Autor: Markus Oess Eine einfache Buchstaben-Zahl-Kombination hat die Welt mal eben auf den Kopf gestellt: SARS-CoV-2. Aber deswegen steht sie nicht still. Die Textilbranche hat keine Zeit abzuwarten, in der Hoffnung auf baldige Besserung. Die Order steht an und die Player wollen das Beste daraus machen. Auch diesmal öffnet sich das Fenster in die Zukunft, aber die Designer haben eine Hintertür in die Vergangenheit offen gelassen. Zwangsläufig, denn Ware, die eingelagert wurde, soll möglichst so integriert werden, dass dennoch auf der Fläche ein neues Bild entsteht. Wir haben bei ausgewählten Marken nachgefragt, wie die Kollektionen Frühjahr/Sommer 2020 aussehen. Diese Labels sind dabei: BALDESSARINI, BENVENUTO., BOSS, CG – CLUB of GENTS, ETERNA, FIL NOIR, HILTL, OLYMP, OLYMP SIGNATURE, PIONEER und windsor.
Christian Fritz, Produktmanager Konfektion, BALDESSARINI, hat sich mit der israelischen Stadt Tel Aviv beschäftigt und bringt die Kollektion ins Spannungsfeld von Moderne und Geschichte.
FT: Herr Fritz, wie lautet die Head der Kollektionen, was ist die Kernaussage?
Christian Fritz: „Tel Aviv, die modernste Stadt Israels mit ihrer antiken Hafenstadt Old Jaffa an der Südspitze, dient als Inspiration für die Kollektion Spring/Summer 2021 von BALDESSARINI. Das Naturale erlebt eine Renaissance und schafft eine großartige Bühne für hochwertigen Wareneinsatz. Formen reduzieren sich aufs Wesentliche, werden aber mit Raffinesse umgesetzt. Der Trend zur Entschleunigung der Gesellschaft führt zu einem Bedürfnis nach Entspanntheit im Look, nach authentischer Selbstverständlichkeit. Diese Tendenzen haben wir modisch für die Kollektion BALDESSARINI 2021 verarbeitet. Tel Aviv steht ebenso wie BALDESSARINI für Gegenwart und Zeitgeist, aber auch für eine lange Geschichte. So gelingt mit der Kollektion Spring/Summer 2021 eine spektakuläre Mischung aus Tradition und Moderne.“
Welche Stoffe und Qualitäten kommen?
„Materialitäten ergeben sich aus den Trends: Die Naturfaser gibt hier den Ton an. Auf sommerlichen Styles dominieren Leinen und wertige Baumwolle. Leichte reine Schurwolle ist mit ihren klimaregulierenden Trageeigenschaften ein tolles Naturmaterial gerade auch für die warme Jahreszeit. Durch Abmischungen mit Seide oder andere Edelfasern entstehen echte Lieblingsstücke.“
Welche Farben dominieren?
„Hochwertige Lässigkeit transportiert BALDESSARINI in der Sommerkollektion mit reichen Erdtönen in Kombination mit luxuriösen Neutrals. Diese monochrome Wärme in der Farbgebung wird durch acide Farbakzente mit Spannung aufgeladen.
Ein spannender Kontrast entsteht außerdem durch die Kombination grafischer Formgebungen im Printbereich, die aber vor neutralen Farbwelten stattfinden.“
Wie wird der Bestand an aktueller Ware, die gegebenenfalls wegen der Pandemie nicht abverkauft, sondern wahrscheinlich eingelagert wird, integriert?
„Die aktuelle Situation in Beschaffung und Absatz macht es natürlich nötig, Konzepte und Planungen auf den Prüfstand zu stellen und womöglich auch zu korrigieren. Diesen kritischen Blick werfen wir aber nicht erst seit der Pandemie auf unsere Arbeit. Verkaufs- und Lieferrhythmen werden überdacht und bedarfsgerecht neu konzipiert.“
Bei BENVENUTO. verantwortet Uwe Hessel als Head of Design und Product Manager die Kollektion. Er setzt auf weniger Varianten, die aber mehr Verwendungsmöglichkeiten bieten.
