Drehscheibe Türkei
Der Transportmarkt für die Modeindustrie erholt sich und es gibt erste Lebenszeichen. Das teilt die Setlog Holding, ein Anbieter von Supply Chain Management (SCM)-Lösungen mit. „Kunden berichten uns über Verbesserungen bei allen Verkehrsträgern – und Daten aus unserer SCM-Software OSCA bestätigen dies“, sagt Ralf Düster, Vorstand von Setlog. Das Unternehmen analysiert Daten von rund 100 Marken aus dem Fashionbereich und deren Supply Chain-Partnern, die mit OSCA ihre Lieferketten und Einkaufsprozesse steuern. Im Landverkehr profitierten die Textilspeditionen von einer Entscheidung der türkischen Regierung Mitte Mai, die allgemeinen Quarantäne-Vorschriften für Lkw-Fahrer, die nicht aus der Türkei stammen, zu kippen. „Somit sind Fahrerwechsel an der Grenze zur Türkei hinfällig“, sagt Leonhard Kiel, Geschäftsführer der auf Modetransporte spezialisierten Spedition Barth + Co. und Vorstandsmitglied des Fashionnetzwerks „Dialog Textil- Bekleidung“ (DTB), in der FACT-Videoserie von Setlog und dem DTB. Bekleidung sei wieder schneller unterwegs als zu Beginn der Covid-19-Pandemie. „Stabil läuft auch die Fährverbindung zwischen Istanbul beziehungsweise Izmir und dem italienischen Hafen Triest“, sagt Kiel. Auch würden wieder Lkw mit Stoffen aus den norditalienischen Webereien in Richtung Türkei und Osteuropa fahren. Seit Mitte Mai laufe die Stoffproduktion in Norditalien langsam an. „Die Transportvolumen sind unseren Kunden zufolge allerdings sehr gering im Vergleich zur Zeit vor dem Lockdown. Aktuell werden viele Restaufträge aus der Zeit vor der Pandemie abgearbeitet. Die Volumina sind deshalb niedrig, weil Aufträge storniert wurden“, sagt Düster.
Ein Überblick von Setlog:
Luftfracht: Nachdem im März und April Luftfrachtlieferungen von Masken und Schutzkleidung aus China die Raten im Aircargo-Bereich erhöhten, ebbt dieses Geschäft jetzt ab. Die Abfertigung läuft stabil, die Frachtraten sind leicht gesunken. Dennoch betragen die Preise für Warentransporte aus dem Reich der Mitte noch etwa das Dreifache im Vergleich zum Jahresanfang. Am 12. März war es noch mehr als das Fünffache.
Schienengüterverkehr: Gut gebucht werden die Güterzüge auf der neuen Seidenstraße. Daher raten Spediteure ihren Kunden, bereits zwei Wochen im Voraus Kapazitäten zu reservieren. „Der große Vorteil dieser Transportoption: Im Vergleich zur Seefracht vergehen beim Transport auf der Schiene zwischen China und Hamburg aktuell nicht 32 oder mehr Tage, sondern 18“, sagt Patrick Merkel, Geschäftsführer des 4PL-Unternehmens Prologue Solutions in Hamburg. Trotz der leicht steigenden Nachfrage seien die Raten pro Container relativ stabil. Im Vergleich zur Luftfracht sind die Raten für den Schienentransport auf der neuen Seidenstraße im Schnitt 50 Prozent günstiger.
Seefracht: Nachdem sich zu Beginn der Covid-19-Pandemie leere und volle Container in China stauten, hat sich die Lage in den Häfen entspannt. „Aufgrund von Verzögerungen bei den Hafenaufenthalten, langsamer als normal fahrender Schiffe und pausierender Services dauert aber beispielsweise der Transport eines Containers von Schanghai nach Hamburg aktuell 32 bis 34 Tage“, sagt Merkel. Vor der Coronakrise seien es 28 bis 30 Tage gewesen. Die Buchungslage sei Anfang Juni nahezu auf Vorjahresniveau gestiegen. Weltweit hätten die Reeder aber die Kapazitäten heruntergefahren. Laut einem Bericht des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) sind derzeit 11,3 Prozent der weltweiten Containerflotte ungenutzt. Das heißt: 524 Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 2,65 Millionen 20-Fuß-Standardcontainern (TEU) liegen vor den Häfen auf Reede, meistens in Asien.