder, schauen wir uns die Zahlen von Juni und Juli an. Im August sehen wir die Prognose, dass wir bei durchschnittlich 60 bis 70 Prozent des normalen Monatsumsatzes liegen“, resümiert Frank Dossin.