Hessel zu Head und Kernaussage der Kollektionen:
„BENVENUTO. ist smart, relaxt und casual und fokussiert sich auf die Essentials und wesentlichen Bestandteile seiner urbanen, modernen Kollektion mit italienischer Handschrift. Diese Casualisierung nimmt noch mehr Raum ein als in der Vergangenheit und auch die Kompatibilität der Looks bleibt das Credo. Weniger Varianten, mehr Verwendungsmöglichkeiten. Trotz spitzer Kollektionsausrichtung bleibt eine hohe Flexibilität.“
Hessel zu Stoffen und Qualitäten:
„Seit letztem Sommer haben wir uns wieder verstärkt mit natürlichen Rohstoffen beschäftigt und Leinen, Baumwolle und Wolle wieder in der Kollektion platziert. Dies wird sich fortsetzen. Auch Funktionalität und Komfort durch Elastizität ist ein themenübergreifendes Topic und findet sich neben den leicht verarbeiteten Sakkos besonders in unserer Kapsel B.FUNCTION. Jersey Split Suits erfüllen hier höchste Ansprüche an Tragekomfort und unsere Sneaker Suits zeigen neue, moderne Wirkstrukturen.“
Hessel zu Silhouetten und Passformen:
„Die Silhouetten bleiben im kommerziellen Bereich schlank und körpernah. Die Sakkos erhalten breitere Fassons und in der Spitze werden die Schnitte entspannter. Die Flatfronts entwickeln sich zu Slacks und zeigen auch elastische Bundeinsätze und Saumabschlüsse. Unsere innovative Kapsel B.UNIT spielt mit der Flexibilität der Broken Suits. Diese lässigen Looks bilden nicht zwangsläufig einen konventionellen Anzug. Aus japanischem Techno-Seersucker in Airweight-Leichtigkeit gefertigt und durch die unterschiedlichen Farb- und Dessinvarianten können diese beliebig miteinander kombiniert werden.“
Hessel zu den Farben:
„Die Farbwelt der BENVENUTO.-Kollektion ist Blau. Blau in allen Nuancen wie die Schattierungen des Himmels und des Wassers. Die Palette reicht in diesem Sommer von pastelligem Aqua über kräftiges Indigo bis hin zu tiefdunklem Navy. Es ist die niemals falsche Farbe und der ewige Topseller der Menswear. Angereichert mit Weiß und hellen Sandtönen, mit Kaki und dunklem kräftigen Haselnussbraun entsteht ein spannender Kontrast, so abwechslungsreich wie die Küsten einer italienischen Mittelmeerinsel.“
Hessel zur Integration der Restbestände Frühjahr/Sommer 2020:
„Wir wiederholen auch für unsere Kunden, die Produkte aufgrund des Shutdowns nicht komplett verkauft haben, und ebenso zur Nachsortierung von Größen einige Themen. B.ONE, unsere Vintage-Wedding-Kapsel, wird fortgeführt und um Mikrostrukturen und Unis in Silber ergänzt.“
Bei BOSS dreht sich die aktuelle Kollektion um das Zusammenspiel unterschiedlicher Generationen und Kultur, sagt Heiko Ihben, Creative Director BOSS Menswear.
FT: Herr Ihben, wie lautet die Head der Kollektionen, was ist die Kernaussage?
Heiko Ihben: „Die Headline der Spring/Summer-2021-Kollektion lautet BOSS Generations. Es dreht sich um Diversität. Wir ziehen Inspiration aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Generationen und Kulturen. Stilistisch verbinden wir die Vergangenheit mit dem Heute und der Zukunft. Wir sind davon überzeugt, dass eines nicht ohne das andere existieren kann. Sich ständig weiterentwickeln muss. Für uns heißt das, die Heritage im Tailoring neu zu interpretieren und mit der Casualwear Kompetenz zu kombinieren. Die Grenzen verschmelzen komplett. Neue Blickwinkel auf die Gesellschaft und den Arbeitsalltag – auch im Sinne von Work from Home – sind aktuell wichtiger denn je.“
Welche Stoffe und Qualitäten kommen?
„Wir starten die Saison mit kompakter hochgedrehter Wolle mit viel Volumen, deren Trageeigenschaften an Jersey erinnern. Das sorgt für Komfort und Lässigkeit, sieht aber dennoch angezogen aus. Später kommt die Modernität über Baumwolle, zunächst als kompakter Twill, bis hin zum ultraleichten Papertouch im Hochsommer. Auch hier verschmelzen die Grenzen zwischen Konfektion, Outerwear und Shirt Jackets. Wir nutzen dieselben Qualitäten und Patterns für unterschiedlichste Styles und kreieren damit den ‚Anzug‘ für die Generationen von heute und morgen.“
Wohin entwickeln sich Silhouetten und Passformen?
