Autor: Andreas Grüter Ob ALDI, LiDL, PENNY. oder Tchibo – der Lebensmitteleinzelhandel ist seit Langem einer der ganz großen Player der Bekleidungsbranche. Doch wie schneiden die Kollektionen im modischen Style-Check ab? Wir haben uns gemeinsam mit Joachim Kern vom Kölner Herrenmode-Label JoaH kRaus durch Kataloge und Websites gearbeitet und ihn nach seiner Meinung gefragt.
ALDI NORD – Website
Machen wir uns nichts vor: Ein Shirt, ein Polo oder eine Bermuda kann man nicht neu erfinden. Was ALDI NORD auf der Website zeigt, ist Bekleidung als Uniform für Menschen, die in der Masse verschwinden wollen. Farben, Formen und Muster passen, soweit man das anhand der recht klischeehaften Sommer-Sonne-Meer-Fotos erkennen kann. Im Endeffekt stehen und fallen die Looks mit den Models und damit, inwieweit sich die Konsumenten mit den Männern in den Klamotten identifizieren können. Die Pieces selbst sind gestalterisch nichtssagend und so konzipiert, dass man sie zur nächsten Saison ohne großen finanziellen Aufwand ein wenig verändern und wieder neu anbieten kann.
ALDI SÜD – „Meine Woche“-Katalog
Die Styles sind modisch komplett neutral gehalten, was nicht überrascht. Schließlich sind sie für Leute entworfen worden, die Bekleidung kaufen wollen und die Fashion nicht wirklich interessiert. Details und Muster sind stimmig und auf den ersten Blick gar nicht so weit von hochwertigeren Designerteilen entfernt. Im Kampf ALDI gegen ALDI hat ALDI NORD meiner Meinung nach aber rein modisch die Nase vorn. Dabei kooperierte ALDI SÜD doch vor zwei Jahren noch mit Designer Steffen Schraut und bietet seinen Kunden zudem eine Online-Mode- und -Typberatung.
Fragt sich nur, wer sich damit wirklich beschäftigt. Richtig erschreckend finde ich hier wie dort die Preise. Schwimmshorts und T-Shirts für 4,99 Euro? Was das über Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness aussagt, kann sich eigentlich jeder selbst denken.
LiDL – „Dein Magazin zum Shop“-Katalog
Keine Experimente – bei LiDL gilt im Endeffekt das Gleiche wie bei ALDI, wobei die Teile vielleicht noch ein wenig neutraler sind. Auch preislich bewegt man sich auf dem gleichen Niveau, weshalb auch hier meine oben geäußerte Kritik gilt. Interessant finde ich allerdings die Wahl des Models, das nicht der gängigen Norm entspricht. Ein cleverer Move, um die Identifikation des Käufers mit der Ware zu erleichtern.
Tchibo – Website
Mein erster Eindruck: eine ruhig designte Website, die die schön fotografierten Styles angenehm hochwertig erscheinen lässt. Die Teile kommen wesentlich detailreicher als bei der Konkurrenz und die Auswahl ist zudem um einiges größer. Allerdings findet sich auch hier ausschließlich Basic-Massenware, wenngleich auch mit wirklich trendgerechten Mustern und Farben. Es handelt sich halt um Bekleidung und nicht um Mode. Überrascht bin ich teilweise von der Höhe der Preise. Eine Funktionsjacke für knapp 350 Euro hätte ich hier beispielsweise nicht erwartet.