„Für den Sommer setzen wir auf Lässigkeit. Etwas mehr Volumen sorgt für einen markanten maskulinen Look, es bleibt aber entspannt, ohne streng zu wirken. Hosen mit Bundfalte, etwas mehr Länge bei den Sakkos und Mänteln und Relaxed Fit Sweater mit überschnittenen Schultern werden wichtig.“
Welche Farben dominieren?
„Die Kollektion basiert auf zwei Farbthemen. Für den Start im Januar kombinieren wir ‚Conker‘, einen neuen Kastanienton, der Tiefe bringt und dennoch nicht herbstlich wirkt, mit Schwarz. Dazu ein kräftiges Rot. Checks und Vichys in Kombination mit Grautönen als Referenz ans Tailoring, auch breit über die Sportswear gespielt, sorgen für Spannung. Im Saisonverlauf kommt ‚Casa Blue‘, ein frisches Hellblau, für die nötige Leichtigkeit. Dazu ‚Soft Cream‘ mit Weiß und einem kräftigen Gelb für die Akzente.“
Wie wird die Restware der aktuellen Bestände, die gegebenenfalls wegen der Pandemie nicht abverkauft, sondern wahrscheinlich eingelagert wird, integriert?
„Wir sehen vorhandene Bestände als Chance und gehen verantwortungsvoll damit um.
Während wir bestehende Rohware durch neue Designs fortwährend neu interpretieren, arbeiten wir für den kommenden Herbst auch daran, vorhandene Fertigteile mit einem neuen Twist zu versehen. So werden zum Beispiel Denims neu überfärbt und damit interessante Effekte erzielt. Schnittteile aus unterschiedlichen Produktgruppen werden im Stile eines modernen Patchworks neu kombiniert und zusammengesetzt. Das wird spannend und unerwartet! Nachhaltigkeit und modische Aussage sind kein Widerspruch, sondern profitieren voneinander.“
LA Man
CG – CLUB of GENTS hat die Kollektion nochmals halbiert. Inspirationsquelle war diesmal der US-Schmelztiegel Los Angeles mit dem Spiel der Gegensätze um Lebensgefühl und Rock ’n’ Roll. Dennoch präsentiert sich die Kollektion ruhig und entspannt mit organischen, natürlichen Farben, vielen Erdtönen und naturnahen Stadtfarben. Auch die Muster, Checks und Streifen bleiben in sich homogen. Die Dessinierungen werden kleiner und damit auf den ersten Blick fast uninah. Passend verwenden die Hersbrucker vorzugsweise sehr leichte Stoffe wie Leinen, Leinenmischungen und Popeline-Stoffe. Der Casual Suit wird fortgeschrieben und in dieser Saison aus einer Leinenmischung in einer erdigen Streifenoptik angeboten. Die Kombination aus Weste und langer Hose wird um eine kurze Hose ergänzt. Und es kommt ein Young Broken Suit aus Jersey.
SAVILE ROW by CG – CLUB of GENTS zieht seine kreative Kraft aus einem nächtlichen Trip über den Ocean Highway. Die Kollektion ist hell, Pastelltöne dominieren. Zudem haben die Hersbrucker an den Modellen gearbeitet: Die Sakkos werden wieder weiter und länger, die Revers breiter und die Kragen höher. Das Programm von YOUR OWN PARTY by CG – CLUB of GENTS spielt mit den Eindrücken von Las Vegas und wurde im Vergleich zur zurückliegenden Saison verdreifacht: Zum zweiteiligen Anzug mit Sakko entweder in Spitzfasson oder fallendem Revers kann nun noch ein weiteres Westenmodell kombiniert werden. Die Zweireiher-Weste CG Perry mit Uhrenkette und Oberstoffrücken kann aber auch ganz ohne Sakko zur Hose getragen werden. In der Farbgebung dominiert auch hier die Helligkeit von Hellbeige über Hellgrau zu Hellblau. Atmungsaktive Materialien wie Baumwolle und Leinen mit Stretchanteil in Oberstoff und Innenfutter machen die Anzüge sommertauglich.
Circular Manufacturing
Irmgard Leiter, Senior Product Manager Hemd bei ETERNA, will mit ihrer Kollektion einen „nachhaltigen Eindruck hinterlassen – mit Funktionsüberlegenheit und echtem Mehrwert für den Kunden“. Wichtiges Thema für die Passauer sind Stoffgewichte. Es soll mehr Leichtigkeit in die Hemden kommen. „Leinen und Leinen-Mischungen sowie spannende neue Naturmaterialien rücken in den Fokus. Natürlich ist beim Hemd die Baumwolle nicht wegzudenken. Aber wir suchen verstärkt nach Alternativen und Mischungen, die nachhaltiger sind und zudem positive Trageeigenschaften mitbringen. Hier liegt unser Schwerpunkt auf recycelten Materialien und Tencel“, sagt Leiter. Ziel sei Circular Manufacturing. ETERNA soll weniger Wasser und Agrarfläche verbrauchen und verstärkt auf schnell nachwachsende Rohstoffe setzen beziehungsweise auf das Wiederverwenden. „Außerdem haben wir neue innovative Materialien entwickelt, die gezielt auf ein bestimmtes Kundenbedürfnis abgestimmt sind. Das können intelligente Funktionen sein wie bei unserem fleckenabweisenden LOTUS SHIRT oder besondere Garnzusammensetzungen, die einem Hemd das Tragegefühl eines T-Shirts verleihen. Wir glauben stark an die Hybriden, die den Look eines klassischen Hemdes mit dem Komfort und der Funktionalität aus der Sportswear verbinden. Deswegen stärken wir auch unser Jersey-Angebot – sowohl Hemd als auch Polo“, sagt Leiter.
Treiber bei den Passformen bleibt die Casualisierung: Verkürzte Rumpflängen und Stehkragen gewinnen weiter an Bedeutung, der Look wird lässiger. Auch beim Overshirt wurden neue sommerliche Varianten entwickelt. „Unser Highlight in der besonders nachhaltigen Casual-Kollektion WE CARE ist ein Westernshirt im Denimlook mit recycelten Druckknöpfen“, sagt Leiter. Farblich treffen zwei Trendthemen aufeinander: ein breites Spektrum an Naturtönen wie Camel, Sand, Stein, Kaki und auch Rottöne, die vom Natural Dyeing inspiriert sind. Und auf der anderen Seite frische, klare Farben. Hier werden auch schlicht Primärfarben nebeneinandergestellt. Trendfarbe bleibt Grün in allen Facetten. Weiß wird aufgebrochen und es kommen neue natürliche Off-Whites und Naturmaterialien in ihrer ungebleichten, ursprünglichen Farbgebung dazu.
Heiko Storz, Inhaber von FIL NOIR, hat sich auf die Entwicklung neuer Konzepte konzentriert. Ihm ist ein klares Profil seiner Marke wichtig.
FT: Herr Storz, wie lautet die Kernaussage Ihrer Kollektion?
Heiko Storz: „FIL NOIR präsentiert sich zur Saison Frühjahr/Sommer 2021 mit einem deutlich schärferen Profil. Wir haben neue, innovative Konzepte entwickelt und darüber hinaus FIL NOIR insgesamt durchdekliniert und klar strukturiert. Das Resultat ist ein klares Bild, das die Besonderheiten der einzelnen Kollektionen beziehungsweise Linien unterstreicht und hervorhebt. Damit wird das Gesamtbild für unsere Kunden klarer und einfacher verständlich. Zu Frühjahr/Sommer 2021 haben wir die Spitzen der FIL-NOIR-Uomo-Kollektion, die in Farben und Mustern wie immer sehr vielseitig ist, verstärkt. Unsere neueste Innovation: NEW -SLOW WEAR- CITY SHIRTS.
Mit der immer weiter voranschreitenden ,Casualisierung‘ ist das klassische City-Hemd ein Auslaufmodell. Die Lösung: Die Linie macht Hemdentragen leicht, denn die Shirts sind superbequem, pflegeleicht, weich und passen perfekt zu Jeans und Chino, lässigem Blazer und Sneakers – der zeitgemäße Office Look.“
Welche Stoffe und Qualitäten kommen?
„Im Frühjahr/Sommer 2021 bieten wir hauptsächlich leichte Baumwollqualitäten. Der Fokus liegt klar auf unserem Leinen-Programm, das wir im Zuge des starken Zuspruchs unserer Kunden ausgebaut haben.“
Wohin entwickeln sich Silhouetten und Passformen?
„FIL NOIR hält es mit der ,goldenen Mitte‘. Unser ,Shaped Fit‘ wird bereits seit einigen Saisons von den Kunden favorisiert. Slim oder Regular Fit gehören zu den Auslaufmodellen.“
Welche Farben dominieren?
„Ab Frühjahr/Sommer 2021 bieten wir vier statt drei Liefertermine. FIL NOIR bietet zu jedem Liefertermin ein anderes Farbspektrum. Pre-Liefertermin: sommerliches Peach als saisonale Farbe; Liefertermin eins: helle bis kräftige Blau-Nuancen, Liefertermin zwei: Kontraste in Aqua; Liefertermin drei: frisches Lindgrün und pudrige Multicolours.“
Wie wird der Bestand an aktueller Ware, die gegebenenfalls wegen der Pandemie nicht abverkauft, sondern wahrscheinlich eingelagert wird, integriert?
„Wir haben die noch ausstehenden Liefertermine geringfügig nach hinten verlegt und konnten im engen Austausch mit unseren Kunden die Ware auf den Punkt und entsprechend ihren Wünschen liefern. Für Frühjahr/Sommer 2021 haben wir unsere Liefertermine von drei auf vier erhöht, um zu gewährleisten, dass unsere Kunden zu jeder Zeit aktuelle Ware anbieten können. Innerhalb der vier Termine können sie die georderten Artikel frei nach Bedarf einteilen. Das Festhalten an der klassischen Vororder hat sich gerade jetzt bewährt. Genauso wie der Verzicht auf Minimumorder. Für Frühjahr/Sommer 2021 erleichtern wir unseren Kunden die Vororder dank eines verkaufsunterstützenden Online-Tools. Der Kunde erhält über unsere Agenten ein personalisiertes Passwort, das 48 Stunden aktiv ist. Er kann dann das gesamte FIL-NOIR-Angebot sichten und seine Order, die nach wie vor über den Agenten abgewickelt wird, entsprechend vorbereiten.“
Business Nomads
Michael Betz, Produktmanager bei HILTL, sieht die Marke im Wandel. Die Kollektion trägt den Titel BUSINESS NOMADS. „Diese Menschen zeichnen sich durch finanzielle Unabhängigkeit und das Streben nach räumlicher Freiheit aus“, sagt Betz. Das Arbeitsumfeld sei nicht auf Büro und Meeting-Räume begrenzt und die Digitalisierung erlaube ein vernetztes Arbeiten nahezu an jedem Ort. „Dieses ,Mindset‘ und die entsprechenden Ansprüche an die Bekleidung haben uns für die Kollektion inspiriert“, sagt Betz und nennt auch Begriffe wie Nachhaltigkeit und Performance. Zum Einsatz kommen technische Jerseys, uni und gemustert. „Highlight ist unsere Commuter Pant aus einer Woll-Cordura-Mischung, die wasserabweisend, knitterfrei und bielastisch ist“, betont Betz. Auch reines Leinen in Uni, Check und Streifen sowie nachhaltige Baumwoll-Lyocell-Mischungen werden verarbeitet. Bei den Silhouetten und Passformen dominiert nach wie vor die schlanke Silhouette. Neu entwickelt wurde zudem ein „Tapered“ Fit, der den Trend Richtung lässiger Silhouetten aufgreift. Die Hosen sind leicht verkürzt, lassen sich aber durch einen Punktriegel auf eine „reguläre“ Länge anpassen. Farblich kommen Aozora-Blau und Midori-Grün. Später in der Saison folgen Beige- und Braun-Nuancen sowie Wasabi Green, Sunrise Red, Sun Yellow und Sky. „Über unsere saisonalen NOS-Artikel sowie wiederkehrenden Top Seller, wie 100 Prozent Leinen als Delavé, können die erwarteten Restanten ohne Probleme ins aktuelle und frische Sortiment integriert werden. Zeitlose und nachhaltige Substanz zahlt sich in diesen herausfordernden Zeiten besonders aus“, erläutert Betz, wie Restbestände von Frühjahr/Sommer 2020 aufgenommen werden sollen.
Kopfkino und Côte d’Azur
Lasse Holger Mitterhusen, Creative Director beim schwäbischen Hemdenspezialisten OLYMP, verweist darauf, dass einige Saisonartikel im NOS für die Saison Frühjahr/Sommer 2020 den Handelspartnern konkret benannt wurden, die in das Lagerprogramm für Frühjahr/Sommer 2021 übernommen werden. „Nachdem es sich hierbei ausschließlich um absatzstarke und verkaufssichere Artikel handelt, die auch in der Folgesaison ihre modische Gültigkeit behalten werden, ist eine erneute Integration problemlos möglich“, erklärt Mitterhusen, wie die OLYMP-Restware im Handel auf der Fläche in die Kollektion Frühjahr/Sommer 2021 integriert wird. Modisch dreht sich beim Hemdenspezialisten diesmal alles um die Stimmungen und Emotionen, die Kinofilme mit ihrer Ästhetik erzeugen. „Wie ist es möglich, dass einem in Gedanken an manche Streifen unmittelbar bestimmte Bilder und Farben in den Sinn kommen? Was macht sie so einprägsam, dass man sie für immer erinnert?“, fragt sich Mitterhusen und zitiert die Filme RUSH – ALLES FÜR DEN SIEG, das Duell der beiden Formel-1-Piloten hat das Segment Casual/Modern Fit inspiriert, und DER TALENTIERTE MR. RIPLEY, bei dem der Lifestyle des ikonischen Fischerdorfs am Golf von Neapel als Taktgeber dient. Darüber stehen die Modernisierung des Business-Hemdes, die zum Herbst 2020 mit dem 24/Seven-All-Time-Shirt eingeleitet wurde, und die permanente Weiterentwicklung der Casual-Kollektionen mit Strick und Jersey. Der Anteil an Drucken bleibt hoch und der Fokus liegt auf Leinen und bedruckten Leinenstoffen. Dazu kommen neue, sommerliche Materialmischungen mit Tencel beziehungsweise Lyocell.
Michaela Mutka-Wasling, Head of OLYMP SIGNATURE, begibt sich an die Côte d’Azur auf der Suche nach einem perfekten Tag an der französischen Riviera! Der Küstenort Menton direkt an der italienischen Grenze ist weniger touristisch und hat einen eher provinziellen Charakter. Die Inspiration für das Muster bei diesem Thema ist der spektakuläre Blick auf die pastellfarbenen Häuser, während die Sonne langsam die Morgenluft erwärmt. Das Muster der Häuser von Menton ist zusammen mit leicht strukturierten Stoffen in Weiß, Hellblau und Navy Teil des saisonalen NOS-Angebots. Nizza ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern hat auch sonst viel zu bieten. Den Blumenmarkt Marché aux Fleurs zum Beispiel. Formen und Farben der Blüten sind Quelle der Inspiration bei der Gestaltung von Mustern. Auch die Postkartenidylle der französischen Riviera in Saint-Tropez mit den typischen lebhaften Farben, der spektakulären Architektur und dem türkisfarbenen Wasser ist Kulisse für die neue Kollektion. Das Hemd aus Leinen wird wegen seiner Kühle und Frische bei heißem und feuchtem Wetter geschätzt. In Kombination mit der Veredlung und den Mustern in sommerlichen Farben wird das OLYMP-SIGNATURE-Hemd aus Leinen zum Begleiter für den Strand. Ein neues Poloshirt und ein T-Shirt aus einer Leinen-Baumwoll-Mischung runden das Angebot ab. Cannes schließlich mit der Promenade de la Croisette steht für elegantes Nachtleben und Hemden aus einem leichten, luftigen Gewebe mit neuartigen, einteiligen Kragen und kürzerem Schnitt.
Jörg Stoppel, Produktmanager, PIONEER AUTHENTIC JEANS, will die Marke auch modsich als Konstante in bewegten Zeiten positionieren.
Stoppel über die Kollektion Frühjahr/Sommer 2021:
„Die Kernaussage unserer Kollektion lautet: ‚Die Welt verändert sich, PIONEER bleibt eine wichtige Konstante und Partner des Handels.‘ ‚Coolmax‘ und ‚Megalight‘ sind, neben dem Umsatzbringer ‚PIONEER Megaflex‘, die Stories der Saison Frühjahr/Sommer 2021, wobei die Themen Funktion und Leichtigkeit dominieren.“
Stoppel über Qualitäten und Stoffe:
„Neben ,Coolmax‘ Fabrics wird das Thema ,Megalight‘ mit einem hochelastischen 6oz Denim in verschiedenen Blues gespielt. Zusätzlich bieten wir einen 180 Gramm leichten Stretch-Gabardine in sommerlichen Farben mit einem soften Handfeel an.“
Stoppel zu den Farben:
„Im Denim-Segment dominieren Blues und Greys in allen Varianten. Flats überzeugen durch eine natürliche Farbigkeit. Hier stehen Erd- und Wüstenfarben im Fokus.“
Stoppel über die Integration von Restware Frühjahr/Sommer 2020 in Frühjahr/Sommer 2021:
„Natürlich hat auch uns die Pandemie während der Auslieferung des Sommer-2020-Programms stark getroffen. In dieser Saisonhälfte liefern wir verstärkt Basic Styles aus. Daher wird es kein Problem sein, diese Modelle in die Kollektion Frühjahr/Sommer 2021 zu integrieren. PIONEER Styles sind saisonübergreifend. Den während des Shutdowns häufig verwendeten Begriff von ,verderblicher Ware‘ darf es in der Mode einfach nicht geben.“
Befreiung vom Businesslook
Wenn Tobias Harprecht, als Designchef für den Look der windsor.-Menswear-Kollektion verantwortlich, über die aktuellen Ereignisse spricht, sagt er, dass das Virus die bestehenden Tendenzen verstärkt habe: Nachhaltigkeit, Casualisierung und Nachhaltigkeit. „windsor. steht schon immer für unterwegs sein und diesmal haben wir uns nach Paris aufgemacht, die Stadt der Mode, die für Haute Couture steht und eine ganz eigene Attitüde der Streetwear entwickelt hat“, führt der Designer weiter aus. Die Männer wollen weg vom uniformen Business-Look hin zu einer entspannten Eleganz. Und es haben sich zwei Pole gebildet: Männer, die sich vom Business-Look befreit haben, und auf der anderen Seite der Skala junge Männer, die Konfektion für sich entdeckt haben, casualig und trendy. Harprecht hat für sich daraus das „Iconic Tailoring“ abgeleitet. Ein Look, der genau diese Spannbreite abdeckt. Vom entspannten Sakko fast schon in leichter Hemdenqualität bis zum klassischen, aber modern interpretierten Teil aus dem gleichen Stoff und vielfältig kombinierbar.
Auch das Travel-Thema spielt das Holy-Label weiter. „Corona mag die Art und die Destinationen verändern, aber die Menschen werden immer reisen“, sagt Harprecht. Und sie wollten ihre Lieblingsteile mitnehmen. Bekleidung, die einfach zu tragen sei, perfekt aufeinander abgestimmt, leicht und mobil. Zum Einsatz kommt dabei weiche Wolle, auch für Sakkos, die in der Anmutung den Hemden schon sehr nahekommen. Das dritte Thema von windsor. nennt sich „Earth“ und spiegelt den Nachhaltigkeitsansatz wider. „Wenn wir den Carbon Footprint heranziehen, reist ein Anzug umgerechnet fünfmal um die Welt, bevor er im Geschäft hängt. Uns ist es gelungen, diese Strecke auf 22.000 Kilometer zu reduzieren!“
windsor. verarbeitet italienische Wolle und hat den Einsatz von Zutaten bewusst auf das Wesentliche beschränkt. Ganz in der Tradition der handwerklichen Produktion. Bei den Farbthemen setzt der Designer auf Helligkeit und Leichtigkeit. Der weiße Sneaker habe auch in der Menswear einen neuen Standard gesetzt, der sich nun durchsetze: Für windsor. übersetzt sind das die Themen Jardin (Olivtöne bis hin zu Salbei in Kombination mit Weiß), Cafe-Crème-Farbthemen (Schokoladen- und Milchtöne und ein Skyblau) sowie Tricolore (Blau, Weiß, Rot). Bei den Silhouetten wird es zusehends volumiger. „Wir gehen weg von Slim und Skinny Look“, sagt Harprecht. Selbst Oversize-Shirts seien kein Problem mehr. Frühjahr/Sommer 2020 greift das Label mit dem Carry-over-Ansatz auf. Dahinter verbirgt sich die Idee, erfolgreiche Teile aus der aktuellen Kollektion leicht verändert wieder aufzugreifen und dem Handel zur Ergänzung der Restware anzubieten. Baumwollsakkos zum Beispiel oder Hosen. Die Kollektion selbst hat sich verändert, weil die Pre-Kollektion in die Hauptkollektion aufgenommen und stattdessen ein Early Buy angeboten wurde. Damit wurde weniger am Umfang als mehr an der Gewichtung des Programms gearbeitet.